Keine Einigkeit bei Ausbau der B-14-Anschlussstelle

Vertreter des Regierungspräsidiums stellen im Kreistag ihre Pläne für einen Umbau in Winnenden-West vor. Diese sind sehr umstritten.

Keine Einigkeit bei Ausbau der B-14-Anschlussstelle

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Wer im Feierabendverkehr schon einmal auf der B14 von Waiblingen kommend Richtung Backnang unterwegs war, kennt die Situation: An der Ausfahrt Winnenden-West staut es sich. Das Ganze hat schon derartige Ausmaße angenommen, dass in diesem Bereich seit August 2017 zwischen 16 und 18 Uhr Tempo 60 gilt. „Wir sehen die Situation als ungenügend an“, sagte Jochen Lohrmann vom Regierungspräsidium Stuttgart bei seinem Vortrag im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags. Auch die Umlandgemeinden seien unzufrieden und beklagten starken Ausweichverkehr. Langfristig sei das so nicht hinnehmbar. Durch Drängel- und Bremsmanöver entstehe eine kritische Verkehrssituation. Grund für den Rückstau seien die beiden Kreisverkehre an der Anschlussstelle, welche beide nicht leistungsfähig seien und sich gegenseitig beeinflussen. Durch das geplante Gewerbegebiet „Unterer Schray“ in Winnenden werde sich die Lage weiter verschlimmern.

Langfristig soll Abhilfe geschaffen werde. Die Verantwortlichen haben verschiedene Varianten für den Umbau der Anschlussstelle untersucht und die Ergebnisse nun dem Gremium präsentiert. Vier Ausführungen seien in die Vorplanung gekommen, unter anderem mit Turbokreisverkehr auf der Südseite, Kreuzungen oder versetzten Einfahrten sowie mit oder ohne ein zusätzliches Brückenbauwerk. Die präferierte Variante des Regierungspräsidiums sei demnach jene, nach der anstelle der Kreisverkehre signalisierte Kreuzungen gebaut werden und ein zusätzliches Brückenwerk den Verkehr zwischen den beiden Knotenpunkten verstetigt. In Sachen Umweltverträglichkeit habe sie am besten abgeschnitten.

Eine Unfallhäufung wurde nicht festgestellt

Allerdings ist diese – Z1 genannte – Variante mit Kosten von insgesamt 8,34 Millionen Euro mit die teuerste. „Sie deckt alle Belange ab“, befand Jochen Lohrmann abschließend. Von den Kosten würden den Großteil Bund und Land übernehmen, der Kreis müsste 1,09 Millionen Euro bezahlen, 678000 Euro hätte die Firma Kärcher zu tragen. In Anbetracht des langen Planungs- und Genehmigungsverfahren sei ein Baubeginn voraussichtlich 2030 möglich.

Die Stadt Winnenden und die Gemeinde Leutenbach hätten der Planung bereits zugestimmt, allerdings strebe das Regierungspräsidium einen Konsens mit allen Projektbeteiligten an. Wie schwierig das sein könnte, zeigt die kontrovers geführte Diskussion im Ausschuss deutlich. Gernot Gruber (SPD) hinterfragte die Bewertung der einzelnen Varianten: „Die Entscheidungsmatrix finde ich nicht überzeugend. Je nach Gewichtung der einzelnen Punkte hätte man jede Variante auf den ersten Platz bekommen können.“

Albrecht Ulrich (Freie Wähler) bezeichnete den Umbau als dringend notwendig, um den Wirtschaftsstandort zu sichern. „Es gibt keine Alternative“, fand er. Auch Gudrun Wilhelm (Gruppe Wilhelm/Klinghoffer) äußerte Freude darüber, dass nun endlich eine Planung vorliegt. „Ich hätte mir gewünscht, dass alles viel früher kommt“, sagte sie gar. Der Anschluss ans Bottwartal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sei nicht gut genug, um auf das Auto verzichten zu können, insofern sei diese Anschlussstelle wichtig. Die Bahn schaffe es auch gar nicht, den ganzen zusätzlichen Verkehr aufzunehmen, fügte Ulrich Scheurer (CDU) an. „Außerdem geht der Trend gerade weg vom Zug.“

Anschlussstelle Winnenden-West gilt nicht als Unfallschwerpunkt

Ganz anders sah beispielsweise Astrid Fleischer (Grüne) den Sachverhalt. Sie verwies darauf, dass der Kreis erst kürzlich sein überarbeitetes Klimaschutz-Handlungsprogramm auf den Weg gebracht hat. „Und dann sollen wir eine Million Euro ausgeben, damit die Leute nicht im Stau stehen, die immer noch mit dem Auto unterwegs sind?“, fragte sie. „Da geht mir die Hutschnur hoch.“ Sie sehe es nicht als zukunftsweisend an, die Staus auf der Bundesstraße zu beseitigen, wenn parallel Bahnen fahren. Zudem würde ein Hektar Fläche zusätzlich versiegelt, „das ist kein Pappenstiel“. Auch Klaus Riedel (SPD) störte sich an der Bezeichnung „alternativlos“. Er merkte an: „Es gibt immer eine Alternative. In diesem Fall: Aushalten.“ Er verwies darauf, dass erst in sieben Jahren mit dem Bau begonnen werden soll. „Bis dahin liegen die Kosten mit Sicherheit über zehn Millionen Euro.“ Außerdem gebe es noch viele andere Stellen mit dem gleichen Problem, etwa an der Anschlussstelle Steinbach bei Oppenweiler. „Wenn es allein deswegen kritisch ist, weil Leute warten müssen, sage ich: Das ist oft so.“ Die Vertreter des Regierungspräsidiums hatten selbst eingeräumt, dass die Anschlussstelle Winnenden-West nicht als Unfallschwerpunkt gelte. Warum man daher die Verkehrssicherheit als Argument anbringt, leuchte nicht ein.

Matthias Bauer, stellvertretender Leiter des Baureferats Süd im Regierungspräsidium, hielt dagegen: Dass die Stelle kein Unfallschwerpunkt ist, sei auch der Beschränkung auf Tempo 60 geschuldet. Jochen Lohrmann fügte an, dass man auch den Verdrängungsverkehr aus den Umlandkommunen wieder auf die B14 bringen wolle.

Letzten Endes, so Landrat Richard Sigel, wäre der Kreis in der Pflicht, die Kosten zu tragen, wenn das Regierungspräsidium den Umbau vornimmt. Noch ist das Projekt allerdings nicht entschieden.

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Erstellt:
26. Mai 2023, 06:00 Uhr

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