Klinsmann beschwört Hertha-Optimismus: „Wir sind heiß“

dpa Berlin. Im dritten Spiel bei Hertha BSC soll für Jürgen Klinsmann endlich der erste Sieg her. Dafür richtet der Trainer auch einen Appell an die Fans. Eine Maßnahme des neuen Coaches empfinden die Spieler als „nicht angenehm“.

Herthas Trainer Jürgen Klinsmann steht im Stadion. Foto: Andreas Gora/dpa/Archiv

Herthas Trainer Jürgen Klinsmann steht im Stadion. Foto: Andreas Gora/dpa/Archiv

Den zentralen Sitz auf dem Podium überließ Jürgen Klinsmann lieber Vedad Ibisevic. „Den Capitano in die Mitte“, sagte der Coach von Hertha BSC in der Pressekonferenz vor der Partie gegen den SC Freiburg augenzwinkernd - auch wenn er seinen Routinier zuletzt auf dem Bundesliga-Platz außen vor gelassen hatte. Für das wegweisende Duell im Abstiegskampf versuchte Klinsmann alles, um Optimismus zu verbreiten und richtete im Abstiegskampf auch einen Appell an die Anhänger der Berliner. „40 - das geht gar nicht“, sagte der 55-Jährige bei seinem Abgang über die von Pressesprecher Markus Jung prognostizierte Zuschauerzahl von 40 000.

Auch die Verpflichtung des früheren Bundestrainers sorgt vor dessen zweitem Heimspiel noch für keinen Ansturm der Fans auf das Olympiastadion. Zum Vergleich: Fast genau vor einem Jahr kamen gut 42 000 Menschen zum Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt. Nur der erste Ligasieg seit zehn Wochen dürfte den erhofften Klinsmann-Effekt nun zumindest sportlich bis in die Winterpause retten. „Wir sind heiß, wir haben sehr intensiv trainiert, wir brauchen Punkte“, betonte der 55-Jährige. „Wir brauchen einen Dreier.“

Im Dreierpack vor der kurzen Unterbrechung zu Weihnachten wird dies jedoch äußerst schwer: Gegen Freiburg gelang Hertha in den vergangenen fünf Spielen kein Sieg, auch bei Bayer Leverkusen geht es am Mittwoch gegen einen Europapokal-Aspiranten. Zum Abschluss der Hinrunde ist der aktuelle Tabellenführer Borussia Mönchengladbach zu Gast. „Die Situation ist nicht angenehm“, umschrieb Ibisevic die derzeitige Misere der Berliner, die auch Klinsmann trotz einer phasenweise Leistungssteigerung beim 1:2 gegen Borussia Dortmund und dem 2:2 bei Eintracht Frankfurt noch nicht beenden konnte. „Man muss alles tun, dass man so schnell da rauskommt.“

Zu diesen Maßnahmen gehört, dass Klinsmann den Profis den Winterurlaub kürzte und bereits vor Silvester wieder zum Trainingsauftakt bitten wird. Zudem könnte es statt in die USA zur Vorbereitung nach Spanien gehen. „Es ist einfach erklärt, durch die Situation sind wir in gewisser Hinsicht gefordert, mehr zu tun als wenn wir in oberer Tabellenhälfte stehen würden“, erläuterte Klinsmann seine Entscheidung.

So bleiben dem Trainerstab mehr als drei Wochen vor dem Neustart gegen den FC Bayern am 19. Januar, um den Spieler ihre Idee zu vermitteln. „Auch als Fußballer muss man zu solchen Veränderungen bereit sein“, sagte Ibisevic. „Es ist nicht angenehm, aber die Situation ist auch nicht angenehm, deshalb muss man als Profi damit umgehen.“

Einen noch radikaleren Schnitt lehnt Klinsmann aber ab - auch aus Eigeninteresse. Auf die Frage, ob er für die komplette Abschaffung der Winterpause nach englischem Vorbild sei, scherzte der Ex-Premier-League-Profi mit Blick auf Ibisevic: „Wenn ich denen jetzt auch noch Weihnachten wegnehme, dann habe ich echt ein Problem - aber dann habe ich auch ein Problem daheim.“

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Erstellt:
13. Dezember 2019, 13:21 Uhr

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