Silbermond über ihr neues Album

„Konzerte sind ein großer Anker“

Die Band Silbermond hat mit „Auf Auf“ ihre erste Platte nach der Pandemie veröffentlicht.

Lieber Touren als Bananenbrot backen: Silbermond.

© Pressefoto

Lieber Touren als Bananenbrot backen: Silbermond.

Von Ina Schäfer

Silbermond ist eine der erfolgreichsten deutschen Bands. Das neue Album „Auf Auf“, mit dem sie derzeit auf Tour sind, soll Abschluss und Aufbruch gleichzeitig sein, sagen die Frontfrau Stefanie Kloß und der Schlagzeuger Andreas Nowak im Gespräch – und erklären, was sie aus der Corona-Zeit gelernt haben.

Frau Kloß, Herr Nowak, Sie hatten am Wochenende Tourauftakt in Hamburg mit zwei ausverkauften Shows. Wie hat es sich angefühlt, wieder auf der Bühne zu stehen?

Stefanie Kloß: Das war schön! Es fühlt sich gut an mit der neuen Platte und neuen Songs unterwegs zu sein.

Aufnahmen von Ihrem ersten Konzert zeigen, wie bewegt Sie waren, als Sie das erste Lied angestimmt haben.

Stefanie Kloß: Beim ersten Set ist ganz schön viel von uns abgefallen. Wir haben die letzten Monate ziemlich rangeklotzt, um die Platte fertig zu stellen. Parallel dazu haben wir die TV-Produktion „Sing meinen Song“ vorbereitet. Da waren sehr viele Dinge, die gleichzeitig gelaufen sind. Und jetzt stehen wir endlich wieder auf der Bühne! Wenn wir in die Gesichter der Leute schauen, sind wir einfach wahnsinnig dankbar dafür, dass sich die Menschen auch in diesen Zeiten ein Konzertticket kaufen und sagen: Ja, Musik ist mir wichtig und dafür gebe ich Geld aus und gehe auf das Konzert.

Das Livespielen haben Sie sicherlich am meisten vermisst während der Pandemie.

Andreas Nowak: Auf alle Fälle. Man hatte natürlich Zeit für anderes, man konnte etwa Bananenbrot backen, aber das Livespielen hat sehr gefehlt.

Das Lied, mit dem Sie starten, ist das dem Album seinen Titel gebende „Auf Auf“. Darin geht es um den Aufbruch nach einer langen Zeit des Stillstands.

Stefanie Kloß: Wir hatten die Intention einen Song zu schreiben, der nach vorne blickt. Es gab irgendwann einen Moment, in dem ich es nicht mehr ertragen habe, ständig über die letzten drei Jahre zu reden, über die Zeit vor und nach Corona. Wir möchten zeigen, dass jetzt die Zeit ist den Kopf über Wasser zu kriegen und auch zu halten.

Das letzte Album wurde von der Pandemie erwischt.

Stefanie Kloß: Ja, wir hatten gerade unser Album geschrieben, und drei Monate später war Lockdown. Die Platte hatte weder Zeit zum Atmen, noch konnte sie freischwimmen, sondern sie ist sofort untergetaucht. Auf der neuen Platte wollten wir aufschreiben, was uns die letzten Jahre so bewegt hat, welche Erkenntnisse wir gesammelt haben. Und deshalb ist das neue Album „Auf Auf“ auch irgendwie ein Abschluss der letzten Jahre.

Welche Erkenntnisse waren das?

Stefanie Kloß: Ich finde, dass wir für uns die Erkenntnis wiedergefunden haben, dass das Wichtigste wirklich ist, wie wir miteinander umgehen. Und wie wir als Gesellschaft mit schwierigen Situationen umgehen. Passen wir aufeinander auf? Oder dreht sich alles nur um den eigenen Kosmos? Das findet sich in jedem Song auf der Platte auf unterschiedlichste Art und Weise wieder.

Das Lied „Hey Ma“ ist eine Hymne an Ihre Mütter. Wie hat sich der Blick auf Ihre Mutter geändert, seit Sie selbst ein Kind bekommen haben?

Stefanie Kloß: Ich glaube, dass sich der Blick auf die eigene Mutter mit jedem Jahr ändert, das man älter wird und Erfahrungen sammelt. Dass ich selber Mutter geworden bin, hat natürlich auch einen Anteil daran. Man versteht ein bisschen mehr, was sie geleistet hat und wie viel Kraft sie aufgewendet hat in Momenten, in denen man eigentlich sagt: Ich kann nicht mehr! Ich habe das Gefühl, Mütter können immer noch mehr. Und wir wollten unseren Müttern auch einfach mal danke sagen, denn es war bestimmt nicht immer einfach mit uns, mit dem was wir machen (lacht). Ohne die Mütter wäre das alles gar nicht gegangen.

Ihre Fans können sich mit den Texten wie „Hey Ma“ identifizieren. Was bekommen Sie da für Feedback?

Stefanie Kloß: Es ist wirklich verrückt, wie viele Nachrichten wir bekommen zu unserer Musik. Ich bin jedes Mal wieder erstaunt, wie offen uns die Leute in ihr Leben schauen lassen und wie nahe sie uns ranlassen. Mit Songs, die in ihrem Leben eine Rolle spielen und wo sie sagen, eure Songs haben uns begleitet oder durch schwierige Zeiten geholfen. Und das ist doch das Schönste als Musiker, dass man Begleiter und Mutmacher sein kann. Ich glaube sehr, dass man die letzten drei Jahre unterschätzt hat, wie wichtig Musik ist als Punkt, an dem die Menschen ihre Gefühle lassen können. Ich glaube schon, dass vor allem auch Konzerte für die Menschen ein großer Anker ist.

Bei „Wenn’s am schönsten ist“ drehen Sie auf Ihrem Album ein berühmtes Sprichwort um.

Stefanie Kloß: Wir neigen dazu, immer alles planen zu wollen. Aber am Ende des Tages wissen wir alle nicht, was kommt. Und wenn da einfach ein schöner Moment ist mit den Leuten, die du gerne hast, warum sollst du denn eher aufhören lassen? Du weißt nicht, wann die nächste Chance dazu kommt.

Andreas Nowak: Und es ist für uns auch eine Ode an die kleinen Dinge im Leben, die man manchmal gar nicht so zu schätzen weiß. Ein guter Kaffee, den man bewusst schmeckt zum Beispiel. Und es geht auch um die Erinnerungen an schöne Momente, die man in sich trägt. Manchmal ist es eben besser einen Sonnenuntergang einfach anzuschauen und nicht zu fotografieren. Auf dem Foto sieht das eh immer blöde aus (lacht). Es geht darum, einfach mal da zu sein, so klischeehaft das auch klingt.

Erfolgsgeschichte einer Schülerband

BandSilbermond hat sich 1998 als Schülerband in Bautzen gegründet. Die Band besteht aus den Freunden Stefanie Kloß, Johannes Stolle, Thomas Stolle und Andreas Nowak. Zu den bekanntesten Songs zählen „Symphonie“, „Das Beste“ und „Irgendwas bleibt“. Inzwischen ist Frontfrau Stefanie Kloß häufig bei erfolgreichen TV-Sendungen wie „The Voice“ auf Pro7 und „Sing meinen Song“ auf Vox zu sehen.

AlbumDas aktuelle Album trägt den Titel „Auf Auf“. Die gleichnamige Single wurde schon im vergangenen Jahr veröffentlicht. Die Band ist den ganzen Sommer über mit neuen und alten Songs auf Tour. Unter anderem: 24.6. Karlsruhe, 23.7. Balingen, 28.7. Stuttgart, 29.7 Mosbach, alle Infos und Tourdaten unter www.silbermond.de.

Zum Artikel

Erstellt:
7. Juni 2023, 17:38 Uhr
Aktualisiert:
7. Juni 2023, 18:25 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen