Acht Jahre Haft für Brandstiftung mit Ansage

Täter filmte sogar das Feuerinferno mit dem Handy – 23-jähriger Angeklagter fiel Polizei schon früh auf

Von Bernd S. Winckler

URBACH/STUTTGART. Der 23-jährige afghanische Asylbewerber, der in der Urbacher Containerunterkunft einen der Container durch Brandstiftung einäscherte, ist jetzt vom Stuttgarter Landgericht zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter sprachen ihn der schweren Brandstiftung mit versuchter Todesfolge, gefährlichen Körperverletzung, sowie des versuchten Mordes in 24 Fällen schuldig.

Es war eine Brandstiftung mit Ansage. Und der Täter hat sein Werk sogar noch mit dem Handy aufgenommen. Allein dies wertete die Stuttgarter Schwurgerichtskammer als erschwerend in der Strafzumessung. Der 23-Jährige, der vor drei Jahren als Flüchtling zunächst nach Rudersberg, später nach Urbach kam, fiel den Behörden bereits nach kurzer Zeit durch sein aggressives Verhalten auf. Er forderte ein Einzelzimmer. Und er forderte angemessene Unterbringung. Er zertrümmerte Einrichtungsgegenstände, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Er beschädigte Türen und wurde lautstark. Im November 2016 drohte er gar, die Unterkunft anzuzünden, wenn er kein Einzelzimmer bekäme.

Dazu kam es dann in der Nacht zum 17. März dieses Jahres in der Containerunterkunft in der Urbacher Wasenstraße. Dort hatte die Gemeinde für Flüchtlinge 60 Wohncontainer installiert. In einem der Gebäude wurde der Angeklagte zusammen mit einem weiteren Asylbewerber in einem Zimmer untergebracht. Aber auch hier sei der Angeklagte mit seinen Forderungen nach besserer Unterkunft aufgefallen, heißt es in dem Urteil. Er zündete zuerst seinen Pulli an, legte diesen auf die Matratze, sodass das Bett sofort Feuer fing – und verließ das Zimmer, welches er abschloss, aber zuvor die Fenster öffnete.

Dieser Umstand beschleunigte die Zufuhr von Sauerstoff an den Brandherd. Im Nu stand das gesamte Zimmer und Minuten später der gesamte Container in Flammen. „Ein Vollbrand“, diagnostizierte die Feuerwehr, die mit 70 Mann und 30 Löschzügen versuchte zu retten, was zu retten war. Vor allem die teilweise schlafenden Bewohner, von denen zum Glück keiner sein Leben lassen musste. Einen Bewohner holten die Retter in letzter Sekunde schlafend aus seinem Bett.

Angeklagter überließ Bewohner ihrem Schicksal im Feuer

Den Schaden beziffert das Gericht auf mindestens 280000 Euro. Das gesamte Containerdorf musste umgesiedelt werden. Die Schäden durch den Verlust des Eigentums der Bewohner sei dabei noch gar nicht berücksichtigt, heißt es in dem Urteil. Und dass die 24 Bewohner sich in höchster Lebensgefahr bestanden, begründet den Tatbestand des versuchten Mordes aus Heimtücke, so das Gericht. Der Angeklagte habe die Bewohner einfach ihrem Schicksal überlassen, während er draußen das Feuer mit seinem Handy fotografierte. Den Film habe er sogar nach eigenen Angaben in das soziale Netzwerk einspeisen wollen.

Dass er das Feuer zwar entfacht, aber dann nach seiner Darstellung vor Gericht gleich wieder gelöscht habe, um Schlimmeres zu vermeiden, glaubten ihm die Richter nicht. Auch nicht die Beteuerungen, er hab sich durch das Feuer selbst umbringen wollen. Vielmehr nahmen die Juristen seine Ansage zum Brand zum Anlass einer vorsätzlichen Tat. Er habe gewusst, dass durch seine Brandlegung Menschen in Gefahr kommen und ihnen durch die immense Rauchentwicklung die Wege in die Freiheit versperrt werden können.

Zehn Jahre Haft hatte der Staatsanwalt beantragt. Das Gericht milderte auf acht Jahre ab. Dass er zuvor eine Flasche Wein konsumierte und 1,5 Promille zur Tatzeit innehatte, begründet aber laut dem Urteil keine verminderte Schuldfähigkeit.

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Erstellt:
16. August 2018, 06:00 Uhr

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