Ärger um den vorzeitigen Wechsel des Trikotsponsors
Überraschend läuft der VfB im Finale mit dem Schriftzug der LBBW auf. Jetzt droht eine juristische Auseinandersetzung mit Winamax.

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LBBW statt Winamax – der VfB wechselt bereits beim Pokalfinale den Trikotsponsor.
Von Dirk Preiß
Stuttgart/Berlin - Der VfB Stuttgart gab in Berlin ein besonderes Bild ab. Nicht nur als DFB-Pokalsieger bei der 82. Auflage des nationalen Cupwettbewerbs . Das Team machte sich in Trainingskleidung warm, die sich von jener unterschied, die es bisher getragen hatte. Auch Chefcoach Sebastian Hoeneß präsentierte sich auf der großen Fußball-Bühne in dem neuen T-Shirt.
Das Outfit stellt eine Hommage an das sogenannte Weltmarkenbündnis dar. Vor zwei Jahren ist die Porsche AG nach Mercedes als zweiter Stuttgarter Autobauer als Investor der VfB AG eingestiegen. Die Konkurrenten sind mittlerweile gleichberechtigte Anteilseigner beim Bundesligisten. In Berlin waren die Firmenlogos beider Unternehmen auf den Aufwärm-Jerseys zu sehen.
Wenig später folgte im Olympiastadion jedoch die im Grunde größere Überraschung. Wie unsere Redaktion exklusiv am Morgen vor dem Anpfiff berichtete, lief der VfB beim 4:2 gegen Arminia Bielefeld in Trikots auf, auf denen ein entscheidender Unterschied zur bisherigen Spielzeit zu sehen war. Anstelle von Winamax zierte ein anderer Sponsor die Brust der VfB-Kicker. Der Sportwettenanbieter mit Sitz in Frankreich war zuvor zwei Jahre lang der Trikotsponsor, zum 30. Juni sollte die Zusammenarbeit nun enden. Doch zuletzt knirschte es zwischen den bisherigen Partnern, weshalb hinter den Kulissen von einem notwendigen Schritt gesprochen wird. Zu Wochenbeginn wurde entschieden, dass Winamax in Berlin nicht auf dem VfB-Trikot steht, sondern die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Den Wechsel hätte es ohnehin gegeben. Das ist längst beschlossen. Nun fand er früher statt, weil sich der VfB und das Finanzunternehmen schnell einigten.
Rainer Neske, der CEO der LBBW, sagte zum vorzeitigen Einstieg: „Wir freuen uns sehr, dass unser Start als Hauptsponsor auf diese besondere Weise eingeleitet wird.“ Das Geldinstitut ist seit dem Start der zu Ende gehenden Saison beim VfB stark präsent – als Sponsor der höchsten Nachwuchsteams, etwa der U 21, die den Klassenverbleib in der dritten Liga schaffte. Dass dieses prägende Engagement auf das Profiteam ausgeweitet wird, gaben die Bank und der VfB bereits am 4. September 2024 bekannt. Angelegt auf zunächst drei Jahre.
Zu dem Wirrwarr mit Winamax erklärte der VfB-Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle, dass der Wettanbieter „vertraglichen Vereinbarungen“ nicht nachgekommen sei. Seit Längerem. Da die Stuttgarter jährlich mehr als acht Millionen Euro erhalten sollen, geht es bereits um einen siebenstelligen Betrag, der aussteht. Die Entscheidung über den kurzfristigen Wechsel des Trikotsponsors sei „aus unternehmerischer Sicht des VfB Stuttgart erforderlich“ gewesen, hieß es weiter. In wirtschaftliche Turbulenzen gerät der Traditionsverein aber nicht.
Auch Winamax befindet sich offenbar nicht in einer finanziellen Schieflage. Vielmehr steckt reichlich Ärger dahinter. Noch am Samstagnachmittag erklärte der Wettanbieter seine Sicht der Dinge in einer ungewöhnlich scharf formulierten Pressemitteilung. Man habe „mit großer Verwunderung“ zur Kenntnis genommen, „dass der VfB Stuttgart heute Abend im DFB-Pokal-Finale ohne seinen Haupt- und Trikotsponsor Winamax auf der Brust antritt“. Dies stelle „einen klaren Verstoß gegen unsere vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit dar“. Und weiter: „Der VfB lässt ein weiteres Mal die Grundsätze einer starken Partnerschaft vermissen, die von Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit und Fairness geprägt sein sollte.“
Offenbar droht jetzt eine juristische Auseinandersetzung. Zuvor will sich der VfB aber seinen Fans gegenüber großzügig zeigen, die ein extra aufgelegtes Finaltrikot mit Winamax-Schriftzug gekauft hatten. Etwa 3000 Anhänger sind das, die jetzt ein Jersey besitzen, mit dem die Profis nicht aufliefen.