Schülern in Maubach wieder mehr Raum zurückgeben

Zwischen der Maubacher Grundschule und der Mehrzweckhalle darf nun nicht mehr gefahren und geparkt werden. Der einjährige Versuch einer Fußgängerzone soll zeigen, ob sich die befahrene Strecke zu einem Spielplatz für die Grundschulkinder und zu einem Festplatz entwickeln kann.

Erster Bürgermeister Stefan Setzer (von links), Rektorin Christine Gutwein, Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann, Mobilitätsplanerin Alice Pfeifer und Ortsvorsteher Karl Scheib testen die „Stadtmöbel“, eine dreimonatige Leihgabe des Verkehrsministeriums. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Erster Bürgermeister Stefan Setzer (von links), Rektorin Christine Gutwein, Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann, Mobilitätsplanerin Alice Pfeifer und Ortsvorsteher Karl Scheib testen die „Stadtmöbel“, eine dreimonatige Leihgabe des Verkehrsministeriums. Fotos: A. Becher

Von Carolin Aichholz

Backnang. Bedenkenloses Spielen für Kinder vor und nach der Schule – das soll künftig an der Grundschule in Maubach möglich sein. Seit Kurzem ist der unmittelbare Bereich zwischen Schule und Mehrzweckhalle als Fußgängerzone ausgewiesen. Momentan zwar nur befristet auf ein Jahr, doch je nach Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer könnte es eine dauerhafte Lösung werden.

Backnangs Erster Bürgermeister Stefan Setzer begrüßt dieses Projekt: „Jetzt wird die Fläche so genutzt, wie sie eigentlich vorgesehen war. Das sollte nie ein wirklicher Verkehrsraum sein.“ Zudem könne man die betroffene kurze Strecke recht gut umfahren. Große Blumenkübel begrenzen den Bereich aktuell, sie bieten Lieferverkehr oder Rettungsfahrzeugen allerdings immer noch Platz, um vorbeizufahren. Diesen Platz nutzen aktuell auch noch vereinzelte Autofahrer, wie die Schüler gelegentlich beobachten. „Doch im Großen und Ganzen akzeptieren die Autofahrer die Begrenzung und fahren dort nun nicht mehr entlang“, sagt Christine Gutwein, die Rektorin der Maubacher Grundschule.

Die einzelnen Klassen der Grundschule übernehmen Patenschaften für die Bepflanzungen.

© Alexander Becher

Die einzelnen Klassen der Grundschule übernehmen Patenschaften für die Bepflanzungen.

Bereits seit über vier Jahren versuchte der Ortschaftsrat, etwas an der Verkehrslage um die Grundschule zu verändern. Der Verkehr habe in diesem Bereich stetig zugenommen, sagt Tobias Großmann, Leiter des Stadtplanungsamts. In dem zuvor verkehrsberuhigten Bereich war bislang eine Maximalgeschwindigkeit von sieben Kilometern pro Stunde vorgeschrieben. „Da haben sich viele Fahrer nicht dran gehalten“, sagt Christine Gutwein. Vor allem wenn Eltern ihre Kinder zur Schule fahren oder abholen, sei die Situation schon lange unübersichtlich gewesen. „Schon für den kurzen Weg von der Schule in die Sporthalle, der über diese Straße führt, mussten die Lehrkräfte die Kinder geradezu lotsen“, sagt die Grundschulrektorin.

Mehr Verkehrssicherheit für Schulkinder und ein Ort für Veranstaltungen

Dieser Gang soll nun sicherer für die Kinder sein. Die Fläche bietet Platz zum Spielen und dank des geliehenen Stadtmobiliars (siehe Infotext) auch Bänke zum Sitzen sowie Blumenkübel, die von den Klassen bepflanzt wurden. „Die Schüler waren von Beginn an total begeistert“, sagt Christine Gutwein. „Sie wollen auch Verantwortung übernehmen und die Fläche mitgestalten.“

Die Sorge wegen Vandalismus blieb bislang unbegründet. „Schöne und genutzte Plätze werden eher nicht zerstört“, hofft Ortsvorsteher Karl Scheib. Ausgelegte Postkarten der Stadt wurden von den Grundschulkindern mit viel Lob beschrieben. Wenn es nach ihnen geht, soll der Platz dauerhaft verkehrsberuhigt bleiben.

Weitere Themen

Das wünscht sich Karl Scheib nicht nur für die Kinder, sondern auch für die übrigen Bewohner des Orts. Im vergangenen Jahr haben die Maubacher Vereine und Organisationen auf dieser Fläche und rund um die Grundschule erstmals ein Dorffest gefeiert. Auch für solche Veranstaltungen kann sich der Platz zu einer lebendigen Ortsmitte entwickeln. „Nur durch die Nutzung kann das Potenzial des Orts dann natürlich richtig zum Tragen kommen“, sagt Karl Scheib.

Fazit wird im kommenden Jahr gezogen

In einem Jahr werde dann von der Verkehrsbehörde und dem Stadtplanungsamt ausgewertet, wie der Platz akzeptiert wird und wie sich die Verkehrslage entwickelt. Da der Anstoß vom Ortschaftsrat und damit von den Bürgern selbst kam, sehen die Verantwortlichen gute Chancen, die autofreie Zone beizubehalten. „Es braucht eben das Engagement der Bürger und eine positiv aufgeladene Kommunikation. Dann kann sich etwas bewegen“, sagt Großmann.

Auch über eine dauerhafte Aufstellung der bislang nur für drei Monate geliehenen Sitzmöbel soll gesprochen werden. „Wir möchten im Gemeinderat für die Freigabe von entsprechenden Geldern werben“, kündigt Stefan Setzer an. Wer künftig für die Pflege und Instandhaltung der Anlage zuständig sein wird, darüber müssen sich die Stadt, der Ortschaftsrat und die Grundschule ebenfalls noch beraten.

Christine Gutwein wünscht sich eine möglichst schnelle Umsetzung der dauerhaften Lösung, denn im Oktober ist anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Maubacher Grundschule bereits ein großes Fest geplant, das auch auf dem neu gewonnenen Festplatz gefeiert werden soll.

Belebte und starke Ortsmitten

Das Projekt Das Verkehrsministerium möchte gemeinsam mit den Kommunen bis 2030 deutlich mehr lebendige und verkehrsberuhigte Ortsmitten schaffen.

Die Gründe Abwechslungsreiche und nachhaltige Ortsmitten sollen Entspannung und Erholung bieten, zum Verweilen einladen und Raum für Begegnungen schaffen. Nicht ausgeschöpfte Potenziale sollen dadurch erkannt und genutzt werden.

Die Maßnahmen Zu den Planungen beraten Fachbüros, die das Projekt auch fortlaufend unterstützen können. Zudem verleiht das Verkehrsministerium an Kommunen kostenfreies „Stadtmobiliar“. Es stehen Baumkästen, Sitz- und Liegeoasen sowie Radabstellanlagen zur Auswahl.

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Erstellt:
15. Mai 2024, 06:00 Uhr

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