R wie Ruperto Carola: Die älteste deutsche Universität

dpa/lsw Heidelberg. Heidelberg ist stolz auf seine altehrwürdige Alma Mater. In deren Geschichte gibt es aber auch dunkle Kapitel.

Der Schriftzug „Dem lebendigen Geist“ ist über dem Eingang der Ruprecht-Karls-Universität angebracht. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der Schriftzug „Dem lebendigen Geist“ ist über dem Eingang der Ruprecht-Karls-Universität angebracht. Foto: Uwe Anspach/dpa

Wer sich im Mittelalter als Herrscher profilieren und eine loyale Beamtenschaft wollte, legte sich eine Universität zu. Im Heiligen Römischen Reich sah sich der Wittelsbacher Kurfürst Ruprecht I. durch die Gründung von Universitäten in Prag und Wien unter Zugzwang. Mit dem Segen von Papst Urban VI. und einem feierlichen Gottesdienst eröffnete der Kurfürst am 18. Oktober 1386 sein Prestigeobjekt mit weniger als einer Handvoll Professoren. Die Studenten konnten damals zwischen vier Fakultäten wählen: Theologie, Jura, Medizin und den Artes liberales (Geistes- und Naturwissenschaften).

Im 16. Jahrhundert schlugen sich die Pfalzgrafen auf die Seite der Reformation. Ottheinrich machte aus der Universität eine evangelische Landeshochschule - ein Grund für die Katholische Liga, Heidelberg im 30-jährigen Krieg schwer zu zerstören. Angriffe der Franzosen und der Wechsel der pfälzischen Kurfürsten in die Mannheimer Residenz bedrohten Ende des 18. Jahrhunderts die Existenz der Universität. Unter dem badischen Großherzog Karl Friedrich erlebte sie eine neue Blüte. Im 19. Jahrhundert erhielt sie den Namen Ruperto Carola - eine Kombination der Namen des Gründers der Universität und des badischen Großherzogs Karl Friedrich.

Ein dunkles Kapitel ist die rasche Gleichschaltung im Nationalsozialismus. Jeder vierte Professor wurde aus dem Amt gedrängt. Das Motto auf dem Portal der Neuen Universität „Dem lebendigen Geist“ musste 1936 „Dem deutschen Geist“ weichen. Nach 1945 baute eine Gruppe unbelasteter Professoren, darunter der Arzt Alexander Mitscherlich und der Philosoph Karl Jaspers, die im Krieg unversehrte Uni demokratisch um. Die 68er Studentenbewegung mahnte die Aufarbeitung der braunen Vergangenheit der Hochschule an.

Heute zeichnet die Ruprecht-Karl-Universität mit ihren fast 30 000 Studenten eine international wettbewerbsfähige Forschung aus, der ihr dreimal den Titel Exzellenz-Universität und erhebliche Fördermittel einbrachte.

Zum Artikel

Erstellt:
21. August 2020, 06:52 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen