Bienenfreundliche Gärten: SWR-Moderator hält Vortrag im Bürgerhaus

Der Vortrag des SWR-TV-Moderators Volker Kugel im Backnanger Bürgerhaus im Rahmen der Initiative „Backnang blüht auf“ findet großen Zuspruch. Der Experte spricht über bienenfreundliche Gärten und gibt bodenständige, praxisorientierte Tipps.

Eine Vielzahl von Pflanzen eignet sich für eine bienenfreundliche Blühwiese. Archivfoto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Eine Vielzahl von Pflanzen eignet sich für eine bienenfreundliche Blühwiese. Archivfoto: Alexander Becher

Von Carmen Warstat

BACKNANG. Volker Kugel weiß, wovon er spricht, war er doch 25 Jahre lang Geschäftsführer des Blühenden Barocks in Ludwigsburg. Und so zeigte der Leiter des Backnanger Stadtplanungsamts Tobias Großmann sich stolz, den Referenten gewonnen zu haben. Als Markenkern von „Backnang blüht auf“ bezeichnete er die Vortragsreihe und entschied, dass eine nähere Vorstellung der Vita Volker Kugels aufgrund dessen Bekanntheitsgrades nicht nötig sei. Der Referent selbst sollte im Laufe des Abends einige Male auf Stationen seiner Laufbahn eingehen und einen informativen und kurzweiligen Vortag halten, einen kleinen Film einspielen sowie zum Abschluss auf Fragen seiner Zuhörer eingehen.

Viele von ihnen hatten Schreibzeug mitgebracht, denn der Referent ist zwar nach eigenem Bekunden „kein Lexikon“, weiß aber meist Rat, wenn es beispielsweise um die Bekämpfung von Schädlingen geht. „Wir müssen die Natur zurückholen in unsere Siedlungsgebiete“ und: „Wir können die Welt allein nicht retten“ – zwischen diesen gedanklichen Polen bewegten sich die Ausführungen Kugels, der sich gegen ideologische Ansätze aussprach und stattdessen bodenständig und praxisorientiert argumentierte, ohne etwa Irrwege wie die berüchtigten Schottergärten in Grund und Boden zu verdammen. Genau dafür wird er geschätzt: Sachkunde ohne erhobenen Zeigefinger, praktikable Konzepte, präsentiert mit ordentlich Humor, Realitätssinn und einer Naturliebe, die die Bedürfnisse des Menschen gelten lässt.

Der Referent möchte Insekten schützen, ihnen Nahrung bieten und Unterschlupf gewähren

„Wir haben in den vergangenen 40 bis 50 Jahre „über unsere Verhältnisse gelebt“, weiß der Referent, ohne Schuldzuweisungen zu verteilen. Artenrückgang und Klimawandel seien nicht zu bestreiten. Kugel sprach vom „Superimage“ der Honigbiene, die aber ja eigentlich „ein Stalltier“ sei. „Wir meinen nicht nur die Honigbienen!“ Auch Wildbienen, Schwebfliegen und Hummeln dürften in Sachen Befruchtung nicht unterschätzt werden. Sein Referat nannte er einen Parcoursritt durch die drei Grundprinzipien: 1. Insekten zu schützen, 2. ihnen Nahrung zu bieten und 3. ihnen Unterschlupf zur Vermehrung zu gewähren.

Foto: Marc Sansone

© Werner Kuhnle

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Zu der Zeit seiner Gärtnerlehre in Nagold im Schwarzwald sagt Kugel: „Damals haben wir gnadenlos Herbizide gespritzt. So wollen wir nicht mehr arbeiten.“ Das Verständnis sei ein anderes gewesen, Plastik sei als Allheilmittel wahrgenommen worden und Leberschäden bei Gärtnern blieben nicht aus. Heute weiß man: „Du kannst die Laus nur einmal töten“, und viel hilft eben nicht viel. Zu viel schade nur: dem Geldbeutel ebenso wie der Natur. Es gelte, nicht alle Schädlinge umzubringen, sondern das Gleichgewicht der Natur im Blick zu behalten, damit für alle Nahrung bleibt. Pflanzenschutz müsse auf mehreren Säulen stehen und vor allem integriert sein.

Einzugreifen habe der Gärtner nur dann, wenn etwas überhandnimmt. Fachwissen sei unerlässlich, sinngemäß bemerkte der Referent, dass das beste Mittel nicht hilft, wenn zum Beispiel der Lebenszyklus der zu bekämpfenden Insekten nicht berücksichtigt wird. Volker Kugel schwört heute auf Kaliseife, die unter verschiedenen Markennamen im Fachhandel erhältlich und sogar im Demeter-Anbau erlaubt ist. Es handele sich um eine hoch raffinierte, sehr fein sprühbare und äußerst wirksame Lösung gegen Läuse und Spinnmilben. „Kaliseife bringt die erwachsenen Tiere um und muss deshalb wiederholt gespritzt werden.“ – „Nicht zur Keule greifen“, rät Kugel, „sondern die Behandlung nach zwölf bis 14 Tagen wiederholen.“ Das wirke Wunder. Er sprach weiterhin unter anderem über Gießlösungen gegen Bodenschädlinge, über selbst abgekochte Schachtelhalmbrühe zur Behandlung der Blätter und zum Düngen, über Rapsöl gegen Schildläuse, über Nützlinge wie den Marienkäfer und die Florfliege, aber auch über harmlose Lästlinge wie die Feuerwanze.

Schottergärten vernünftig zurückbauen

Fotos und ein Youtube-Film zeigten eine Vielzahl geeigneter Pflanzen für bienenfreundliche Blühwiesen. Dazu gab es Tipps zum Bau zweckmäßiger Insektenwohnungen, etwa den, dass die Bohrungen im Holz nur zwischen zwei und acht Millimeter Durchmesser haben sollten. Grundsätzlich sollte man „den Garten nicht zu sehr aufräumen“, damit viele Arten dort heimisch werden können. Schottergärten gelte es vernünftig zurückzubauen, ohne das Gestein auf der Deponie zu entsorgen. Es könne sinnvoll für den Unterbau einer Terrasse oder ähnliches verarbeitet werden. Als sensationell bezeichnete der Referent die städtische Initiative „Backnang blüht auf“, für die zu werben der Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann sich nicht nehmen ließ.

Weitere Infos Gartenwettbewerbe und Vorträge, Workshops und Unternehmungen in der Natur sowie Patenschaften sollen zur nachhaltigen Begrünung Backnangs beitragen und möglichst viele Bürger ansprechen. Nähere Informationen und die Möglichkeit der Anmeldung sind verfügbar unter www.backnang.de/backnang-blueht-auf und Anregungen oder Vorschläge an das Gartenteam der Stadtverwaltung über die E-Mail-Adresse garten@backnang.de sind erwünscht.

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Erstellt:
20. April 2023, 11:30 Uhr

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