Noch viele offene Lehrstellen im Rems-Murr-Kreis

Bei der Ausbildungsmesse „Fokus Beruf“ präsentieren sich am 24. und 25. Juni fast 100 Aussteller aus dem Rems-Murr-Kreis. Die Chancen, auch noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz zu ergattern, sind so groß wie vielleicht noch nie: Auf 100 Ausbildungsstellen kommen 83 Bewerber.

Bei der Ausbildungsmesse können Schülerinnen und Schüler ungezwungen mit Unternehmen in Kontakt treten. Archivfoto: Benjamin Büttner

© Benjamin Büttner

Bei der Ausbildungsmesse können Schülerinnen und Schüler ungezwungen mit Unternehmen in Kontakt treten. Archivfoto: Benjamin Büttner

Von Annina Baur

Rems-Murr. Es ist eine der zentralen Fragen für alle Schülerinnen und Schüler, die in diesem oder auch im kommenden Schuljahr ihren Abschluss machen: Welcher Beruf passt zu mir? Möchte ich nach der Schule studieren oder eine Ausbildung machen? Und wie bekomme ich einen Ausbildungsplatz? Antworten, Einblicke und Inspirationen können sie am Freitag und Samstag, 24. und 25. Juni, bei der Ausbildungsmesse „Fokus Beruf“ am Schulzentrum Grauhalde in Schorndorf bekommen.

Fast 100 Unternehmen und Bildungsinstitutionen aus der Region präsentieren sich bei der kreisweiten Messe und informieren über Ausbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen und Studium. Viele Unternehmen aus dem Kreis machen seit vielen Jahren mit und es wären gerne noch mehr dabei: „Die Hallen sind voll und es gibt eine Warteliste“, sagt Andrea Bronner vom Landratsamt Rems-Murr-Kreis, die die Ausbildungsmesse koordiniert. Seit 2007 veranstalten die Agentur für Arbeit Waiblingen, die IHK-Bezirkskammer Rems-Murr, die Kreishandwerkerschaft, das Landratsamt Rems-Murr-Kreis, das Staatliche Schulamt Backnang und der Arbeitgeberverband Südwestmetall „Fokus Beruf“.

Nachdem die Veranstaltung 2020 wegen der Coronapandemie ausgefallen war und im vergangenen Jahr digital stattfand, können in diesem Jahr Bewerberinnen und Bewerber wieder mit den Mitarbeitern und Auszubildenden der Aussteller persönlich und ungezwungen an den Messeständen ins Gespräch kommen. Vom Altenpfleger über den Elektroniker und Hotelkaufmann bis zum Polizeibeamten – die Auswahl der Berufe, über die sich junge Menschen und ihre Eltern informieren können, ist groß. Auch zu Studiengängen wie zum Beispiel Aeronautical Engineering, Elektrotechnik oder Nautik und Seeverkehr können sich die jungen Besucherinnen und Besucher auf der Messe Informationen einholen.

Die Chancen auf einen kurzfristigen Ausbildungsplatz stehen sehr gut

Zusätzlich ist ein Rahmenprogramm geplant, bei dem in kurzen Präsentationen unterschiedlichste Berufe und Bildungseinrichtungen präsentiert und Tipps fürs Bewerbungsverfahren thematisiert werden. Darunter sind Vorträge wie „Berufe, die nicht jeder kennt“ (Freitag, 9.30 und 11.30 Uhr), „Berufe mit Kindern“ (Freitag, 15 Uhr) oder auch „Business Knigge – Wie kann ich bei Arbeitgebern punkten“ (Samstag, 9.30 Uhr) und „Online-Bewerbung – wie geht das ?“ (Samstag, 11.30 Uhr).

Und die Chancen, auch noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz zu ergattern, sind so groß wie vielleicht noch nie: Im Mai dieses Jahres waren nach Angaben der Agentur für Arbeit im Rems-Murr-Kreis 1980 Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsstellen gemeldet (12,9 Prozent weniger als im Mai 2021). Dem stehen 2380 Ausbildungsstellen (plus 8,2 Prozent) gegenüber. „Auf 100 Ausbildungsstellen kommen also 83 Bewerber“, sagt Claus Paal, Präsident der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr. Zum Vergleich: Im Mai 2018 kamen auf 100 Ausbildungsstellen 126 Bewerber. „Wir haben einen Bewerbermangel“, so Paal.

Langfristig verschärft sich dadurch der bereits bestehende Fachkräftemangel, der IHK-Fachkräftemonitor prognostiziert für das Jahr 2035 250000 fehlenden Fachkräfte in der Region Stuttgart, die meisten davon in nicht akademischen Berufen. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt spitzt sich zu, und zwar in allen Branchen und allen Unternehmen, egal ob klein oder groß.

Die Coronapandemie hat diese Entwicklung vorangetrieben. Einerseits hat der Trend zur Akademisierung weiter zugenommen; weiter zur Schule zu gehen oder ein Studium aufzunehmen fühlt sich für viele junge Menschen in dieser Zeit wie ein vermeintlich sichererer Hafen an. Nicht zuletzt sind Messen und Praktika nicht oder nur eingeschränkt möglich gewesen.

Die Berufsorientierung muss wieder gestärkt werden

Das bestätigt Manuel Ade-Thurow vom Staatlichen Schulamt Backnang: „Sechs Prozent mehr Schüler als vor der Pandemie entscheiden sich nach dem Schulabschluss für eine berufliche Schule.“ Auch habe eine Befragung ergeben, dass die Schüler häufiger als vor der Pandemie unsicher sind bei der Berufswahl und rund zwei Drittel aller vorgesehenen Praktika nicht stattfinden konnten. Es gehe nun einerseits darum, Schülerinnen und Schülern die Wertschätzung für jeden Beruf zu vermitteln, aber auch darum, die Berufsorientierung an den Schulen wieder zu verstärken, ergänzt der stellvertretende Leiter des Schulamts, Roland Jeck.

Die Messe Fokus Beruf sei deshalb wichtiger denn je, um Jugendlichen und ihren Eltern Lust auf Ausbildung zu machen. Online-Betriebsrundgänge und Co. könnten den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. „Es war noch nie so einfach, sich einen Ausbildungsplatz auszusuchen“, ergänzt Claus Paal. Auch für das in diesem Jahr beginnende Ausbildungsjahr gebe es in der IHK-Lehrstellenbörse noch 1700 offene Lehrstellen in der Region Stuttgart.

Arbeitsagentur Die Ausbildungsmesse „Fokus Beruf“ am Schulzentrum Grauhalde in Schorndorf ist für Besucher am Freitag, 24. Juni, von 9 bis 16 Uhr und am Samstag, 25. Juni, von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Ein Busshuttle fährt das Messegelände vom Bahnhof Schorndorf und vom Messeparkplatz in der Gottlob-Bauknecht-Straße (Haltestelle Robert-Bosch-Straße) im 15-Minuten-Takt an. Weitere Informationen unter www.fokus-beruf.de.

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Erstellt:
22. Juni 2022, 06:00 Uhr

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