„Ein Gegenpol zum Digitalen“

Unter dem Namen „Bemokaze“ verleiht das Ehepaar Bernd und Monika Kazenwadel verschiedene selbst gebaute Holzspiele

Bernd und Monika Kazenwadel verleihen Holzspielzeug im Großformat. Von Klassikern wie Billard, Cornhole und Vier gewinnt bis zu selbst konzipierten Spielen – Bernd Kazenwadel baut sie alle in sorgfältiger Handarbeit.

Wie Airhockey mit Holzscheiben: Eisstockschießen ist das beliebteste Spiel von „Bemokaze“. Monika (links) und Bernd Kazenwadel mit ihren Kindern beim Spielen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Wie Airhockey mit Holzscheiben: Eisstockschießen ist das beliebteste Spiel von „Bemokaze“. Monika (links) und Bernd Kazenwadel mit ihren Kindern beim Spielen. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

BACKNANG. Blitzschnell huscht der kleine Puck über das grüne Brett, stößt immer wieder mit einem „Klack“ gegen den Rand des Spielbretts oder gegen die Holzscheiben der beiden Spieler, bis er im Tor auf einer der Kopfseiten verschwindet. Bei dem Spiel Eisstock kann ein Tor ganz schnell fallen, auch deshalb ist es wohl das beliebteste Spiel von „Bemokaze“ – einer kleinen Verleihfirma für Holzspielzeug aus Backnang.

Ihre selbst gebauten Spiele verleihen Monika und Bernd Kazenwadel einzeln oder als Spielstraße an Veranstalter, Firmen und Privatpersonen. „Es ist einfach toll, zu sehen, was die Spiele bei den Leuten auslösen“, sagt Monika Kazenwadel. Beim gemeinsamen Spielen würden Kinder ebenso wie Erwachsene ins Gespräch kommen, auch über Schüchternheit und Sprachbarrieren hinweg. „So wollen wir mit unseren Spielen auch einen Gegenpol zum Digitalen bieten“, erklärt sie. Nicht nur Kinder würden darauf eingehen, auch Jugendliche und Erwachsene würden auf Veranstaltungen häufig stehen bleiben und mitspielen. „Manchmal sind die Eltern sogar etwas genervt, weil sie weitergehen wollen, die Kinder sich aber nicht von den Spielen loseisen können.“ Neben großen Veranstaltungen ist „Bemokaze“ mittlerweile vermehrt auf Schul- und Kindergartenfesten zu finden. Doch auch für Familienfeiern und Firmenfeste werden sie immer häufiger gebucht.

Bernd Kazenwadel baut alle Spiele in seiner eigenen kleinen Werkstatt

Messen, sägen, bohren, schleifen und leimen: Bernd Kazenwadel fertigt die Spiele von Grund auf in der kleinen Werkstatt neben seinem Haus an, abends nach der Arbeit oder an freien Tagen. Manche Spielideen denkt er sich selbst aus, wie das Spiel „Ums Eck“, bei dem eine Holzscheibe im genau richtigen Winkel an eine Holzleiste geschossen werden muss. Besonders wichtig ist ihm bei der Konzeption, dass die Spiele so einfach wie möglich sind: „Wenn das Spiel nicht zu kompliziert ist, können sich die Kinder nämlich auch eigene Regeln ausdenken“, erklärt er.

Andere Spiele sind wiederum bekannten Spielen nachempfunden, wie das übergroße Vier gewinnt, Cornhole, Eisstock oder Scheiben-Billard. Wie lange er an einem Spiel arbeitet, ist unterschiedlich: Für die meisten braucht er etwa fünf Stunden. „Manchmal mehr, manchmal weniger“, sagt er. „Für Vier gewinnt zum Beispiel habe ich sehr lange gebraucht, bis die vielen Löcher ausgesägt waren. Davon werde ich sicher kein zweites bauen.“ Sogar die Holzböcke, auf denen die Spiele stehen, baut der 37-Jährige mittlerweile selbst: „So weiß ich einfach, dass alles stabil ist und für die Spiele passend ist“, erklärt er.

Zwölf verschiedene Spiele hat das Paar mittlerweile im Angebot, besonders beliebte auch in mehrfacher Ausführung, so gibt es das Eisstockspiel gleich dreimal. Und die Anzahl der Spiele wächst stetig an. „Durchschnittlich gibt’s etwa bei jedem Auftrag auch ein neues Spiel.“

Das erste Spiel hat Bernd Kazenwadel bereits 2017 gebaut. Sich damit einen Verleih aufzubauen, hatte er damals allerdings nicht im Blick. Lange Zeit hat er als Betreuer beim Spielmobil in Stuttgart gearbeitet. Da er sich den langen Fahrtweg sparen wollte, hat er zu einem Natur- und Erlebniskindergarten in der Region gewechselt. „Ich wollte meine Freude am Spieleentwickeln aber nicht aufgeben und konnte sie beim Bauen mit meiner Leidenschaft für das Handwerk verbinden“, sagt der Erzieher. Handwerklich lernt er bei jedem Spiel etwas neues dazu. Schließlich ist er kein Schreiner, das handwerkliche Arbeiten war bisher immer nur ein Hobby. „Ich habe schon früher meinem Vater viel geholfen. Und dann haben wir auch im Haus viel selbst gemacht“, sagt er.

Begonnen hat alles beim Tulpenfrühling 2017. Das Ehepaar hat dem Veranstalter angeboten, seine Spiele als Spielstraße aufzubauen, um zu testen, wie sie bei den Besuchern ankommen. „Die Resonanz war von Anfang an sehr gut“, beschreibt Monika Kazenwadel. Seitdem seien sie in Backnang auf vielen Festen eingeplant, auf dem Gänsemarkt zum Beispiel und auf dem Kinderfest. 2018 haben sie dann den Schritt vom Hobby zum Nebenerwerb gemacht und den Verleih unter dem Namen „Bemokaze“ offiziell angemeldet.

In den vergangenen zwei Jahren hat sich für das kleine Unternehmen schon viel verändert, bereits jetzt wurden sie für 2020 zehnmal gebucht. Bei einigen Festen wie dem Tulpenfrühling oder dem Gänsemarkt sind sie regelmäßig dabei, und mancher Besucher sucht ihre Spielstraße auch ganz gezielt auf, weiß Monika Kazenwadel: „Manchmal kommen die Leute bei Veranstaltungen gezielt zu uns und fragen zum Beispiel nach neuen Spielen.“

Noch verleihen sie die Spiele nur in Backnang, doch für die Zukunft haben sie noch größere Pläne: Irgendwann wollen sie die Spiele in einem größeren Gebiet verleihen und vielleicht auch Familienwochenenden veranstalten. „Noch sind wir ja ganz am Anfang, aber es wäre schön, wenn wir diesen Herzensjob irgendwann auch zum Brotjob machen könnten“, sagt Monika Kazenwadel. Sie arbeitet momentan als Erzieherin und Erlebnispädagogin, studiert in Teilzeit Social Management und kümmert sich bei „Bemokaze“ vor allem um die Vermarktung.

Bei seinen Spielen muss sich das Paar an viele Auflagen halten

Seit dem ersten Spiel hat das Ehepaar viel dazugelernt. „Wir haben uns quasi ein komplett neues Arbeitsgebiet erschlossen“, sagt Monika Kazenwadel. Dazu gehöre vor allem die richtige Materialauswahl. Denn Spiele müssen gewissen Auflagen entsprechen. So muss gewährleistet sein, dass sie nicht flammbar sind, dass die Materialien keine Schadstoffe enthalten – vom Leim über die Schrauben bis hin zu den Fäden, mit denen die Tortaschen genäht werden. „Die ganzen Auflagen waren so dick wie ein Buch, das war quasi meine Sommerlektüre“, erklärt die 40-Jährige lachend. Auch wegen der Auflagen beschränkt sich das Paar momentan noch auf den Verleih der Spiele. Manchmal fragten zwar Leute, ob man die Spiele auch kaufen könne, aber bei einem Vertrieb seien die Anforderungen an die Spiele noch komplizierter.

Für ihre Kunden bieten sie im Moment verschiedene Angebote: Die Spiele können entweder einzeln ausgeliehen werden, je nach Spiel für 12 bis 15 Euro pro Tag, oder als Komplettpaket für 400 Euro für fünf Stunden und weitere 50 Euro für jede weitere Stunde. Beim Komplettpaket kommt das Ehepaar mit zur Veranstaltung. Sie bauen die Spiele nicht nur auf, sondern beaufsichtigen die Kinder, animieren Besucher zum Mitspielen und passen auf, dass nichts beschädigt wird: „Manchmal gehen die Kinder einfach nicht so sorgsam damit um, dann müssen wir kaputte Teile austauschen“, erklärt sie.

Kontakt: www.bemokaze.de

Bernd Kazenwadel entwickelt und baut in seiner Werkstatt Spiele aus Holz. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Bernd Kazenwadel entwickelt und baut in seiner Werkstatt Spiele aus Holz. Foto: A. Becher

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Erstellt:
28. Januar 2020, 11:30 Uhr

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