Ostdeutsche Länder sind noch abgehängt

Wirtschaftsforscher stellen starkes Gefälle bei Produktivität fest

Berlin /AFP - Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall gibt es nach wie vor deutliche Ost-West-Unterschiede bei der Wirtschaftsleistung, Löhnen und Fachkräften, wie eine am Montag veröffentlichte Untersuchung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt. Die „Bruchkante der wirtschaftlichen Entwicklung“ verlaufe aber nicht nur entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, sondern es gebe auch ein Süd-Nord- und ein Stadt-Land-Gefälle.

Als einen zentralen Befund nennen die Experten die immer noch geringere Produktivität in Ostdeutschland. Sie lag 2017 in den neuen Ländern einschließlich Berlin bei durchschnittlich 82 Prozent des Westniveaus. Kein ostdeutsches Flächenland reicht bislang an das westdeutsche Schlusslicht, das Saarland, heran. Dies liegt aus Sicht der IWH-Ökonomen nicht nur an fehlenden Konzernzentralen. So haben 464 der 500 größten deutschen Unternehmen ihren Sitz im Westen. Ostdeutsche Betriebe haben in jeder Größenklasse eine mindestens 20 Prozent niedrigere Produktivität. Die Experten bringen dies auch mit staatlichen Subventionen in Verbindung. Seien sie an die Erhaltung von Jobs geknüpft, könne das die Produktivität bremsen.

Produktivitätsunterschiede gehen auch mit Lohnunterschieden einher: Das mittlere Einkommen liegt in Ostdeutschland bei 81 Prozent des Bundesdurchschnitts. Im Westen wiederum existiert, abgesehen von Hamburg und einigen Regionen Nordrhein-Westfalens, ein starkes Süd-Nord-Lohngefälle. In Ingolstadt und in Erlangen etwa liegt der mittlere Lohn bei 144,4 Prozent des Bundesdurchschnitts – in Cloppenburg bei 81,3 Prozent. In Ostdeutschland (ohne Berlin) reicht die Spanne von 68 Prozent in Görlitz bis 95,5 Prozent in Jena.

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Erstellt:
5. März 2019, 03:04 Uhr

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