Bis in die Nacht wird beim Backnanger Festival Mu5ikmaile getanzt
Vier Bands treten bei der inklusiven Konzertnacht auf. Auch die Gruppe „The Cool Chickpeas“ aus Backnang und Umgebung spielt ihre Musik.

© Tobias Sellmaier
Die „Cool Chickpeas“ sorgen für gute Laune im Publikum. Foto: Tobias Sellmaier
Von Miklós Vajna
Backnang. Auf dem Parkdeck sieben des City-Parkhauses Windmüller stehen am Samstagabend keine parkenden Autos. Stattdessen ist eine Bühne aufgebaut. Ihr gegenüber befindet sich die Tontechnik mit Mischpulten und Bildschirmen. Anlass ist das inklusive Musikfestival Mu5ikmaile, das dieses Jahr zum dritten Mal stattfindet. Der Name mit der Zahl in der Mitte wurde in Anlehnung an den europäischen Protesttag am 5. Mai zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung gewählt.
Vier Bands treten an dem Abend auf. Doch bevor es losgeht, geben die beiden Moderatorinnen Birgit Kneiser und Hülya Marquardt noch einige Informationen zur Vorgeschichte des Festivals. Nach einem vielversprechenden Start 2019 – damals noch an vier verschiedenen Orten – kam Corona dazwischen. Glücklicherweise gab es den Kontakt zu Martin Windmüller, der für die zweite Austragungsrunde sein Parkhaus zur Verfügung stellte. Trotz der Coronabeschränkungen und -auflagen war die Stimmung bei der Mu5ikmaile 2021 super.
OB Friedrich verspricht, einmal mit den Chickpeas zu spielen
Der Schirmherr der Veranstaltung, Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, greift ebenfalls zum Mikrofon. Er würdigt die gute Arbeit des Vereins Via Backnang, der hinter der Mu5ikmaile steht, und verspricht, seine Klarinette in naher Zukunft in die Hand zu nehmen und einmal mit den Chickpeas zu spielen, um Barrieren abzubauen, ganz unter dem Motto: „Musik überwindet Grenzen“.
Für die gehörlosen Besucherinnen und Besucher wurde zum besseren Konzertgenuss ein Textbuch erstellt, das nun verteilt wird. Das Konzert wird außerdem zweifach dokumentiert: ein Filmemacher von der Ludwigsburger Filmakademie dreht ein Making-of, und auch ein Kamerateam von RTL filmt Bandauftritte und Kurzinterviews.
Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung
Dann kann es endlich losgehen. Als Erster betritt Chris Brandon die Bühne. Einmal im Parkhaus zu singen, war der lang gehegte Wunsch des blinden Sängers, der schon auf einige Erfolge im Rock/Pop- und Countrybereich zurückblicken kann. Jetzt wird ihm sein Wunsch erfüllt. Mit seinem Keyboarder Mario und dem kurzfristig eingesprungenen Gitarristen Didi The Guitarman aus Weissach im Tal gelingt es ihm schnell, das Publikum in Stimmung zu bringen. Mit seiner klangvollen Stimme interpretiert er Songs wie „Purple Rain“ von Prince oder „Sweet Home Alabama“ von Lynyrd Skynyrd kraftvoll und mitreißend.
Schwarze Sonnenbrillen, rasierte Glatzen, Deutschrap, dröhnende Akkorde, harte Gitarrensoli und Bassvibrationen tief in den Brustkorb hinein: Das ist das Trio Jumaxx aus Backnang. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bewegen ihre Arme zu den Rapbeats mit. Aber die Band kann auch anders, zum Abschluss des Auftritts kommt ein höchst emotionales Lied über den zu früh verstorbenen Vater der Brüder Max und Jannis Paule. Der Song kommt sehr gut an – und wird als Zugabe nochmals gespielt.
Konfettikanonen lassen rote Schnipsel regnen
Schon in der Aufbaupause für die Cool Chickpeas ist die freudige Erregung einiger Musikerinnen und Musiker zu merken: Da wird sich voller Vorfreude warm getrommelt und eingespielt. Dann geht es mit großem Enthusiasmus los. Vor der Bühne und auch seitlich drängen sich die Menschen, es wird begeistert geklatscht und gefeiert. Die Chickpeas covern Songs, zum Beispiel von den Toten Hosen („Tage wie diese“) und Helene Fischer („Atemlos“). Zum Abschluss lassen Konfettikanonen rote Schnipsel auf die Musikerinnen und Musiker regnen.
Nach dem Auftritt ist ein bisschen die Luft raus. Die Zuschauerinnen und Zuschauer strömen ein Stockwerk höher zum Catering. Der dreiköpfigen Indie-Band Can We Fly aus Nellmersbach und Winnenden gelingt es nach der Umbaupause aber schnell, die Stimmung wieder auf den Pegel zu bringen. Besonders Sänger und Gitarrist Kilian Berger lädt durch seine Sprünge und Drehungen die Akkus der Zuhörer zügig wieder auf. Jetzt geht die Party richtig los. Das Publikum feiert das Event bis in die Nacht hinein. Und aus dem lila leuchtenden oberen Parkdeckbereich schallt die Musik weit über das nachtdunkle Backnang, bis die Feier aus Gründen des Lärmschutzes in den nahe gelegenen Club Merlin umziehen muss. Für diejenigen, die dorthin mitkommen, wird es noch eine lange Nacht werden.