Lastenradverleih im Rems-Murr-Kreis läuft gut an

In sieben Kommunen im Rems-Murr-Kreis kann man bereits am Projekt „Lara to go“ teilnehmen. Mit der Nutzung ist die Energieagentur zufrieden. Eigentlich möchte auch Backnang mitmachen, doch verzögert sich der Start hier weiter.

Im Februar vergangenen Jahres konnten Interessierte in Backnang die E-Lastenräder testen. Archivfoto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Im Februar vergangenen Jahres konnten Interessierte in Backnang die E-Lastenräder testen. Archivfoto: Tobias Sellmaier

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. In Allmersbach ging es im vergangenen Mai los, seitdem sind immer neue Stationen für das Lastenradsharingprojekt „Lara to go“ hinzugekommen. Acht Kommunen nennt die Energieagentur Rems-Murr als Partner, in sieben davon stehen bereits insgesamt 15 Räder zum Verleih zur Verfügung – neben Allmersbach sind das Murrhardt, Welzheim, Leutenbach, Waiblingen, Weinstadt und Kernen. Und dabei soll es nicht bleiben. Weitere Standorte, unter anderem in Backnang, seien im laufenden Jahr geplant, heißt es vonseiten der Energieagentur, eventuell würden auch Räder von weniger gut nachgefragten Standorten zu anderen verlegt.

170 Nutzerinnen und Nutzer, 600 Buchungen

Mit der bisherigen Entwicklung der Nutzerzahlen und Buchungen sind die Projektverantwortlichen aber zufrieden. Bisher wurden etwa 600 Buchungen verzeichnet. Zum Jahresende 2023 waren 170 Personen als Nutzerinnen und Nutzer für das Projekt angemeldet. Spitzenreiter ist dabei die Gemeinde Kernen mit 41 Teilnehmenden. Ulrike Pfab und Anita Kaupert von der Energieagentur wissen nur von zwei Abmeldungen und bei beiden seien die Gründe bekannt: Eine Person war so begeistert vom Lastenrad, dass sie sich selbst eines gekauft hat. Die zweite Person habe den Ladekorb für den Transport eines Musikinstruments nutzen wollen, dafür sei dieser aber zu klein. Der beste Standort nach Buchungen befinde sich in Waiblingen-Beinstein. „Standorte, die nicht so gut laufen, werden im Auge behalten, und wir versuchen, sie im Lauf des Jahres mit speziellen Aktionen sichtbar zu machen und das Sharingangebot zu bewerben“, teilt Ulrike Pfab mit.

Die Backnanger Standorte lassen auf sich warten

In Backnang verzögert sich der Start des Projekts derweil weiter. Immerhin: Vier Lastenräder seien bereits geliefert und eine Garage stehe für den Aufbau bereit. Im vergangenen Sommer war von einer Inbetriebnahme im Oktober 2023 die Rede, inzwischen spricht Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann vom Frühjahr 2024. Und auch bei der Wahl der Standorte haben sich Änderungen ergeben. Im Sommer hatte man noch Bleichwiese, Bahnhof und Grabenstraße angedacht – abschließend festlegen wollte man sich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Von diesen drei Optionen ist allein die Bleichwiese als Standort noch immer vorgesehen. Nach dem Abbruch der Fußgängerbrücke über die Murr könne der Netzanschluss verlegt und die Box aufgestellt werden, heißt es.

Der dritte Standort befindet sich am ehemaligen Burgel-Gebäude

Für die weiteren beiden Standorte der Lastenräder haben sich zwei neue Möglichkeiten aufgetan. Eine davon ist im Bereich der Grundschule und der Mehrzweckhalle in Maubach. Voraussetzung ist, dass eine ebene Fläche von vier mal fünf Metern genutzt werden kann. Ein Netzanschluss ist laut Stadtverwaltung realisierbar und es besteht die Option der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Der dritte Standort befindet sich mitten in der Backnanger Innenstadt, nämlich am ehemaligen Burgel-Gebäude. Die Verwaltung schlägt vor, den Lastenaufzug stillzulegen und als Abstellgarage umzunutzen. Technische Realisierbarkeit und Kosten würden derzeit geprüft. Die Lage in unmittelbarer Nähe zum Wochenmarkt sowie Synergieeffekte mit dem im Gebäude geplanten Nahversorgungsmarkt werden als Vorteil gesehen, es sei ein „optimaler Innenstadtstandort zwischen Fußgängerzone und Marktstraße“. Die vorgeschlagenen Standorte für die Verleihlastenräder seien beim runden Tisch mit Vertretern des ADFC positiv aufgenommen worden, so Großmann. „Ebenso die vandalismusgeschützte Unterbringung in zugangskontrollierten Garagen, die auch sichere Abstellplätze für hochwertige Räder sowie Lademöglichkeiten für Pedelecs bieten.“

Die durchschnittliche Nutzungsdauer beträgt etwa zwei Stunden

Wofür werden die Lastenräder eigentlich genutzt? Die Energieagentur macht hierzu mehrere Vorschläge. Etwa können Einkäufe nach Hause transportiert werden oder die Kinder von der Betreuungseinrichtung abgeholt werden. Auch Ausflüge könnten mit dem E-Lastenrad unternommen werden. Was die Nutzerinnen und Nutzer genau machen, könne man natürlich nicht sagen. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von etwa zwei Stunden lege jedoch nahe, dass die Nutzfahrten überwiegen. Nur gelegentlich würden die Lastenräder für längere Ausflugsfahrten ausgeliehen.

Die Energieagentur Rems-Murr tut einiges dafür, dass das Angebot bekannter wird. Beispielsweise gibt es immer wieder Fahrtrainings mit dem Lastenrad, auch bei Kindergartenfesten, oder Kooperationsveranstaltungen, beispielsweise mit dem Weltladen zur fairen Woche. Und die Projektverantwortlichen haben einige Ideen für die Belebung der Standorte, etwa Ausfahrten mit dem ADFC, das Bereitstellen der Lastenräder für die Kreisputzete oder ein besonderes Angebot für die Sternsinger oder die Erntehelfer der Obst- und Gartenbauvereine. Selbst ein nachhaltiger Pizzalieferdienst ist im Gespräch.

So funktioniert „Lara to go“

Registrierung Wer ein E-Lastenrad ausleihen möchte, kann das per App organisieren. Diese heißt „MOQO“ und muss auf dem Gerät installiert werden. Eine Registrierung mit Angaben zur Person und zu Zahlungsmodalitäten ist nötig. Die Energieagentur ist für die Freischaltung der Nutzerin/des Nutzers zuständig. Dies kann unter Umständen einige Tage dauern, da ein Identitätsnachweis via Führerschein (gegebenenfalls nach Rücksprache auch durch ein anderes Dokument) erforderlich ist. Ist die Freischaltung erfolgt, kann man ein Lastenrad reservieren oder sofort buchen und losfahren.

Leistung Pro Lastenrad können maximal 125 Kilogramm zugeladen werden. Die Reichweite beträgt bis zu 100 Kilometer. Die Räder verfügen jeweils über zwei Akkus, sodass der Strom auch nach mehreren Ausleihen nacheinander nicht ausgeht. Außerdem sind zwei Kindersitze im Ladekorb verfügbar. Ein höhenverstellbarer Sattel und ein tiefer Einstieg erhöhen zudem den Komfort.

Kosten Für die Nutzung der Lastenräder ist eine Jahresgebühr fällig, diese beträgt 25 Euro pro Jahr und Person. Die erste Jahresgebühr wird in ein Nutzungsguthaben von 25 Euro umgewandelt, das innerhalb von zwei Monaten ab Registrierung verbraucht werden kann. Die Nutzungsgebühren betragen 1,20 Euro pro Stunde, beziehungsweise 9 Euro pro Tag (über Nacht kostenlos).

Besonderes Für jede Freundschaftswerbung erhalten die werbende und die geworbene Person ein Guthaben von jeweils fünf Euro. Für Familien gibt es übrigens Extrakonditionen – Interessierte sind dazu angehalten, bei der Energieagentur nachzufragen.

Link Weitere Informationen zum Lastenradsharingprojekt gibt es online unter www.laratogo.de.

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Erstellt:
20. Februar 2024, 06:00 Uhr

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