Naturparkmarkt in Allmersbach: Heimatliebe geht durch den Magen

Beim ersten Naturparkmarkt in Allmersbach im Tal bieten rund 40 Marktbeschicker aus der Region Schwäbisch-Fränkischer Wald handgefertigte Produkte aller Art an. Am Nachmittag wird außerdem ein rollstuhlgerechter Wanderweg eingeweiht.

Mehr als einfach nur sauer: Essig von MW Genusswelt aus Fichtenberg. Fotos: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Mehr als einfach nur sauer: Essig von MW Genusswelt aus Fichtenberg. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Kai Wieland

Allmersbach im Tal. Whiskey und Edelbrände aus Murrhardt, Seifen aus Spiegelberg, Wurstspezialitäten aus Kaisersbach und geräucherte Forellen aus dem Lautertal – der erste Naturparkmarkt des Jahres lockte bei bestem Wetter zahlreiche Besucher in die Allmersbacher Ortsmitte. Für die Gemeinde, die seit zehn Jahren Mitgliedskommune im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald e.V. ist, war es die Premiere als Ausrichtungsort eines solchen Markts. „Wir sind sehr erfreut, wie positiv es angenommen wird“, sagte die hochzufriedene Bürgermeisterin Patrizia Rall.

Rund 40 Marktbeschicker, ausnahmslos Direktvermarkter aus der Region Schwäbisch-Fränkischer Wald, hatten rund um das Allmersbacher Rathaus ihre Stände aufgeschlagen und dem Marktpublikum ihre breite Produktpalette präsentiert. Vom Apfel-Balsam-Essig bis hin zur Ziegenhaarbürste war dabei für Bauch und Auge allerhand geboten.

Regionale Erzeugnisse Süß und blumig im Geschmack, dabei im eisgekühlten Zustand beinahe geruchslos – so lässt sich die Stutenvorzugsmilch von Elisabeth Langer aus Fichtenberg beschreiben. Die 31-jährige Forstwirtin besucht seit vergangenem Jahr mit ihrem Stand die Naturparkmärkte. „Ich will zeigen, dass man auch von kleiner Landwirtschaft leben kann, wenn man sich etwas einfallen lässt.“ Gesagt, getan: An ihren hügeligen, aber kräuterreichen Weideflächen bei Fichtenberg tun sich vier Milchstuten gütlich und danken es Elisabeth Langer mit der wertvollen Milch, die besonders wegen ihrer Nähe zur Muttermilch geschätzt wird und geradezu heilsam bei Neurodermitis wirken soll.

Ein pflanzliches Produkt mit interessantem Namen bot Gerhard Scholl aus Mainhardt an: Räuberlinsen. „Der Name soll natürlich neugierig machen, hat aber auch einen historischen Bezug“, erklärte Scholl. „Vor 300 Jahren lebten im Mainhardter Wald Räuber, welche die Fuhrmannszüge zwischen Schwäbisch Hall und Heilbronn überfielen.“ Die Linse selbst ist allerdings nicht nur harmlos, sondern sogar gesund: „Es ist eine Le-Puy-Linse mit gesundem Eiweiß und dünner Schale, deshalb ist sie gut verdaulich.“

Die vielleicht fleißigsten Produktionshelfer fand man allerdings nicht hinter den Standtheken, sondern wie gewohnt bei der Arbeit an den Blütenkelchen. Honig, Blütenpollen und sonstige Imkereiprodukte stapelten sich gleich an mehreren Ständen auf dem Marktplatz, so auch bei Meike Höfliger, die ihre Leidenschaft nur wenige Hundert Meter entfernt am Allmersbacher Richtfunkturm betreibt. Rund 130 Bienenvölker summen unter ihrer Regie, einige davon standorttreu, andere auf Wanderschaft. Mit ihrer Hilfe produziert Meike Höfliger nicht nur Honig, sondern auch kreative Mischvarianten, etwa Akazie mit Kurkuma oder Himbeeren aus eigenem Anbau.

Handwerkskunst von hier Nicht alle Produkte auf dem Naturparkmarkt sind allerdings zum Verzehr gedacht. Die Schmuckstücke von Nicole Schwarm aus Oberstenfeld wären dafür auch zweifellos zu schade. Seit Jahren besucht die Goldschmiedemeisterin mit ihrem Stand die Naturparkmärkte. „Wenn man allein einen kleinen Laden führt, ist es manchmal nicht so einfach. Da sind die Naturparkmärkte ein echter Faktor, der auch das Geschäft immer wieder ankurbelt“, erzählte sie. Neben Perlen, Silber und Edelsteinen nutzt sie auch Materialien, die man im Naturpark findet, etwa für Flusskieselsteinketten oder Stücke aus verkieseltem Holz – selbstverständlich allesamt von Hand gefertigt.

Ein Stand, den man auf jedem Naturparkmarkt findet, ist der von Bürstenmacher Reinhold Rottenbiller aus Fichtenberg. Sandra Laslo ist seit Jahren als Verkäuferin dabei und kennt für jeden Zweck die richtige Bürste. „Ziegenhaar eignet sich gut zum Abstauben, Spinnenweben entfernt man aber besser mit Rosshaar“, erklärte Laslo und sagte dabei auch sogleich der Mikrofaser den Kampf an. „Handgemachte Bürsten halten sehr lange, der höhere Preis hat sich nach anderthalb Jahren meistens schon gelohnt.“ Es sei das Argument, von dem sich vor einigen Jahren noch die meisten Kunden hätten überzeugen lassen. „Heute geht es vielen eher um die Nachhaltigkeit und in der Hinsicht sind unsere Bürsten natürlich sowieso viel besser, ganz egal, ob Rosshaar, Ziegenhaar oder Gemüsefasern.“

Am Stand der Naturparkführer wurden Groß und Klein mit Stockbrot verköstigt.

© Tobias Sellmaier

Am Stand der Naturparkführer wurden Groß und Klein mit Stockbrot verköstigt.

Kinderunterhaltung Eltern mit Kindern blieben vor allem am Stand der Naturparkführer hängen, nicht nur wegen des Stockbrots, das hier über offenem Feuer gebacken und dann direkt verspeist wurde. Auch die Bastelangebote, etwa Vögel aus Tannenzapfen und Traumfänger aus Weidenästen und Schnur, fanden großen Anklang. Außerdem konnten größere Kinder, vor allem aber Erwachsene versuchen, Huf- und Pfotenabdrücke den richtigen Tieren zuzuordnen oder Bäume anhand ihrer Rinde zu bestimmen.

Inklusiver Wanderweg Am Nachmittag wurde schließlich der inklusive Allmersbach-Rundweg eröffnet, welcher gleichermaßen für Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen geeignet ist. Der Rundweg mit 2,9 Kilometern Länge startet am Vereinsheim des SV Allmersbach und verläuft auf asphaltierten und geschotterten Wegen am Bach entlang. Dabei geht es durch Streuobstwiesen und Felder, zwischendurch eröffnet sich ein schöner Ausblick auf Schloss Ebersberg. Zudem wurden Unebenheiten ausgebessert und Ruheplätze asphaltiert.

Es ist bereits der 13. inklusive Wanderweg, den der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald in seinem Wegenetz aufführen kann. „Das Ziel ist es, in jeder Kommune mindestens ein Angebot zu schaffen“, sagte Karl-Dieter Diemer, Geschäftsführer des Naturparks, bei der Eröffnung.

Jasmin Kotrba, die das Projekt im Naturpark betreute, erläuterte die wesentlichen Aspekte, die bei der Planung eines inklusiven Wanderwegs ins Gewicht fallen: „Entscheidend ist vor allem die Infrastruktur. Es soll ein ganzheitliches Erlebnis geschaffen werden, zu dem auch eine Einkehr gehört. Außerdem muss eine Toilette verfügbar sein, was oftmals das größte Problem ist.“ Wichtig sei außerdem, dass nicht nur der Weg selbst klar ausgeschildert werde, sondern er müsse auch konkret in den Broschüren beschrieben sein, damit es keine Überraschungen gebe.

Ines Vorberg nahm an der Eröffnung des inklusiven Wanderwegs teil.

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Ines Vorberg nahm an der Eröffnung des inklusiven Wanderwegs teil.

Dem stimmte Ines Vorberg aus Althütte, eine der treibenden Mitinitiatorinnen, zu: „Der Schwäbische Wald ist topografisch mitunter schwierig“, sagte sie. „Deshalb muss alles klar ausgeschildert sein.“ Die ersten zwölf Wege seien im Rahmen eines dreijährigen Projekts des Bundesverbands Selbsthilfe Körperbehinderter entstanden, welches zudem von Aktion Mensch unterstützt worden sei, erklärte Ines Vorberg weiter. „Der Naturpark hat das Projekt dann aufgenommen, der Weg in Allmersbach ist also die erste ganz neue Route.“

Allerdings werden schon bald weitere Wege hinzukommen, verriet Jasmin Kotrba. „In Murrhardt und Rudersberg wurden schon Wege getestet, da geht es also weiter voran.“

Nächste Termine Weitere Naturparkmärkte finden unter anderem am 21. Mai in Welzheim und am 1. Oktober in Murrhardt statt. Mehr Informationen erhält man unter www.naturpark-sfw.de.

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Erstellt:
24. April 2023, 06:00 Uhr

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