Galerie Schlichtenmaier
Mit Anton Stankowskis wehenden Farbfahnen ins Kunst-Glück
Die Werkgeschichte des Fotografen, Malers und Gestalters Anton Stankowski ist auserzählt? Eine Schau der Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart beweist das Gegenteil.

© © Anton Stankowski/Stankowski-Stiftung
In der Galerie Schlichtenmaier: Anton Stankowski, Farbkoordinate, 1984 (Ausschnitt)
Von Nikolai B. Forstbauer
Ein kleines weißes Quadrat, darunter blaue Horizontalbänder: eine Szenerie, die sich rasch ins Orange und ins Rot auffächert, einen vielfach vibrierenden Farbraum suggeriert, der sich zuletzt doch als Variation eines Quadrats erweist – um sich mit einem angeschnittenen Grüngewitter ins Rechteck auszuweiten. „Rotes Quadrat mit Zellen und grünem Band“ ist Anton Stankowskis Hochformat betitelt. 1973 entstanden, wirkt es verblüffend frisch und wagt im räumlichen Zentrum der Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart (Kleiner Schlossplatz 11) mit gleichrangigen bildnerischen Antworten wie „Zellenstufen grün – rot“ von 1972 oder „Farbkoordinate“ von 1984 einen wilden Tanz wie er Anton Stankowski fraglos gefallen hätte.
„Ereignis und Spiel“ ist die wesentlich der Zusammenarbeit mit der Stankowski-Stiftung zu verdankende Ausstellung betitelt – und eben dies ist erlebbar. Interessiert sich die aktuelle große Stankowski-Parade im Oberlichtsaal des Kunstmuseums Stuttgart zuvorderst für das Prinzip der Variation einer gefundenen Figuration, rückt in der Galerie Schlichtenmaier die Ungeheuerlichkeit des einzelnen Farbformsturmes in den Blick. Und im ungemein frischen Passspiel von Bildern wie „Gitter“ von 1987 und „Linien verändern sich“ von 1987 erreichen Graunuancen auskostende Werke wie „Gegenläufig, schräg“ von 1986 und das eigenwillig aus Rosa-Grund entwickelte „Dreieck-Generationen“ neue Intensität.
Als 1906 geborener Gelsenkirchener, der auszog, mit 20 schon in die erste Reihe der Züricher Konkreten vorzustoßen, ist Anton Stankowski gezeigt worden; als König der Gestalt-Ideen mit dem Ewigkeitssignet der Deutschen Bank auch; als Souverän der Bildreihen wie nun im Kunstmuseum; als Pionier aber auch konzeptueller Poesie – und als Schrittmacher der Kunst mit Fotografie. „Ereignis und Spiel“ in der Galerie Schlichtenmaier geht einen Schritt zurück, vertraut dem Maler – und gewinnt.
Nichts ist auserzählt
Als Summe allen Experiments, aller Analyse wie auch aller Zauberei kann in der Konsequenz das zentral gehängte „Un-Quadrat bunt“ von 1981 gelten. Die Welt ist in Schräglage gebracht und zeigt sich doch in ihrem Zentrum gleichermaßen als Ereignis wie als Spiel. Von hier aus ist der Weg frei für weitere Entdeckungen – ob wandfüllend wie „Farbquadrate in Stufen“ von 1977 oder unter den Serigrafien eine kleinformatige Szenerie aus Braun- und Rosé-Tönen. Nein, die Werkgeschichte des Fotografen, Malers und Gestalters Anton Stankowski ist noch lange nicht auserzählt.
Wo muss ich hin?
Was?Ausstellung „Anton Stankowski – Ereignis und Spiel“. Werkschau aus dem Bestand der Galerie Schlichtenmaier und der Stankowski Stiftung.
Wo?Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart (Kleiner Schlossplatz 11). Öffnungszeiten

© Stankowski-Stiftung
Anton Stankowski (1906-1998) war Fotograf, Maler und Gestalter

© Galerie Schlichtenmaier
Blicke in die Ausstellung ....

© Galerie Schlichtenmaier
... „Ereignis und Spiel“ ..... in der ...

© Galerie Schlichtenmaier
.... Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart.

© © Anton Stankowski / Stankowski-Stiftung
Anton Stankowski, Rotes Quadrat mit Zellen und grünem Band, 1973 (Ausschnitt)

© © Anton Stankowski / Stankowski-Stiftung
Anton Stankowski, Farbquadrate in Stufen, 1977 (Ausschnitt)

© © Anton Stankowski / Stankowski-Stiftung
Anton Stankowski, Zellenstufen grün - rot, 1972 (Ausschnitt)

© © Anton Stankowski / Stankowski-Stiftung
Anton Stankowski, Quadratsäulen gespiegelt, 1977 (Ausschnitt)