„Alien: Earth“ bei Disney+
Bruchlandung der Weltraummonster – Was taugt die neue „Alien“-Serie?
Gibt es nicht schon genug Ableger zu Ridley Scotts Sci-Fi-Schocker „Alien“ aus dem Jahr 1979? Nein! Und die Serie „Alien: Earth“ bei Disney+ kann es beweisen.

© FX/Patrick Brown
Wo geht es hier zu den Aliens? Sydney Chandler als Wendy
Von Gunther Reinhardt
Es soll ja Menschen geben, die schon Panikattacken bekommen, wenn sie sich nur daran erinnern, wie sie Ridley Scotts Film „Alien“ aus dem Jahr 1979 zum ersten Mal gesehen haben – etwa daran, wie John Hurt als Kane beim Essen in der Raumschiff-Kantine von einem außerirdischem Parasiten überrascht wird oder wie Sigourney Weaver als Ripley dem von HR Giger entworfenen Alien im Nostromo-Rettungsshuttle unerträglich nahe kommt.
Eine ganz neue Art Weltraumhorror
Weil diese Art Weltraumhorror so neu, so aufregend, so gruselig war, haben sich später zum Beispiel auch James Cameron, David Fincher oder Jean-Pierre Jeunet an dem „Alien“-Stoff versucht. Inzwischen gibt es eine kaum überschaubare Menge an Filmen, Büchern und Comics, in denen die Xenomorphen Angst und Schrecken verbreiten. Nicht alle Ableger sind so gut wie das Original. Und wenn an diesem Mittwoch bei Disney+ „Alien: Earth“ startet, stellt sich die Frage: Braucht es jetzt wirklich auch noch eine Realserie, die im „Alien“-Universum spielt?
Doch die Frage stellt sich nach wenigen Minuten nicht mehr, weil Noah Hawley („Fargo“, „Legion“) in „Alien: Earth“ die Gänsehaut-Atmosphäre von Ridley Scotts Meisterwerk so grandios nachbildet. Ein Rettungsteam tastet sich durch finstere Korridore. Das Licht zuckt nervös, aus der Ferne dringen Knarren, Piepen und stetiges Tropfen. Säure frisst sich durch das Metall, und hinter jeder Biegung scheint ein brutales Blutbad zu warten – mal in den beengten Schlafkabinen eines Raumschiffs, mal auf einer Rokoko-Maskerade in einem Hochhaus. In eben dieses Gebäude ist gerade ein Raumschiff gekracht – mitsamt einer Ladung ungebetener, außerirdischer Passagiere.
Ein bisschen wie „The Walking Dead“
Während eine die virtuos inszenierten Schockeffekte und die perfide Suspense-Dramaturgie verstörend, verzweifelt man beim Versuch, die Serie in die Timeline des „Alien“-Franchises einzuordnen. Vielleicht hätte es geholfen, sich vorher die vier Original-, zwei Crossover- und zwei Prequelfilme sowie das Spin-off „Alien: Romulus“, das 2024 ins Kino kam, anzuschauen. Vielleicht aber auch nicht, weil Hawley bewusst ein paar Dinge durcheinanderbringt.
Trotz allem stellt sich sofort wieder dieses wohlige Unbehagen ein, das die „Alien“-Reihe so meisterhaft erzeugt. Wendy (Sydney Chandler) – ein Kind, dessen Geist in den Körper eines erwachsenen Androiden übertragen wurde – sucht in dem havarierten Schiff nach ihrem Bruder Hermit (Alex Lawther) und muss sich dabei gleich mehreren fremden Spezies stellen. Wie schon in der Zombie-Saga „The Walking Dead“ offenbart sich allmählich, dass nicht immer die Kreaturen im Schatten die größte Gefahr darstellen. Oft sind es die Menschen selbst – hier in Form rivalisierender Konzerne, die die Welt unter sich aufgeteilt haben – die sich als die wahren Monster entpuppen.
Alien: Earth. Die Serie startet am 12. August in den USA. Die ersten beiden Episoden sind in Deutschland am 13. August ab 2 Uhr morgens bei Disney+ verfügbar.