Ein Abend im Zeichen des Miteinanders

Neujahrsempfang des evangelischen Kirchenbezirks Backnang in der Gemeindehalle Aspach

Beim Neujahrsempfang des Kirchenbezirks Backnang blickte Dekan Wilfried Braun auf die Kirchenwahl am 1. Advent zurück und ehrte gemeinsam mit Friedhart Hübler, mit Braun gemeinsam Vorsitzender der Bezirkssynode, die Gemeinden mit den prozentual meisten Erstwählern. Das verbindende Thema von Gottesdienst, Grußworten und musikalischen Beiträgen lautete Solidarität.

Die jugendlichen Preisträger um Dekan Braun (Mitte) und Friedhart Hübler (einer der Vorsitzenden der Bezirkssynode, Vierter von links). Fotos: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die jugendlichen Preisträger um Dekan Braun (Mitte) und Friedhart Hübler (einer der Vorsitzenden der Bezirkssynode, Vierter von links). Fotos: T. Sellmaier

Von Tobias Weimer



ASPACH. Aus allen Richtungen des evangelischen Kirchenbezirks Backnang sind die Menschen am vergangenen Freitagabend nach Großaspach geströmt: Der Kirchenbezirk hatte zum Neujahrsempfang geladen. Besonders freuten sich die Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Oppenweiler, der Backnanger Matthäusgemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde Allmersbach im Tal. Diese Kirchengemeinden konnten nämlich bei der Kirchenwahl am 1. Advent die prozentual meisten Erstwähler mobilisieren.

Beim Neujahrsempfang wurden nun die Preisgelder für die Jugendarbeit überreicht, die der Kirchenbezirk vor der Wahl der neuen Kirchengemeinderäte sowie der Vertreter des Wahlkreises in der Landessynode ausgelobt hatte. Die Oppenweiler Kirchengemeinde, die die höchste Beteiligungsrate im jungen Segment erreichen konnte, erhielt ein Preisgeld über 1000 Euro, 300 Euro gingen an die Matthäusgemeinde, 200 Euro nach Allmersbach.

„Wie haben Sie diese hohe Wahlbeteiligung denn erreicht?“, wollte Dekan Wilfried Braun von den Jugendmitarbeitern wissen, die die Preise entgegennahmen. In der Oppenweiler Kirchengemeinde war vor der Wahl ein kleines Team von Haustüre zu Haustüre unterwegs. Dort erzählten sie potenziellen Erstwählern, dass die Kirchengemeinde vom Preisgeld einen Tischkicker oder andere Dinge für die Jugendarbeit anschaffen würde. Offensichtlich ließen sich viele Jugendliche und junge Erwachsene so für die Wahl gewinnen. Bei der Kirchenwahl durften nämlich alle wählen, die evangelisch sind und am Wahltag mindestens 14 Jahre alt waren. Die Ideen der zweit- und drittplatzierten Gemeinden waren ähnlich: Während die Matthäusgemeinde den Erstwählern Gutscheine für die RaceDays schenkte, die Anfang Januar im Gemeindezentrum stattfanden, veranstaltete die Allmersbacher Kirchengemeinde die Race-Days direkt am Wahlwochenende. „Race-Days“ ist ein Veranstaltungsformat des Evangelischen Jugendwerks Backnang, bei dem für einige Tage eine riesige Carrera-Bahn aufgebaut wird und alle, die wollen, um die schnellste Rundenzeit fahren. „Kein Wunder“, ergänzte Dekan Braun, „dass die Race-Days jetzt hier zweimal erwähnt werden, das freut sicherlich alle Vertreter des Jugendwerks um die Vorsitzende Ann-Katrin Mosebach.“

Schon zuvor in seinem Grußwort ging Braun auf die Kirchenwahl ein: „Mehr als 9000 Menschen haben mit ihrer aktiven Teilnahme an der Wahl gezeigt, dass ihnen Kirche wichtig ist.“ Mit 33,4 Prozent verzeichnete die evangelische Kirchengemeinde Kirchenkirnberg die höchste Wahlbeteiligung im Kirchenbezirk. Aber auch von der Stiftskirchenrenovierung konnte Braun berichten. Nach dem aktuell gültigen Zeitplan soll die Kirche im Herzen Backnangs ab Mitte Oktober 2020 wieder nutzbar sein. Die feierliche Gesamteinweihung sei daher bisher für März 2021 vorgesehen, Landesbischof Frank Otfried July habe sein Kommen bereits zugesagt. Dass Dekan Braun dem ambitionierten Zeitplan doch noch nicht komplett traut, daraus machte er keinen Hehl: „Und wenn der Herr Landesbischof sein Kommen auf März zusagt, dann wird das doch auch irgendwie klappen.“ Dass es klappen könnte, dafür sorgen auch die vielen Spenden. Bereits 660000 Euro zeige das Spendenbarometer an „und damit fast drei Viertel des angestrebten Ziels“, führte Braun dankbar aus.

„Baut Brücken statt Mauern, reißt Grenzwälle ein. Und macht es gemeinsam, das geht nicht allein“

Daneben gab es noch ein Thema, das den ganzen Abend durchzog: Solidarität, das Einstehen für andere. Bereits im Abendmahlsgottesdienst in der Julianakirche ging Martin Kaschler, Pfarrer der gastgebenden evangelischen Großaspacher Kirchengemeinde, in seiner Predigt darauf ein. Auch die Aspacher Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff betonte in ihrem Grußwort, wie wichtig Bürger seien, die sich für das Gemeinwohl, die sich für Schwächere einsetzen. Die musikalischen Beiträge in der Großaspacher Gemeindehalle steuerten Christoph Jäger und Sepp Steinkogler bei. Die beiden spielten Lieder von Jäger, der Bürgermeister von Großerlach ist, wenn er keine Musik macht. In „Winterquartier“ besingt er einen Mann, der zum Lebensende Heimat in der Erlacher Höhe fand. Sein Lied „Baut Brücken statt Mauern“, das er zu Weihnachten als Videobotschaft verschickt hatte, führte erst zur Einladung zum Neujahrsempfang. Darin fordert er auf: „Baut Brücken statt Mauern, reißt Grenzwälle ein. Und macht es gemeinsam, das geht nicht allein. Begrabt euer Kriegsbeil, zur Gnade bereit. Wenn jeder dem andern verzeiht, erst dann sind wir wahrhaftig frei.“

Auch Braun griff das Thema Solidarität in seiner Rede auf. Sozialer Wohnungsbau, Flüchtlingspolitik, ein Klimabewusstsein, das in die Energie- und Umweltbilanz auch die jeweilige Rohstoffgewinnung und Entsorgung mit einbezieht, das sind Themen, bei denen Braun auch die Kirche in der Pflicht sieht. Und erst recht gelte das, wenn Leute meinen, eigene Ziele mit Gewalt voranbringen zu können. Entschieden muss sich nach Braun Kirche daher auch einbringen, wenn Morddrohungen gegen Politiker oder andere kundgetan werden. „Jesus sagt: Wenn ihr nicht redet, werden die Steine schreien“, unterstrich er seine Ausführungen.

Kritischer sieht er dagegen das sogenannte Projekt „Kirchliche Strukturen 2024Plus“. Dabei geht es um eine zentralisiertere Form der kirchlichen Verwaltung. Obwohl Braun große Sympathien für eine starke Verwaltungseinheit in Backnang hegt, beteiligt sich der Kirchenbezirk als Erprobungsgegend am Projekt. Die zweijährige Versuchsphase soll ergebnisoffen durchgeführt werden, Änderungen aber wieder zurückgeführt werden können, sollten sie nicht überzeugen. Daher vertritt Kirchenbezirksrechnerin Andrea Schreiber den Kirchenbezirk im Lenkungsausschuss des Projekts.

All diese Vorhaben, von der Stiftskirchenrenovierung bis zur Strukturreform, möchte Braun gerne weiter als Dekan begleiten. Seine zunächst auf zehn Jahre begrenzte Amtszeit endet bald. Er hat aber seinen Hut für eine Verlängerung in den Ring geworfen.

Ute Ulfert, Vorsitzende des Kirchengemeinderats der evangelischen Stiftskirchengemeinde Backnang, und Dekan Braun. Ulfert wurde für ihr ehrenamtliches Engagement besonders gewürdigt.

© Tobias Sellmaier

Ute Ulfert, Vorsitzende des Kirchengemeinderats der evangelischen Stiftskirchengemeinde Backnang, und Dekan Braun. Ulfert wurde für ihr ehrenamtliches Engagement besonders gewürdigt.

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Erstellt:
20. Januar 2020, 16:00 Uhr

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