Schorndorfer Klinik erhält für Neubau Landesförderung

Der neue Funktionsbau soll 122 Millionen Euro kosten. Klinikmanager Mertel und Landrat Sigel rechnen mit über 50 Prozent Zuschuss.

Die Förderung des neuen Funktionsbaus der Klinik Schorndorf ist ein wichtiger Meilenstein in der vom Kreistag beschlossenen Medizinkonzeption. Archivfoto: Edgar Layher

© Edgar Layher

Die Förderung des neuen Funktionsbaus der Klinik Schorndorf ist ein wichtiger Meilenstein in der vom Kreistag beschlossenen Medizinkonzeption. Archivfoto: Edgar Layher

Von Matthias Nothstein

Schorndorf. Große Freude bei Klinikmanager André Mertel und Landrat Richard Sigel: Der Bauabschnitt 1 der Gesamtsanierung des Rems-Murr-Klinikums Schorndorf mit einem Gesamtvolumen von etwa 122 Millionen Euro ist in das Krankenhausförderprogramm des Landes Baden-Württemberg aufgenommen worden. Diese Förderung des neuen Funktionsbaus der Klinik Schorndorf ist ein wichtiger Meilenstein in der vom Kreistag beschlossenen Medizinkonzeption. Mertel geht davon aus, dass die Förderquote in diesem Fall höher ausfallen wird als beim damaligen Neubau in Winnenden. Zur Erinnerung: Damals hatte das Land von den 320 Millionen Euro Baukosten nur 84 Millionen Euro beziehungsweise rund 30 Prozent übernommen. Mertel: „Mich würde es glücklich machen, wenn die Förderquote mehr als 50 Prozent betragen würde.“ Der restliche Betrag müsste dann von den Rems-Murr-Kliniken gestemmt werden.

Kreis hat seine Hausaufgaben gemacht

Landrat Richard Sigel sprach angesichts der Förderzusage von einem „sehr guten Tag für die Rems-Murr-Kliniken, diese sind für die Zukunft gut aufgestellt“. Er erinnerte an die jüngsten Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wonach die deutschen Krankenhäuser in drei Versorgungsstufen unterteilt werden sollen. Nach dieser Einteilung würde Winnenden die Kriterien für Level 3 (beste Stufe) erreichen, Schorndorf Level 2. Es besteht die Gefahr, dass Häuser der schlechtesten Kategorie (Level 1) künftig geschlossen werden oder weniger Unterstützung erhalten. Laut Sigel gibt es in der baden-württembergischen Krankenhauslandschaft etliche Häuser, die nur die Kategorie l erreichen. Sigel: „Ziel unserer Medizinkonzeption ist es, eine zukunftsfähige und hochwertige Gesundheitsversorgung der Menschen im Rems-Murr-Kreis sicherzustellen, und zwar an zwei starken Standorten. Die finanzielle Förderung dafür ist nun gesichert. Das ist ein großer Erfolg für den Landkreis und die Rems-Murr-Kliniken. Es bestätigt unseren Kurs und gibt uns Rückenwind für die anstehende Krankenhausreform: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“

In Schorndorf wird das Herzstück des Klinikums, der sogenannte Funktionsbau, an einer neuen Stelle des Klinikgeländes völlig neu erstellt. Damit wird dieser Bereich nicht nur neuer und moderner, sondern laut Mertel auch ein Stück weit größer. Er umfasst im Erdgeschoss die zentrale Patientenaufnahme und eine leistungsstarke neue Notaufnahme, die von hochmoderner Diagnostik flankiert wird. Im ersten Obergeschoss entsteht eine Intensivstation mit einem Intermediate-Care-Bereich, das ist eine Stufe zwischen Intensivmedizin und Normalstation, sowie einer Stroke-Unit (Schlaganfalleinheit) mit 28 Betten und einer Infektionsstation mit zehn Betten. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die Operations- und Behandlungsbereiche, unter anderem sind dort acht OP-Säle und drei Kreißsäle untergebracht.

Noch vor der Sommerpause finden Fördergespräche mit dem Land statt

Der Zeitplan für den Neubau ist sehr ambitioniert. Nach der grundlegenden Zusage aus Stuttgart finden nun noch vor der Sommerpause Fördergespräche mit dem Land statt. Und sobald der Kreistag beschlossen hat, die Förderung aus Stuttgart anzunehmen und zu bauen, folgt der finale Förderbescheid. Die Verantwortlichen erwarten den Beginn der Bauarbeiten etwa vier Monate nach dem Kreistagsbeschluss, Landrat Sigel hofft, noch in diesem Jahr. Und da mit etwa drei Jahren Bauzeit gerechnet wird, könnte der Einzug in den neuen Funktionsbau im Jahr 2027 stattfinden, „spätestens“, so Sigel.

Während die gesamte Förderhöhe noch nicht exakt feststeht, durften sich die Verantwortlichen schon vor Ostern erstmals über einen warmen Geldsegen freuen, denn die Planungsrate für Schorndorf wurde bereits vor der Förderzusage auf zwölf Millionen Euro verdoppelt. Apropos Planung: Ursprünglich waren Gesamtkosten für den Funktionsbau in Schorndorf von 96 Millionen Euro prognostiziert worden. Dass nun 122 Millionen Euro angegeben werden, hängt laut Mertel mit verschiedenen Baukostensteigerungen zusammen. Sigel zeigte sich darüber wenig beeindruckt: „Die Erhöhung hat uns nicht erschreckt. Es ist üblich, dass die Kosten im Laufe der Planung fortgeschrieben werden.“

Winnender Erweiterung kommt voran

Grund zur Freude gibt es nicht nur wegen der Förderzusage für den Standort Schorndorf, sondern auch im Fall des Erweiterungsbaus auf dem Gelände des Klinikums Winnenden. Die zugesagte Förderung des Landes für den fünfstöckigen Erweiterungsbau von 9,4 Millionen Euro wird aufgrund inflationsbedingt gestiegener Baukosten erhöht. In dem etwa 45 Millionen Euro teuren Neubau kommt unter anderem die vorstationäre Patientenaufnahme unter. Geplant ist auch die Erweiterung der Komfortstation, da diese sehr gut nachgefragt wird, und mehrerer Pflegestationen.

Bei all diesen Investitionen stellt sich die Frage, wer all dies bezahlen soll, muss doch das Defizit der Kliniken jedes Jahr vom Landkreis geschultert werden. Gestern bestätigte Landrat Sigel erneut seine Vision: „Wir müssen es wieder hinbekommen, dass sich das jährliche Defizit im Korridor von fünf bis zehn Millionen Euro bewegt.“

Zum Artikel

Erstellt:
19. April 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen