Sonderpreis
Deutschlandticket: Warum es in Tübingen billiger ist
In einer Stadt in Baden Württemberg kostet das Deutschlandticket nur 45 statt 58 Euro. Die Differenz wird mit einem bestimmten Trick finanziert. Macht das Modell Schule?

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Das Deutschlandticket gibt es auch per App.
Von Michael Maier
In einer Universitätsstadt in Baden-Württemberg können Einwohner das deutschlandweit gültige Nahverkehrsticket zu einem Sonderpreis erwerben. Während das Deutschlandticket seit Januar 2025 bundesweit 58 Euro pro Monat kostet, zahlen Tübinger nur 45 Euro - eine monatliche Ersparnis von 13 Euro. Damit will man mehr Menschen zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs motivieren.
Die Finanzierung dieses Rabatts erfolgt auf ungewöhnliche Weise: Durch deutlich erhöhte Parkgebühren, besonders für SUVs und andere schwere Fahrzeuge. Seit Dezember 2024 hat die Stadt die Anwohnerparkgebühren von durchschnittlich 120 Euro auf 240 Euro jährlich verdoppelt. Besitzer von schwereren Fahrzeugen - konkret Verbrenner über 1,8 Tonnen oder Elektrofahrzeuge über 2 Tonnen - müssen sogar 300 Euro pro Jahr zahlen. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren kostete ein Anwohnerparkausweis in Tübingen noch 30 Euro jährlich.
Palmer finanziert Deutschlandticket durch SUV-Parken
Der parteilose Oberbürgermeister Boris Palmer (ehemals Grüne) verteidigt dieses Konzept: „Wir finanzieren das mit den Einnahmen durch die Anwohnerparkgebühren“, erklärte er in der TV-Sendung „Markus Lanz“. Palmer argumentiert, dass die Gebühren nun einen realistischen Preis darstellen: „Wer eine städtische Fläche für sich beansprucht, soll ungefähr das zahlen, was man auf dem privaten Markt auch zahlen würde.“
Die Stadt nahm im vergangenen Jahr allein durch Anwohnerparkgebühren rund 1,2 Millionen Euro ein, zusätzlich zu weiteren 4 Millionen Euro durch andere Parkgebühren. Diese Einnahmen werden nun teilweise zur Subventionierung des Deutschlandtickets verwendet.
Palmer-Kritik von ADAC, CSU und FDP
Laut Palmer befürwortet die Mehrheit der Tübinger dieses Konzept, das neben der Förderung des ÖPNV auch ökonomische Fortschritte, verbesserte Lebensqualität durch weniger Autos in der Stadt und den Klimaschutz vorantreiben soll. Die Stadt verzeichne bereits „mit Abstand die größten Zuwächse an Ticketverkäufen in ganz Deutschland“.
Der ADAC Württemberg kritisiert die Erhöhung allerdings als „unverhältnismäßig“ und fordert, dass Parken in Wohnortnähe keine Einkommensfrage werden dürfe. Auch von Seiten der CSU und FDP kommt Kritik - sie sprechen von „ideologischer Verbotspolitik“ und einer „Schikane“ für Autofahrer.