Gebärmutterhalskrebs

HPV-Impfung erweist sich als sehr effektiv

Varianten Humaner Papillomviren können Gebärmutterhalskrebs verursachen. Nachdem in Dänemark die HPV-Impfung bei Teenagern eingeführt wurde, sind zwei Virustypen fast eliminiert.

HPV werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen.

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HPV werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen.

Von Markus Brauer/dpa

Zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs gibt es eine wirkungsvolle Maßnahme: Seit einigen Jahren gibt es Impfungen gegen die Humanen Papillomviren (HPV), den Hauptrisikofaktor für Gebärmutterhalskrebs und weitere Krebsarten. Doch noch immer sind in Deutschland zu wenige Kinder geimpft.

Wie effektiv sind HPV-Impfungen?

Impfungen gegen Humane Papillomviren sind einer neuen Studie aus Dänemark zufolge sehr effektiv gegen bestimmte Varianten der Viren, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Das schreiben die Autoren des im Fachblatt „Eurosurveillance“ erschienen Artikels. „Eurosurveillance“ wird vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) mit Sitz in Stockholm herausgegeben.

HPV / papillomavirus: "Au cours des trois séries d'échantillonnage cellulaire, la prévalence des infections à HPV HR non vaccinales est restée élevée chez les femmes vaccinées et non vaccinées, tandis que l'incidence des types de HPV HR non vaccinaux était significativement plus… pic.twitter.com/oTGamqEUBA — Resilients.tv & Resilients.news (@ResilientsTv) July 11, 2025

Was sind Humane Papillomviren?

HPV werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Etwa acht von zehn sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV.

In den meisten Fällen bildet sich die Infektion unbemerkt von selbst wieder zurück. Bei einem von zehn Fällen bleibt sie jedoch bestehen, Monate oder Jahre später kann sich – teils über Vorstufen – daraus Krebs entwickeln.

Wie viele Virenarten gibt es?

Es gibt mehr als 200 verschiedene HPV-Typen. Sie besiedeln vor allem Haut und Schleimhäute. Viele Virustypen führen lediglich zu gutartigen Hautwarzen im Anal- und Genitalbereich. Sogenannte Hochrisikotypen können allerdings zu Krebsvorstufen führen. Dazu gehören die besonders gefährlichen wie HPV16 und HPV18, welche die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs verursachen.

Wie viele Krankheitsfälle gibt es?

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 7700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs. Allein etwa 1500 Frauen sterben jedes Jahr an Gebärmutterhalskrebs.

Wem wird eine Impfung empfohlen?

Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen zwischen neun und 14 Jahren. Wurde dieses Zeitfenster verpasst, können Impfungen bis zum 18. Geburtstag kostenlos nachgeholt werden. Neun- bis 14-Jährige erhalten zwei Impfdosen, bei 15- bis 17-Jährigen ist eine dritte Impfdosis erforderlich. Die HPV-Impfung sollte idealerweise vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen.

Wie hoch ist die Impfquote?

Aktuell sind in Deutschland nur 54 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 27 Prozent der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Damit ist Deutschland noch weit von einem flächendeckenden Schutz vor HPV entfernt, der erst bei einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent gegeben ist.

Die Weltgesundheitsorganisation gibt das Ziel vor, Gebärmutterhalskrebs weltweit zu eliminieren. Dazu sollen bis 2030 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen gegen HPV vollständig geimpft sein. Krebsexperten befürworten für Deutschland Schulimpfprogramme wie in Norwegen oder Island, um die HPV-Impfquote zu erhöhen.

Welche Impfstoffe gibt es?

In Deutschland stehen derzeit zwei HPV-Impfstoffe –Cervarix und Gardasil – zur Verfügung, die auch gegen die besonders gefährlichen Virustypen HPV16 und HPV18 wirken. Gardasil bietet zudem einen guten Schutz gegen Genitalwarzen und als Neunfachvariante auch gegen weitere HPV-Typen.

Wie wirksam ist die Impfung?

Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft belegen Studien in mehreren Ländern, dass die HPV-Impfung Krebs wirksam verhindert. Bei Mädchen, die früh genug gegen HPV geimpft wurden, ging die Rate an Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 Prozent zurück.

Welche Virustypen sind nahezu ausgerottet?

Laut Studie sind die besonders relevanten Virustypen HPV 16 und 18 in Dänemark nahezu vollständig eliminiert worden, nachdem 2008 in dem Land damit begonnen wurde, Mädchen im Teenager-Alter dagegen zu impfen.

Die Forscher analysierten rund 17.000 beim Screening auf Gebärmutterhalskrebs vorgenommene Zellabstriche von insgesamt 8659 Frauen im Alter von 22 bis 30 Jahren über einen Zeitraum von sieben Jahren.

Dabei fanden sie heraus, dass im Jahr 2021 weniger als ein Prozent der geimpften Frauen mit HPV 16/18 infiziert waren, während es vor Beginn der landesweiten Impfungen noch 15 bis 17 Prozent waren.

Selbst unter den nicht geimpften Frauen waren 2021 nur fünf Prozent mit den Virustypen infiziert, was den Autoren zufolge stark auf eine Immunität in der dänischen Bevölkerung gegen diese Varianten hinweise.

Inwieweit senkt eine HPV-Impfung in jungen Jahren Krebsrisiko?

Mindestens 14 der mehr als 100 HPV-Typen werden den Autoren zufolge als Hochrisikovarianten angesehen, die unter anderem Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Bevor Dänemark die Impfung von Mädchen eingeführt hat, waren demnach rund drei Viertel aller an Gebärmutterhalskrebs erkrankter Frauen in dem skandinavischen Land mit den Varianten HPV 16 und 18 infiziert.

Gebärmutterhalskrebs ist in Europa nach Brustkrebs die Krebsart, die bei Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren am zweithäufigsten vorkommt. Es wird davon ausgegangen, dass Frauen, die als Kinder gegen Humane Papillomviren geimpft wurden, ein bedeutend geringeres Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken als ungeimpfte Frauen, heißt es in dem Artikel.

Warum werden viele HPV-Infektionen nicht bemerkt?

Humane Papillomviren gehören weltweit zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Fast jeder sexuell aktive Mensch infiziert sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) mindestens einmal im Leben damit. Je nach Virustyp kann eine Infektion ohne Folgen bleiben. Meistens merken Menschen dann nicht, dass sie infiziert sind, und die Infektion verschwindet wieder.

Doch in seltenen Fällen kann sie Krebs auslösen. Dazu gehören vor allem Gebärmutterhalskrebs, aber auch Peniskrebs, Analkrebs und Krebs im Mund-Rachen-Bereich. Laut RKI wird weltweit etwa die Hälfte aller infektionsbedingten Krebserkrankungen durch HPV verursacht.

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Erstellt:
11. Juli 2025, 16:02 Uhr

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