Der Schauspieler David Kross spielt in „Der Pfau“

„Ob ich ein Optimist bin? Je nach Stimmung!““

Der Schauspieler David Kross hat am Anfang seiner Karriere ohne Ausbildung schon in großen Produktionen mitgespielt. Jetzt ist er mal wieder im Kino zu sehen: in „Der Pfau“. Im Gespräch erzählt er von den Dreharbeiten und wer ihn schon mal ziemlich beeindruckt hat.

David Kross als Banker in „Der Pfau“

© Frank Dicks //© Frank Dicks

David Kross als Banker in „Der Pfau“

Von André Wesche

In der Komödie „Der Pfau“ trifft eine Gruppe deutscher Investment-Banker zu einer Teambuildingmaßnahme in einem Schloss in den schottischen Highlands zusammen. Der Schauspieler David Kross beweist darin sein komisches Talent.

Herr Kross, haben Sie schon einmal bewusst Pfau gegessen?

(lacht) Nein, tatsächlich nicht. Das müsste ich eigentlich mal probieren. Ich habe aber in Vorbereitung der Rolle keinen Pfau verspeist.

Wie nah ist Ihnen Humor britischer Prägung, wie ihn der Film abfeiert?

Sehr nah. Ich habe eine zeitlang in London gelebt. Die Briten haben immer relativ schnell so eine humorvolle Art, miteinander umzugehen, die mir total in Erinnerung geblieben ist. Das gehört einfach zum normalen Alltag und ist auch in der Sprache verankert. Das hat etwas sehr Angenehmes.

Welche Gefühle hegen Sie für die Welt der Investmentbanker?

Ich habe in Vorbereitung natürlich viel mit dem Regisseur Lutz Heineking Jr. darüber gesprochen. Was genau ist deren Aufgabenfeld? Um was für Summen geht es dort? Es hat sich aber ziemlich schnell herausgestellt, dass es im Film gar nicht so sehr um dieses Thema „Investmentbanking“ geht und was die genau machen. Wenn man also etwas über Investmentbanking lernen will, muss man nicht unbedingt den Film schauen. Es geht eher um diese Gruppendynamik und das, was die ganze Zeit unter der Oberfläche passiert. Diese ständige Angst, dass man etwas falsch gemacht hat und jetzt „abgesägt“ wird. Dieses Konkurrenzdenken innerhalb der Gruppe und das ständige Abchecken der anderen. Wo stehe ich hier gerade? Wie muss ich mich verhalten? Genau darum geht es für mich in diesem Film.

Gibt es Teambuilding-Maßnahmen auch bei Schauspielern?

Ja, es gibt Produktionen, bei denen es das tatsächlich gibt. Allein die Proben und alles, was im Vorfeld eines Filmdrehs passiert, ist schon so etwas wie Teambuilding. Man schaut, wie man miteinander arbeitet, was der andere für ein Typ ist und wie man etwas gemeinsam darstellen kann. Das geht natürlich total in diese Richtung.

Ihre erste Hauptrolle in „Knallhart“ 2006, die erste große, internationale Rolle in „Der Vorleser“ 2008 und wenig später schon eine Arbeit mit Spielberg – hat es auch Nachteile, so schnell Karriere zu machen?

Es ging bei mir tatsächlich ziemlich schnell los. Ich hatte gleich am Anfang wirklich große Produktionen. Die ersten drei waren „Knallhart“, dann „Krabat“ und danach „Der Vorleser“. Wenn ich mich daran zurückerinnere, war danach mein Gedanke: ‚Okay, ich habe jetzt drei Filme in meinem Leben gemacht, ohne vorher eine Schauspielschule besucht zu haben. Alle anderen erwarten jetzt natürlich von dir, dass du es kannst.’ Ich musste mir diesen Job aber erstmal erarbeiten, wenn ich ihn längerfristig ausüben wollte. Es gibt andere Berufe, bei denen man erst eine jahrelange Ausbildung durchläuft, bevor man in den Job hineingeworfen wird. Diese Ausbildung ging für mich erst später los. Ich habe mich mit der Zeit immer mehr reingefunden und mittlerweile ganz gut erkannt, wie ich arbeiten möchte.

Warum haben Sie Ihr Schauspielstudium in London abgebrochen?

Das hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt. Ich habe das gemacht, um die Sprache zu lernen und dort Zeit zu verbringen. Ich habe dann aber schnell gespürt, dass es nicht der Weg ist, wie ich weiter lernen möchte. Ich habe andere Schauspielkurse besucht und mich anders fortgebildet. Gleichzeitig habe ich noch arbeiten können. Das war für mich der stimmigere Weg. Das ist aber für jeden anders, was ja auch das Spannende ist. Jeder hat seine eigene Technik und seinen eigenen Zugang zu diesem Beruf. Dadurch gibt es dabei kein Richtig oder Falsch.

Welcher Filmschaffende hat vom Menschlichen her einen besonders tiefen Eindruck bei Ihnen hinterlassen?

Das war auf jeden Fall gleich am Anfang meiner Karriere: Detlev Buck, mit dem ich meinen ersten, großen Film machen durfte. Das war für mich ein ganz tolles Erlebnis. Ich war 15 und ich bin noch zur Schule gegangen, es fand alles in den Sommerferien statt. Wir haben das in Berlin gedreht, hauptsächlich in Neukölln. Buck hat mich auf so eine wahnsinnig unaufgeregte Art in die Arbeit als Schauspieler eingeführt. Daran denke ich immer noch gerne zurück. Er hatte Vertrauen in mich und hat mir gleichzeitig noch ganz viele Sachen erklärt. Nach dem Dreh sind wir immer zum Schlachtensee gefahren, sind unsere Bahnen geschwommen und haben über den Drehtag gesprochen. Es hatte etwas ganz Besonderes. Dann waren die Sommerferien vorbei. Ich bin wieder in die Schule gegangen und dachte mir, das hat doch Spaß gemacht. Von da an ging es dann los.

Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen Sorgen umtreiben, vor der Klimakrise, dem Krieg und dem wirtschaftlichen Niedergang. Welche Gedanken beschäftigen Sie in diesem Zusammenhang besonders?

Es ist natürlich eine schwierige Zeit. Der Krieg in der Ukraine ging gerade los, als wir „Der Pfau“ gedreht haben. Ich kann mich genau an dieses Gefühl erinnern. Man hat geahnt, dass jetzt wirklich eine andere Zeit anbricht. Das war ein bisschen schräg, weil wir mitten in dieser absurden Geschichte waren, in der es um einen Pfau geht, der verrückt wird und Rot sieht, wenn er Blau sieht. Wir befanden uns im Universum dieser Komödie und gleichzeitig stellte sich diese krasse Situation in der Weltpolitik ein. Dieses parallele Erleben war schon bizarr. Jetzt kommt dieser Film heraus und die Lage hat sich kein bisschen entspannt. Natürlich macht mich das traurig.

Sind Sie ein Optimist?

Ja, grundsätzlich schon. Es gibt aber auch Momente, in denen ich eher pessimistisch bin. Das muss ich ehrlich zugeben. Ich bin sozusagen ein stimmungsabhängiger Optimist. (lacht)

Sind Sie ein glücklicher Mensch?

Ja!

Info

Story Die Bilanzen sind mies, die Kollegen sind untereinander tief zerstritten, Entlassungen stehen ins Haus: Was liegt da für Londoner Investmentbanker näher, als zum „Teambuilding“ auf ein einsames altes schottisches Schloss zu fahren? Isabel Bogdan hat 2016 ihre Satire auf das moderne Arbeitsleben als Buch veröffentlicht – mit viel schwarzem Humor. Was auch etwa den schönen Pfau des adligen Anwesens betrifft, der bald nach Seminarbeginn spurlos verschwindet...

Film TV- und Kinoregisseur Lutz Heineking junior hat eine Topbesetzung verpflichten können: David Kross, Tom Schilling, Jürgen Vogel, Svenja Jung, Annette Frier, Lavinia Wilson und Serkan Kaya. 106 Minuten, ab 12 Jahren.

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Erstellt:
15. März 2023, 16:34 Uhr

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