Die Grabenstraße in Backnang wird bis 11. September gesperrt

Die Sanierung der Bushaltestelle in der Backnanger Grabenstraße führt zu größeren Behinderungen. Die Frage, ob die zeitweise Sperrung der Straße Erkenntnisse liefern kann für eine dauerhafte Verkehrsberuhigung, wird von den Beteiligten widersprüchlich beantwortet.

Die Fahrbahn an der Bushaltestelle Aspacher Brücke ist stark sanierungsbedürftig. Künftig ersetzt Beton das Pflaster. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Fahrbahn an der Bushaltestelle Aspacher Brücke ist stark sanierungsbedürftig. Künftig ersetzt Beton das Pflaster. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Fahrbahnschäden im Bereich der Bushaltestelle Aspacher Brücke in der Grabenstraße sind offensichtlich. Der Pflasterbelag ist eingedrückt, die Fahrbahn wellig und der Randstein ramponiert. Seit Jahren ist geplant, die Haltestelle zu sanieren und bei dieser Gelegenheit (erneut) barrierefrei auszubauen. Nun ist es so weit. Die Verantwortlichen nutzen die Sommerferien, um die notwendigen Arbeiten zu erledigen, denn während dieser Zeit – immerhin mehr als sechs Wochen – muss die Grabenstraße gesperrt und der Busverkehr über die Talstraße umgeleitet werden. Die Bauarbeiten beginnen in zwei Tagen, am Donnerstag, 28. Juli, und dauern voraussichtlich bis Sonntag, 11. September.

Nun ist diese Sperrung aber nicht eine wie jede andere. Denn im Gemeinderat und in Teilen der Bevölkerung gibt es immer wieder Stimmen, die Grabenstraße grundsätzlich für den Durchgangsverkehr zu sperren und in eine Art Fußgängerzone umzuwandeln. Bei Umfragen, welche Verbesserungen im Stadtgebiet denkbar oder wünschenswert wären, landet die Verkehrsberuhigung der Grabenstraße regelmäßig unter den Top-3-Vorschlägen. Die Arbeiten könnten nun also als Testlauf gewertet werden, wie sich eine Sperrung auswirkt, so lautet eine Befürchtung. Ein Feldversuch sozusagen aus der Not geboren.

Verwaltung sollte „auf die Bürger hören, die von einer Sperrung betroffen sind“

Optiker Jochen Stroh hofft, dass die Stadtverwaltung ein offenes Ohr für die Bürger hat. Und dass deren Stimmen auch gehört werden. Er hofft im Fall der Grabenstraße, dass die Stadtverwaltung auch auf die richtigen Bürger hört, „nämlich auf die, die von einer Straßensperrung wirklich betroffen sind“. Dazu zählt er Kunden und Ladenbesitzer gleichermaßen. Er ist überzeugt davon, dass die meisten Bürger wenige Vorteile in einer Sperrung sehen: „Diejenigen, die zum Einkaufen nach Backnang kommen, werden froh sein, je schneller die Baustelle wieder vorbei ist und sie wieder in die Grabenstraße fahren können.“

Temporärer Gegenverkehr und ein Bypass über den Fritz-Munz-Weg

Der Chef der Backnanger Volksbank, Jürgen Beerkircher, möchte zwar nicht als Sprecher der Gewerbetreibenden gelten, aber er erinnert daran, dass diese ein Gesprächsangebot von der Stadtverwaltung eingefordert und bis heute keines erhalten hätten. Beerkircher: „Ich gehe davon aus, dass man mit den Betroffenen spricht und Alternativen diskutiert.“ Dass die Baustelle als Probelauf angesehen wird, das glaubt Beerkircher nicht, dafür sei der Zeitraum erstens viel zu kurz und zweitens falsch. Denn in den nächsten Wochen seien viele Bürger im Urlaub, insofern sei der Zeitraum für eine Baustelle gut gewählt, da wirke sich der Frequenzrückgang nicht so negativ auf die Geschäfte aus. Auch Stadtbaudezernent Stefan Setzer sagt: „Es handelt sich um keinen Feldversuch, weil ein solcher unter realistischen Bedingungen stattfinden müsste, und die haben wir nicht.“ So verweist Setzer auf den temporären Gegenverkehr in der Grabenstraße und das Fehlen des Busverkehrs. Zudem verfälsche der Bypass über den Fritz-Munz-Weg die Höhe des Verkehrsaufkommens.

Ein Mosaikstein in der Gesamtbetrachtung

Der Fahnenträger für die Schaffung einer Fußgängerzone ist hingegen Stadtrat Heinz Franke. Seit Jahren fordert er Änderungen, allerdings will er sowohl die Attraktivität der Grabenstraße verbessern als auch die Interessen der Geschäftsleute berücksichtigen. Für ihn ist die Sperrung sehr wohl ein kleiner Feldversuch, wenngleich keiner, auf Grundlage dessen eine Entscheidung getroffen werden kann. Aber die Erfahrungen dieser sechs Wochen könnten ein Mosaiksteinchen in der Gesamtbetrachtung sein. Franke weiß, dass durch die Nutzung des Fritz-Munz-Wegs und der aufgehobenen Einbahnstraßenregelung die Sperrung eigentlich nur eine halbe ist. Trotzdem sagt er: „Ich will nun sehen, ob dadurch signifikant weniger Fahrzeuge durch die Grabenstraße fahren.“ Baudezernent Setzer kündigt an, eine Zählstelle einzurichten. Er hofft damit zu erkennen, wie viele Fahrzeuge tatsächlich in die Grabenstraße fahren müssen. Denn er geht davon aus, dass während der Sperrung nur derjenige die Grabenstraße ansteuert, der es wirklich muss.

Frankes Begeisterung über eine eventuelle Bürgerbefragung hält sich in Grenzen: „Das ist ein Bonbon der Verwaltung. Solche Umfragen gibt es seit Jahren. Das Ergebnis war immer, dass eine große Mehrheit der Bürger die Schließung des Verkehrs für den Durchgangsverkehr möchte.“

In der Grabenstraße herrscht sechs Wochen lang Gegenverkehr, die Busse fahren über die Talstraße

Zeitplan Im Zuge der Sanierung und Neugestaltung der öffentlichen Räume im Bereich Eduard-Breuninger-Straße und Dilleniusstraße werden ab Donnerstag, 28. Juli, bis voraussichtlich zum Ende der Sommerferien am 11. September dieses Jahres die stark beschädigte Bushaltestelle „Aspacher Brücke“ und die angrenzenden Verkehrsflächen in der Grabenstraße erneuert. Die Grabenstraße muss dafür in diesem Bereich vollständig für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Eine Durchfahrt von der Grabenstraße in die Eduard-Breuninger-Straße ist dann nicht mehr möglich. Die Umleitung für Verkehrsteilnehmer aus der Grabenstraße erfolgt über den Fritz-Munz-Weg und die Talstraße. Für Anlieger wird die Zufahrt zur Schillerstraße und zu den weiteren Grundstücken in der Grabenstraße weiterhin ermöglicht. Die Einbahnstraße in der Grabenstraße wird hierzu teilweise aufgehoben, zwischen dem Fritz-Munz-Weg und der Schillerstraße findet dann Begegnungsverkehr statt.

Busverkehr Die Buslinien 360, 361, 362, 368 und 370 können die Bushaltestellen Biegel und Aspacher Brücke nicht mehr anfahren. Als Ersatz dient die Bushaltestelle Stadtmühle in der Talstraße.

Tiefgarage Zeitgleich zur Erneuerung der Bushaltestelle wird die Ausfahrt der Tiefgarage Kreissparkasse für einen Zeitraum von rund zwei Wochen gesperrt. Die Zu- und Ausfahrt der Tiefgarage wird in dieser Zeit durch eine Ampel geregelt.

Weitere Bauabschnitte Die Sperrung der Grabenstraße ist der fünfte und eigentlich letzte Abschnitt zur Sanierung und Neugestaltung der öffentlichen Räume im Bereich Eduard-Breuninger-Straße und Dilleniusstraße. Die erste Phase in der Eduard-Breuninger-Straße von der Tiefgarage der Kreissparkasse bis zur Albertstraße konnte nach vier Monaten bereits im Mai abgeschlossen werden. Zumindest die wesentlichen Arbeiten – die Deckschicht und der Gehweg vor den Kronenhöfen fehlen noch. Ebenso fertig ist der zweite Abschnitt in der Verlängerung bis zur Dilleniusstraße. Aktuell gearbeitet wird an der Dilleniusstraße, sie soll bis 16. September fertig sein. Dann kann die Eduard-Breuninger-Straße wieder bis zu „Am Schillerplatz“ in Richtung Bahnhof geöffnet werden. Als vierter Abschnitt wird bis Anfang Dezember die Verlängerung bis zur sogenannten Engelkreuzung saniert.

Obstmarkt Nach einem Jahr Pause sollen ab 2024 der Bereich Am Obstmarkt sowie die fehlenden Abschnitte im Bereich Zur Dilleniusstraße/Dilleniusstraße saniert werden. Ein weiteres Millionenprojekt.

Im Netz Weitere, detaillierte Informationen zu den Baustellen gibt es unter www.backnang.de.

Zum Artikel

Erstellt:
26. Juli 2022, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Afrikanische Rhythmen in Großerlach

Harald Hanne aus Neufürstenhütte unterrichtet seit über drei Jahrzehnten afrikanisches Trommeln. Über die Musik hat er seine Leidenschaft für die afrikanische Kultur entdeckt und seine Faszination dafür hält bis heute an.