Tödlicher Unfall in Horb
Der Absturz – häufigste Todesursache auf dem Bau
Drei Menschen sterben an ihrem Arbeitsplatz – einer Baustelle in Horb am Neckar. Nun will die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft untersuchen, wie es zu dem Unfall kam.

© dpa/Marijan Murat
Nach dem Absturz einer Arbeitsgondel auf der Brückenbaustelle der Neckartalbrücke mit drei toten Bauarbeitern läuft die Ursachensuche.
Von Lea Krug
Beim Absturz einer Arbeitsgondel auf der Baustelle der Neckartalbrücke in Horb (Landkreis Freudenstadt) sind drei Bauarbeiter im Alter zwischen 40 und 46 Jahren ums Leben gekommen. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hätten die Männer die mit einem Stahlseil an einem Kran befestigte Transportgondel bestiegen, um auf der Baustelle der Neckartalbrücke nach oben zu Arbeiten auf einem Brückenpfeiler befördert zu werden. Doch das Seil riss bisherigen Erkenntnissen zufolge, die Gondel stürzte aus großer Höhe ab, wie es hieß. Die Männer starben noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte. Nach Angaben der Polizei war die Gondel nicht überladen – der Transport von drei Personen entsprach den Vorgaben. Der Unglücksort wurde inzwischen freigegeben, alle Spuren sind gesichert.
Nun stellt sich die Frage: Hätte das Unglück verhindert werden können? Und wie gefährlich sind eigentlich Arbeiten wie die in Horb? Zahlen zeigen: Das Arbeiten in der Höhe zählt zu den größten Gefahren auf deutschen Baustellen. „Abstürze sind die häufigste Ursache für tödliche Unfälle auf Baustellen“, erklärt Birte Hagedorn, Pressesprecherin der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU).
Im Jahr 2023 kamen laut der Berufsgenossenschaft 76 Beschäftigte bei Arbeitsunfällen im Baugewerbe ums Leben. Hauptursache waren Absturzunfälle (37 Prozent), gefolgt von herabfallenden oder kippenden Bauteilen (32 Prozent). Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 96 153 meldepflichtige Arbeitsunfälle auf Baustellen und im Bereich der baunahen Dienstleistungen registriert – 3227 weniger als im Vorjahr.
„Wenn es zu schweren Arbeitsunfällen kommt, dann fertigt ein Experte der BG BAU einen Bericht an“, so Hagedorn. Auch den aktuellen tödlichen Arbeitsunfall in Horb werde man untersuchen, kündigt die Sprecherin an. Dabei gehe es vorrangig um die Aufklärung des Unfallhergangs. Aber auch haftungs- und versicherungsrechtliche Fragen würden geprüft. Bei groben Pflichtverletzungen kann die Berufsgenossenschaft ein Regressverfahren einleiten, erklärt die Pressesprecherin.
Eine zentrale Frage im Fall von Horb scheint nun vor allem zu sein, warum das Stahlseil riss. Doch bislang ist diese Frage laut Polizei und Staatsanwaltschaft ungeklärt Gutachter und Kriminaltechniker seien noch im Einsatz.