Regierungspräsident rät zur Nachrüstung

Wolfgang Reimer war zu Gast bei Hahn Automobile und sprach mit Leuten vom Fach über den Stand der Dieseltechnik.

Regierungspräsident rät zur Nachrüstung

© Pressefotografie Alexander Beche

BACKNANG (pm). In der Region Stuttgart steigt jetzt ein Schwergewicht in die Nachrüstung von Euro-5-Dieseln ein: Hahn Automobile mit Niederlassungen in Backnang, Bietigheim-Bissingen, Böblingen, Ebersbach, Esslingen am Neckar, Fellbach, Göppingen, Kornwestheim, Ludwigsburg, Pforzheim, Schorndorf, Sindelfingen, Wendlingen und Weinstadt und die Baumot-Gruppe arbeiten bei der Nachrüstung von Modellen aus dem VW-Konzern zusammen.

Der Grund liegt vor der Haustür: In Stuttgart gilt seit 1. Juli nach dem Luftreinhalteplan in der „kleinen Umweltzone“ ein Verkehrsverbot für Kraftfahrzeuge mit Dieselmotoren unterhalb der Abgasnorm Euro 6/VI. Derzeit gibt die fehlende Beschilderung noch eine Gnadenfrist. „Ich musste das Verkehrsverbot anordnen, da bisher alle Gerichtsentscheidungen gegen das Land getroffen wurden“, sagte Regierungspräsident Wolfgang Reimer bei einem Termin im Fellbacher Hauptsitz der Hahn-Gruppe. Dauerhaftes Gegenmittel für guterhaltene Euro-5-Diesel aus dem VW-Konzern, aber auch Mercedes-Fahrzeuge, ist die Nachrüstung der Abgasreinigung.

Deswegen wirbt Reimer für diese Nachrüstung, und deswegen sieht die Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart gute Chancen dafür, dass Stuttgart zu einem Nachrüstungshotspot wird, sagen Innungsgeschäftsführer Christian Reher und Frank Schnierle, der Vizeobermeister. Allerdings: Ein Selbstläufer ist die Nachrüstung noch nicht. In der Region Stuttgart sind derzeit ein rundes Dutzend Betriebe schon für die Nachrüstung trainiert, sagt Frank Schnierle. Die Innung hat dafür mit dieselnachruesten.de auch eine Informationsplattform im Internet ins Leben gerufen, auf der es jeweils die aktuellsten Informationen gibt. „Dass jetzt mit der Hahn-Gruppe ein Kfz-Schwergewicht einsteigt, freut uns besonders“, sagt der Vizeobermeister.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir noch immer in einer Pandemie leben.Rene Rudzinski, Geschäftsführer Aftersales der Hahn Automobile, sieht das Angebot an Nachrüstungsmöglichkeiten als wichtig an, kann allerdings auch nachvollziehen, dass das Thema momentan bei den betroffenen Dieselbesitzern nicht oberste Priorität genießt: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir noch immer in einer Pandemie leben.“

Carl-Eugen Metz, Vorstandsmitglied im ADAC Württemberg, spricht aber noch zwei Gründe an, die dafür sorgen, dass das Thema Nachrüstung nicht oberste Priorität hat: Der ADAC hatte bereits Anfang 2018 mithilfe einer Testreihe nachgewiesen, dass Nachrüstung tatsächlich funktioniert und etwas bringt. Bis zur Genehmigung der ersten Nachrüstsysteme durch das Kraftfahrtbundesamt seien zwei Jahre vergangen. Und die aktuelle „Diskussion um den richtigen Weg zur Einhaltung der Grenzwerte und die Signale der Politik habe die Menschen auf den falschen Weg gebracht“. Einige Fahrzeugbesitzer wähnten sich mit reinen Softwareupdates in Sicherheit. „Das ist ein Spiel auf Zeit.“ Und das werde dadurch verstärkt, dass nur VW und Mercedes die Nachrüstung finanziell fördern. „Die finanzielle Förderung ist ein Problem. Es ist Zeit, dass mehr Hersteller diesem Beispiel folgen.“ Christian Reher wies in diesem Zusammenhang daraufhin, dass die Innung bereits mehrmals einen Nachrüstfonds vorgeschlagen habe, die Politik sich in diesem Punkt aber nicht bewege. Deswegen haben im Moment die Menschen mit Euro-5-Dieseln des VW-Konzerns und von Mercedes finanziell die günstigste Möglichkeit, an Nachrüstsysteme zu kommen, weil sie mit einem 3000-Euro-Zuschuss rechnen können.

Es kann allerdings für alle, die im Stuttgarter Talkessel, Zuffenhausen und Feuerbach (das ist die kleine Umweltzone) wohnen oder arbeiten, zeitlich mit der Nachrüstung etwas knapp werden. Die Baumot-Gruppe produziert nicht auf Lager, wie Ibrahim Kahraman als Baumot-Vertreter bestätigte, sondern immer dann, wenn eine bestimmte Zahl an Bestellungen vorliegt. Deswegen liegen die Lieferzeiten derzeit auch mal bei acht bis zwölf Wochen.

Symbolfoto: A. Becher

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Erstellt:
4. August 2020, 11:30 Uhr

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