Burgstetten will mit Haifischzähnen Raser ausbremsen

Um den Rechts-vor-links-Verkehr zu verdeutlichen, soll in Erbstetten auf zwei Straßen das Verkehrszeichen 342 aufgesprüht werden.

Alle Hoffnung liegt in den geplanten Markierungen auf der Straße. Symbolfoto: Stadt Goslar

Alle Hoffnung liegt in den geplanten Markierungen auf der Straße. Symbolfoto: Stadt Goslar

Von Florian Muhl

Burgstetten. Schon seit vielen Jahren will die Gemeinde Burgstetten die Verkehrssituation in der Alten Backnanger Straße sowie in der Friedhofstraße in Erbstetten verbessern. Verwaltung und Gemeinderat kämpfen für Maßnahmen, die die Verkehrssicherheit und auch die Lärmsituation verbessern sollen.

Große Erwartungen hatte die Gemeinde im Rahmen des Projekts Klima Mobil in das Berliner Planungsbüro Team Red gesteckt und sich Lösungsvorschläge erhofft (wir berichteten). Offensichtlich hatte vor dem Wort „Lösungsvorschläge“ das kleine und vielleicht unscheinbare Wörtchen „genehmigungsfähige“ gefehlt. Mag sein, dass die Agentur in der Bundeshauptstadt reichlich Ahnung von allem Möglichen hat, aber sicher nicht von den Gegebenheiten im Schwabenländle und auch nicht von der Situation vor Ort in Erbstetten. Denn alle Ideen, die die Berliner – gemeint sind keine Fastnachtsküchle, sondern die klugen Team-Red-Köpfe – ausspuckten, konnten Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz und der Gemeinderat im Reißwolf vernichten.

Selbst die Vorsprachen beim Regierungsministerium und auch beim Verkehrsministerium, ob man nicht wenigstens einige Maßnahmen projektmäßig umsetzen könne, wurden abgeblockt. Die Antwort: „Man muss sich an die Straßenverkehrsordnung so halten, wie sie jetzt in Kraft ist“, erläuterte Wiedersatz. Ihr Fazit: „Man kann also keine Experimente machen.“

Fall ist mit dem Ordnungsamt abgeklärt

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Wie tief der Frust, dieses Büro engagiert zu haben, bei den Politikern im Dorf noch steckt, wurde bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag deutlich. Gisbert Krauter (Bürgervereinigung) sprach allen Räten aus der Seele: „Wir haben jetzt hier endlich eine Möglichkeit, die genehmigungsfähig ist. So weit waren wir noch nie.“ Denn was wie das Klammern an den letzten Strohhalm erinnerte, nämlich die Kontaktaufnahme mit dem Backnanger Ingenieurbüro Frank, war letztlich von Erfolg gekrönt. Ingenieur Frank Braun fasste die Aufgabenstellung in einem Satz zusammen: „Wie können wir das optisch, beispielsweise durch Markierungen, so gestalten, dass man versucht, den Fahrzeughalter dazu zu bewegen, langsamer zu fahren?“ Im Büro sei man rasch auf die sogenannten Haifischzähne gekommen (Verkehrszeichen 342). An Kreuzungen, an denen ganz klar die Rechts-vor-links-Regel gelte, sei die auf der Straße aufgebrachte Markierung „eine optische Untermalung“, die die Aufmerksamkeit verbessere. Dann sagte Braun den Satz, auf den alle Anwesenden so sehnsüchtig gewartet hatten: „Das, was wir ihnen jetzt vorstellen, haben wir auf jeden Fall mit dem Ordnungsamt in Backnang abgeklärt. Es wäre also möglich, dass dies alles so genehmigt wird.“ An insgesamt etwa neun Kreuzungen beziehungsweise Einmündungen wären die Haifischzähne denkbar. Hans-Joachim Elzmann (Bürgervereinigung) sieht dabei nicht nur den Vorteil, dass Autofahrer an die Rechts-vor-links-Regel erinnert werden, sondern erwartet auch eine zusätzliche Tempobremse durch die Markierung.

Zusätzlich soll es zwei Aufpflasterungen auf den beiden Straßen an Stellen geben, wo zur Straße hinführende Fußgängerwege an der Straße enden: auf der Alten Backnanger Straße Höhe Lessingstraße und auf der Friedhofstraße Höhe Pfarrscheuer. Die etwa drei Zentimeter hohen Aufpflasterungen sollen rund 90 Zentimeter breit und 4,50 Meter lang sein. „Die sollen kein Verkehrshindernis sein“, erläuterte Braun, sondern sie sollen verhindern, dass ein Fußgänger, der aus dem Weg herauskommt, „gleich direkt auf der Straße steht“. Größere Fahrzeuge wie Schlepper würden die erhöhten Flächen überfahren, Pkw-Fahrer aber würden die Aufpflasterungen eher umfahren und bei Gegenverkehr meist warten. Es würde eine Restfahrbahnbreite von 4,20 Meter weiterhin zur Verfügung stehen.

Frank Braun hatte auch eine Kostenschätzung dabei. Für die Markierungen müsste die Gemeinde mit insgesamt 5000 Euro rechnen, für die Aufpflasterungen mit 10000 bis 11000 Euro.

Letztlich waren die Gemeinderäte am Ende froh über die vorgeschlagenen Maßnahmen, gaben den Haifischzähnen einstimmig grünes Licht und votierten auch für die beiden Aufpflasterungen, bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung.

Pragmatischer Vorschlag

Hilfsbereit „Wir hatten damals das Vergnügen, mit dem Team Red nicht endende Team-Meetings zu haben, wo am Ende nichts herausgekommen ist- Äußerst zermürbend, dass die uns lauter Sachen vorgeschlagen haben, was wir alles nicht dürfen“, sagte Hannes Ludwig. Der Gemeinderat der Freien Wählervereinigung hatte dann auch prompt einen Vorschlag parat: „Vielleicht kann man das anderen Gemeinden zur Verfügung stellen, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, so etwas zu machen.“

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Erstellt:
27. Januar 2024, 06:00 Uhr

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