Märchenhafter Spaß mit dem Grüffelo

Erlebniswege in der Region: Der neu gestaltete Märchenwald in Gschwend macht beliebte Kindergeschichten erlebbar. Er ist Herzstück des Erlebnispfads „Tännli“, der den Wald an zehn Stationen vorstellt. Der Spaziergang ist gut geeignet für Familien.

Eine der Aufgaben auf dem Grüffelo-Pfad: Eine Holzschlange windet sich zwischen Pilzen hindurch und lädt zum Balancieren ein. Fotos: N. Scharpf

Eine der Aufgaben auf dem Grüffelo-Pfad: Eine Holzschlange windet sich zwischen Pilzen hindurch und lädt zum Balancieren ein. Fotos: N. Scharpf

Von Nicola Scharpf

GSCHWEND. Der fünfjährige Henry hat den Grüffelo bei den Hörnern gepackt. Der Junge thront auf dem klobigen Holzkopf des bei Kindern gefürchteten und geliebten Waldungeheuers. Seit ein paar Wochen steht die übermannsgroße Grüffelo-Figur im Märchenwald Gschwend und lädt dazu ein, das 1999 erschienene Kinderbuch „Der Grüffelo“ von Julia Donaldson und Axel Scheffler mitzuerleben, nachzuspielen, anzuhören. Auch die kleine Maus, die Hauptfigur im Kinderbuch, steht als geschnitzte und gesägte Holzvariante in gebührendem Abstand zum klotzigen Grüffelo-Ungetüm. Henrys kleiner Bruder, der dreijährige Emil, tut es ihr gleich und beäugt das Monster skeptisch aus sicherer Entfernung. „Was ist das Grüne an seiner Nase?“, fragt er Oma und Opa, die mit ihren Enkeln aus Kaisersbach in den Märchenwald gekommen sind. „Eine Warze“, lautet die Antwort. Nach und nach wird Emil zutraulicher und wagt es schließlich sogar, an der Grüffelo-Zunge, die als grüner Lappen aus dem Maul hängt, zu zupfen.

Das Holz der Figuren ist ganz hell, die Hackschnitzel auf dem Waldboden sind frisch und einige Bäumchen am Wegesrand zart und klein. Es ist offensichtlich: Am und im Märchenwald ist jüngst viel erneuert worden. Gottlieb Zimmermann bestätigt, dass der Grüffelo erst vor den Osterferien in den Märchenwald eingezogen ist. Der Leiter des Staatswaldreviers Gschwend-Hohenohl hat sich zusammen mit Auszubildenden des Märchenwalds angenommen. 15 Jahre nachdem die Zukunftswerkstatt Wald das Gemeinschaftsprojekt Märchenwald mit dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald und der Gemeinde Gschwend ins Leben gerufen hat, ist es Zeit für etwas Neues gewesen. So haben „Dornröschen“ sowie „Hänsel und Gretel“ Abschied genommen und dem „Grüffelo“ Platz gemacht. „Rotkäppchen“ dagegen, das vor rund fünf Jahren überholt worden ist, ist geblieben. „Es fehlen noch Begrüßungstafeln und auch die Texte bei den Stationen sind provisorisch einfoliert“, sagt Zimmermann.

Dem Spaß auf den beiden märchenhaften Wegen tut das keinen Abbruch. Auf der Grüffelo-Strecke dürfen Groß und Klein in die Rolle des Mäuschens schlüpfen und einen Zickzackkurs absolvieren, an einer hölzernen Rieseneule vorbeischleichen oder über eine gewundene Schlange balancieren. Auf dem Rotkäppchenpfad lässt sich auf Holzstäben eine Melodie spielen, der Wolf und das Rotkäppchen lassen sich auf Schienen umherschieben oder durch ein Labyrinth führen – bis zum Schluss der gefräßige Wolf, fläzend im überdachten Bett, erlebbar wird. „Großmutter warum?“ steht auf einem großen Holzkasten mit vier Klappen. Wer die Klappen öffnet, erfährt die Antworten.

Träumerliegen und Tierrekorde sind zwei von zehn Stationen.

Zwei Mütter und ihre Kinder stehen am Start des Märchenwalds. Im Advent sind die Familien aus Schwäbisch Gmünd den Krippenweg in Gschwend gelaufen und dadurch auf den Märchenwald aufmerksam geworden. Nachdem sich die beiden Erstklässlerinnen Charlotte und Leonie im Moment mit dem Grüffelo im Deutschunterricht beschäftigen, hat sich ein Ausflug angeboten. Den Mädchen gefällt, dass sie hier das Ende der Geschichte selbst erfinden können.

Der Märchenwald bildet das Herzstück des Walderlebnispfads „Tännli“ mit seinen zehn Stationen. Eingebettet in die Landschaft des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald lädt „Tännli“ Jung und Alt zum spielerischen Entdecken, Klettern, Lauschen, Staunen und Lernen ein. Frische Luft, Bewegung, Naturspielplätze, Abenteuer, auch Entspannung, Ruhe, verwunschene Flecken: Das alles bietet der Wald und „Tännli“ will die vielfältigen Facetten dieses Ökosystems im Rahmen eines Spaziergangs für die ganze Familie vermitteln.

So beginnt der Rundweg bei der ersten Station, dem Baumhoroskop, mit einem Ausflug in die Vergangenheit. Auch weitere Stationen, wie zum Beispiel der Kreuzstein, beschäftigen sich mit uralten Zeiten. Es geht in die jüngere Vergangenheit mit Jahrhundertsturm Lothar und seinen Auswirkungen. Innehalten ist angesagt bei Station vier, wo Erich Kästners Gedicht „Die Wälder schweigen“ seine beruhigende Wirkung entfaltet und Träumerliegen zum Entspannen einladen. Highlights für Kinder dürften die Stationen über unglaubliche Tierrekorde, die Geschichte des Weihnachtsbaums, das Tannenhochhaus und die Waldkugelbahn sein. Wobei die Kugelbahn im Moment nicht in ihrer kompletten Länge benutzbar ist. Sie soll laut Gottlieb Zimmermann allerdings in diesem Jahr wieder instand gesetzt werden.

Familie Mularczyk aus Lorch, die mit Kinderwagen und drei Mädchen im Vorschulalter den Erlebnispfad „Tännli“ erkundet, erweist sich als Kugelbahnkenner. So schlägt Tobias Mularczyk vor: „Es sollte einen Automaten für Kugeln geben, so wie bei den Kugelbahnen in Schwäbisch Gmünd und Urbach. Dann braucht man nicht daran zu denken, eigene Kugeln mitzubringen.“ Auch die Mularczyks sind über den winterlichen Krippenweg auf den Walderlebnispfad aufmerksam geworden. Sie empfinden die Laufstrecke als angenehm und: „Das mit dem Grüffelo ist klasse gemacht.“

Gottlieb Zimmermann, der die Forstrevierstelle seit Januar 2020 innehat, stellt Veränderungen auf dem Erlebnispfad in Aussicht. Vieles sei in die Jahre gekommen, sodass man „Tännli“ Stück für Stück inhaltlich und thematisch überarbeiten werde. Manches werde aber auch beibehalten, die Träumerliegen zum Beispiel oder der Tierweitsprung.

Wer mit Kindern auf dem gut besuchten, aber nicht überlaufenen Pfad unterwegs ist, wird wahrscheinlich schnell merken: Den Kleinen geht es ohnehin höchstens in zweiter Linie um Inhalte und Themen bei den zehn Haltepunkten. In erster Linie ist die Suche nach der nächsten Station spannend. Das macht mit 15 Jahre alten Themenplätzen genauso viel Spaß wie mit neu bestückten.

Im Märchenwald wohnen seit Kurzem Rotkäppchen und der Grüffelo.

Im Märchenwald wohnen seit Kurzem Rotkäppchen und der Grüffelo.

Barrierefreier Rundweg

Startpunkt: Parkmöglichkeiten gibt es am Badesee in Gschwend.

Schwierigkeitsgrad: Der Rundweg ist zwei Kilometer lang und leicht zu bewältigen. Auch für jüngere Kinder ist der Spaziergang geeignet.

Barrierefreiheit: Die Wege sind für Kinderwagen und Rollstuhl geeignet. Lediglich ab dem Abzweig zur Waldkugelbahn ist der Pfad schmal und abschüssig. Hier wird das Schieben eines Kinderwagens beschwerlich. Dieses Teilstück lässt aber ausklammern, indem man auf dem Hauptrundweg bleibt.

Infrastruktur: Picknickplätze und Sitzbänke sind entlang des Wegs vorhanden. Am Naturbadesee mit Liegewiese, Kinderspielplatz und Volleyballfeld gibt es einen Kiosk und Toiletten.

Ergänzende Informationen, zum Beispiel eine Kartenübersicht mit den einzelnen Stationen, sind hier zu finden:

www.gschwend.de

www.naturpark-sfw.de

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Erstellt:
10. Mai 2021, 11:30 Uhr

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