Gretel Anna und Erich Schneider aus Burgstetten begehen die eiserne Hochzeit

Am heutigen Mittwoch feiern der ehemalige Burgstettener Bürgermeister und seine Frau ihr 65-jähriges Ehejubiläum Auf einer Hochzeit haben sich beide kennengelernt. In seiner politischen Karriere hat sie ihm stets den Rücken freigehalten.

Gretel Anna und Erich Schneider aus Burgstetten sagen im Hinblick auf die 65 Jahre ihrer Ehe: „Wir sind sehr dankbar, dass wir noch beieinander sein dürfen.“ Fotos: Dietmar van der Linden

© Dietmar van der Linden

Gretel Anna und Erich Schneider aus Burgstetten sagen im Hinblick auf die 65 Jahre ihrer Ehe: „Wir sind sehr dankbar, dass wir noch beieinander sein dürfen.“ Fotos: Dietmar van der Linden

Von Simone Schneider-Seebeck

Burgstetten. Der Name Erich Schneider ist nicht unbekannt. Hatte er als damaliger Bürgermeister von Burgstall doch auch einen Anteil daran, dass sich der Ort an der Murr im Rahmen der Gemeindereform zusammen mit Erbstetten und Kirschenhardthof zur Gemeinde Burgstetten zusammengeschlossen hatte. Erster Bürgermeister Burgstettens, langjähriger Landtagsabgeordneter, Landtagspräsident – das sind nur einige der Stationen auf seinem Weg. Dabei war ihm stets bewusst, dass dies ohne seine Gretel nicht möglich gewesen wäre. „Meine Frau hat auch einen Anteil daran. Sie hat mir immer den Rücken freigehalten“, sagt Erich Schneider und blickt seine Angetraute liebevoll an. Doch nicht nur das. Damals, als junger Bürgermeister in Burgstall, hat sie auch tatkräftig mit ausgeholfen. Und war gewissermaßen seine Assistentin in den ersten Jahren seiner Landtagszeit.

Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Hochzeit 1954. Da war Erich Schneider als junger Beamter für einen ebenfalls jungen Bürgermeister in Haubersbronn tätig. Dessen Braut lebte in Berglen, ebenso wie ihre Base Gretel. „Damals hat man noch Hochzeitszüge gemacht“, erinnert sich Erich Schneider. Drei Kilometer war man im Zug bis nach Oppelsbohm gelaufen, nach der Trauung ging es erneut drei Kilometer weiter bis zur Gaststätte, in der gefeiert wurde. „Sie war meine Kirchführerin“, sagt er, der damals gerade 21 gewesen war, die beiden durften die Strecke also gemeinsam gehen. „Da hat man die Ledigen zusammengebracht.“ Und manchmal wurde auch etwas Festes daraus.

Beider Kindheit war geprägt vom Krieg

Geboren und aufgewachsen ist Erich Schneider mit sechs Geschwistern in Altersberg-Pritschenhof. Seine Frau Gretel stammt aus Berglen. „Wir sind beide Urschwaben“, sagt sie lächelnd. Beider Kindheit war geprägt vom Krieg, sie haben ihn unmittelbar miterlebt. Noch heute ist ihnen in Erinnerung, wie Nachbarorte zerbombt wurden und die Panzer der Amerikaner durch den Heimatort gekommen sind.

Als Einziger von den Geschwistern besuchte Erich Schneider das Gymnasium in Gschwend. Sein Lehrer dort legte ihm die Beamtenlaufbahn nahe, sechs Jahre dauerte die Ausbildung für den gehobenen Dienst. Und eine der Stationen dabei war das Bürgermeisteramt in Haubersbronn.

Am Morgen des 19. April 1958 hat das Paar standesamtlich geheiratet, nachmittags fand die Trauung in der Kirche statt.

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Am Morgen des 19. April 1958 hat das Paar standesamtlich geheiratet, nachmittags fand die Trauung in der Kirche statt.

Nach der Hochzeit seines Vorgesetzten riss der Kontakt mit der gleichaltrigen Gretel nicht ab. So unternahm man im Sommer 1956, nach der Abschlussprüfung, eine Wanderung – allerdings ganz schicklich mit Freunden zusammen. Zum 1. August trat Erich Schneider dann eine Stelle als Stadtinspektor in Gaildorf an. „Und da hat man sich gedacht, man könnte ja heiraten“, sagt er schmunzelnd. Unter anderem auch deshalb, weil er als unverheirateter junger Beamter in Abwesenheit des Chefs Trauungen durchzuführen hatte. „Und ich hatte nicht einmal einen Ring an!“

Damals war der Wohnraum knapp und als im April 1958 endlich eine Zusage kam, wurde flugs geheiratet. Am Morgen des 19. April 1958 ging es aufs Standesamt, nachmittags in die Kirche. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde die Tochter geboren.

Mittlerweile war Erich Schneider Oberinspektor geworden. Doch ihn reizte die Stelle des Bürgermeisters. In Michelbach klappte es mit der Bewerbung nicht. Doch im Mai 1960 gelang dem 26-Jährigen, damals noch parteilos, der Einzug ins Burgstaller Rathaus.

Seine Frau hat ihn stets unterstützt

Es sei gar nicht so leicht gewesen, sich zu behaupten, erinnert sich Schneider. Die Mitglieder des Gemeinderats seien alle älter gewesen als er. „Und die haben mich wahrscheinlich gar nicht gewählt“, fügt er hinzu. „In so einer kleinen Gemeinde war man wirklich Mädchen für alles“, denkt er zurück. Dabei hat ihn seine Frau stets unterstützt. Die Zeit sei für seine Familie nicht leicht gewesen, denn als Gemeindeoberhaupt sei man auch oft abends im Einsatz gewesen. Dennoch hat er sich überzeugen lassen, als Kandidat der CDU für den Landtag zu kandidieren. Vollkommen überrascht sei er gewesen, als es auch geklappt habe: „Das Wunder ist geschehen und ich bin gewählt worden.“ Noch bis 1979 blieb er seiner Gemeinde – erst Burgstall, dann Burgstetten – als Rathauschef erhalten. Mitglied des Landtags war er bis 1992, davon die letzten zehn Jahre Landtagspräsident. Während seiner Zeit als Landtagsabgeordneter wurde das neue Abgeordnetenhaus gebaut, mit einem Raum samt neuester technischer Ausstattung für jeden Abgeordneten. Zudem wurden Assistenten eingestellt. Denn: „Das darf nicht sein, dass die Familie bei der Arbeit unterstützen muss“, findet Schneider. Oft waren nämlich die Ehefrauen, wie auch bei ihm, für die Abgeordnetenarbeit eingespannt worden.

Es sei ihm nicht leichtgefallen, sich vom vollen Terminkalender zu verabschieden, erinnert er sich. Und seine Frau berichtet schmunzelnd, dass er sich dann im Haushalt habe engagieren wollen, was ihr jedoch nicht so gut gefallen habe. Doch 1993 gab es eine neue Aufgabe als Präsident der CJD Kinder- und Jugendstiftung. Zudem engagiert er sich seit 1985 für Burundi. Auch Gretel Schneider war schon in dem afrikanischen Land.

Mittlerweile lassen es beide etwas ruhiger angehen. Gretel Schneider benötigt seit einigen Monaten einen Rollstuhl, nun leben die beiden seit dem vergangenen Jahr im Haus der Tochter. Zu ihrer Familie gehören nun drei Kinder, fünf Enkel und vier Urenkel. „Wir sind sehr dankbar, dass wir noch beieinander sein dürfen“, finden beide beim Rückblick auf ein erfülltes Leben, in dem sie vielerlei Herausforderungen gemeinsam gemeistert haben. „Mit Gottes Hilfe haben wir stets den Hochzeitsspruch gelebt.“ Der da heißt: „Dienet einander.“

Im Sommer 1956 unternahm man eine Wanderung – ganz schicklich mit Freunden zusammen. Noch bis 1979 blieb Erich Schneider seiner Gemeinde als Rathauschef erhalten.

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Erstellt:
19. April 2023, 11:30 Uhr

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