Mit 91 Sachen im 50er-Bereich der B14

Die Blitzermarathonwoche ist mit zahlreichen Tempokontrollen im Rems-Murr-Kreis am 21. April zu Ende gegangen. Ordnungshüter haben es besonders auf Raser abgesehen. Das vorrangige Ziel dieser Aktion ist es laut Polizei, die Anzahl der schweren Verkehrsunfälle zu reduzieren.

Martin Müller (links) und seine Kollegin Ines Scheunemann (rechts) vom Polizeirevier Backnang, hier mit einem Mitarbeiter vom Rechts- und Ordnungsamt Backnang, messen mit ihrem Lasermessgerät das Tempo der Verkehrsteilnehmer auf der B14. Foto: Florian Muhl

Martin Müller (links) und seine Kollegin Ines Scheunemann (rechts) vom Polizeirevier Backnang, hier mit einem Mitarbeiter vom Rechts- und Ordnungsamt Backnang, messen mit ihrem Lasermessgerät das Tempo der Verkehrsteilnehmer auf der B14. Foto: Florian Muhl

Von Florian Muhl

Rems-Murr. Ein Stativ, oben drauf ein optisches Instrument, das so aussieht wie eine Videokamera – fertig. Martin Müller hat das Lasermessgerät im Handumdrehen aufgestellt. Der Polizeioberkommissar vom Backnanger Revier steht zusammen mit seiner Kollegin Ines Scheunemann auf einem Feldweg direkt an der B14 zwischen Spritnase und Maubach. Martin Müller schaut durch den Sucher des Messgeräts und visiert die Verkehrsteilnehmer an, die ihm entgegenkommen, also die an diesem Freitag in Richtung Stuttgart unterwegs sind. Dort ist Tempo 50 angesagt, weil sich die B14 in diesem noch zweispurigen Bereich auf eine Fahrspur verjüngt.

Es ist 11.20 Uhr, als Ines Scheunemann ihren Kollegen per Funk meldet: „Messstelle eingerichtet.“ Der Funkspruch landet nur gut 700 Meter weiter auf dem Parkplatz des Maubacher Friedhofs, ebenfalls an der B14 gelegen, bei einer weiteren Kontrollstelle der Polizei. Die Geschwindigkeitsüberwachung beginnt. Beim Blick durch das Lasergerät werden Müller direkt im Sucher das Tempo des anvisierten Fahrzeugs sowie die Entfernung zum Auto angezeigt. Seine Kollegin führt Buch und schreibt alle Daten auf. Hat der Oberkommissar ein zu flottes Fahrzeug auf dem Schirm, gibt Scheunemann die Info an die Kollegen an der Kontrollstelle per Funk weiter, inklusive Beschreibung des Fahrzeugs.

Es dauert keine 20 Minuten, da wird das bislang schnellste Auto erfasst. „Einen VW, ein SUV, haben wir mit 91 Kilometern pro Stunde gemessen. Da muss man den Toleranzwert von drei Prozent abziehen, das macht in dem Fall drei km/h, dann sind wir bei 88 km/h“, sagt Scheunemann. Letztlich sind das außerorts 38 Kilometer pro Stunde zu viel. Auf die Fahrerin oder den Fahrer, die oder den die Beamten unten am Friedhof aus dem Verkehr gezogen und entsprechend verkehrserzieherisch belehrt haben werden, warten nun ein Bußgeld in Höhe von 200 Euro sowie ein Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei.

Eine erzieherische Wirkung soll die Tempomessung auf Autofahrer haben

Wie viele Fahrzeugführer bei den Geschwindigkeitskontrollen im Rems-Murr-Kreis den Ordnungshütern während des sogenannten Speedmarathons ins Netz gingen, steht noch nicht fest. Das wollen das Innenministerium und das Polizeipräsidium Aalen am Wochenende beziehungsweise am Montag bekannt geben (Bericht folgt). Dabei kommt es der Polizei gar nicht darauf an, so viele Raser wie möglich zu erwischen. Im Gegenteil. „Wir freuen uns, wenn keiner zu schnell fährt. Das wäre uns am liebsten“, bekennt Ines Scheunemann. Und ihr Kollege Martin Müller meint: „Das Ganze soll ja auch eine erzieherische Wirkung auf die Autofahrer haben, dass sie merken, es ist ein Kontrolldruck da und sie sollen die Geschwindigkeit einhalten.

„Das vorrangige Ziel dieser Aktionen ist, schwere Unfälle zu reduzieren“, sagt Rudolf Biehlmaier. „Denn es ist festzustellen, dass bei schweren Unfällen die Hauptunfallursache Geschwindigkeit ist“, so der Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen weiter. Aus diesem Grund sei die Polizei flächendeckend unterwegs, denn: „Schwere Unfälle können überall passieren.“

Das Polizeirevier Backnang hat sich erst an diesem Morgen dazu entschlossen, an diesem Standort an der B14 sein Messgerät aufzubauen. Als die beiden Oberkommissare dort gegen 11 Uhr eintreffen, ist bereits ein Mitarbeiter vom Rechts- und Ordnungsamt Backnang vor Ort, der es ebenfalls auf Temposünder abgesehen hat. Sein Lasermessgerät des Typs Jenoptik Traffistar S350 ist allerdings auffälliger, denn in diesem Gerät sind auch ein Blitz und ein Fotoapparat integriert. Dass sie jeweils an diesem Tag an diesem Standort messen werden, dabei wussten die drei Ordnungshüter jeweils voneinander nichts.

Beschimpfungen sind keine Seltenheit

So baut der Mitarbeiter des Rechts- und Ordnungsamts seine Messapparatur, die er gegen 9.30 Uhr dort installiert hatte, wieder ab, als die Kollegen vom Revier erscheinen. Auch an diesem Tag hat er unschöne Erfahrungen machen müssen. So haben ihm etliche Autofahrer den Stinkefinger gezeigt, manche sogar durch das geöffnete Seitenfenster, sind dazu auch extra langsam gefahren und haben ihn mit hier nicht zitierfähigen Worten beschimpft. Dass an seiner Messstation laut gehupt wird, das ist er mittlerweile gewohnt.

Die Stadt Backnang hat nicht nur am Blitzermarathon teilgenommen, sondern kündigt „weitere intensive Kontrollen“ an. Bereits im September 2021 hatte der Gemeinderat beschlossen, die Geschwindigkeitskontrollen auszuweiten und dafür ein zusätzliches Blitzgerät anschaffen. Das Gremium hatte dem Kauf einer ESO 8.0 plus Zubehör zugestimmt. Darüber hinaus hat der Ausschuss die Verwaltung mit der Beschaffung eines dritten Messgeräts beauftragt. Aufgrund der Lieferschwierigkeiten 2022 wurden die Geräte erst Mitte 2022 geliefert und sind seitdem im Einsatz. Zudem hat Verwaltungsdezernent Timo Mäule in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses erklärt, dass die Stadt ein Verkehrsüberwachungskonzept erarbeiten will und dass in diesem Zusammenhang an den Kauf eines Blitzanhängers, eines sogenannten Enforcement Trailers gedacht wird.

Im vergangenen Jahr fast 1,5 Millionen Tempomessungen in Backnang

Speedmarathon 2022 Beim Speedmarathon im März vergangenen Jahres waren im Rems-Murr-Kreis 66 Kräfte des Polizeipräsidiums Aalen im Einsatz. Am Marathontag (24. März) gab es 13 Kontrollstellen. Insgesamt wurden dabei im Kreis 234 Fahrzeuge kontrolliert. Die Polizei registrierte dabei 48 Geschwindigkeitsverstöße. Das entspricht einer Temposünderquote von rund 20 Prozent.

Fast 500 Kontrollen Im vergangenen Jahr hat der städtische Vollzugsdienst bei 495 Kontrollen das Tempo von insgesamt 1437198 Fahrzeugen gemessenen. Dabei wurden 15045 Geschwindigkeitsüberschreitungen registriert. Das entspricht einer , Beanstandungsquote von 1,05 Prozent.

Überschreitungen Bei den knapp 500 Kontrollen in Backnang war der Großteil der Überschreitungen (8579 Fälle) im Bereich von 6–10 km/h , das entspricht einem Anteil von 57 Prozent, gefolgt von 11–15 km/h (3755 Fälle oder 25 Prozent). Die weiteren Überschreitungen: 16–20 km/h 1546 Überschreitungen (10,3 Prozent), 21–25 km/h 629 Fälle (4,2), 26–30 km/h 272 Fälle (1,8), 31–40 km/h 198 Fälle (1,4), 41–50 km/h 53 Fälle (0,4), 51–60 km/h 11 Fälle (0,1), 61–70 km/h 2 Fälle (0,01).

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Erstellt:
22. April 2023, 06:00 Uhr

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