Stadt Backnang gibt Zuschuss für Solaranlagen auf dem Dach

Nachdem die Förderung für Balkonkraftwerke sehr gut läuft, startet die Stadt Backnang ein weiteres Programm. Hausbesitzer erhalten ab März für kleinere Fotovoltaikanlagen einen Zuschuss von bis zu 1500 Euro. Bis Jahresende stehen dafür insgesamt 100000 Euro zur Verfügung.

In Backnang gibt es immer noch viele Dächer ohne Fotovoltaikanlage, so wie hier im Wohngebiet in der Taus. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

In Backnang gibt es immer noch viele Dächer ohne Fotovoltaikanlage, so wie hier im Wohngebiet in der Taus. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Bei den sogenannten Balkonkraftwerken ist Backnang nach Angaben der städtischen Klimamanagerin Simone Lebherz mittlerweile Spitzenreiter unter den Großen Kreisstädten im Rems-Murr-Kreis. Ende 2023 gab es hier rund 240 dieser Minisolaranlagen. Der Boom dürfte maßgeblich mit dem Förderprogramm zusammenhängen, das die Stadt vor einem Jahr gestartet hat (wir berichteten). Hausbesitzer und Mieter, die in eine solche Anlage investieren, erhalten seitdem einen Zuschuss von 100 Euro. Fast 150-mal wurde diese Förderung bereits in Anspruch genommen.

Im Rahmen der Haushaltsberatungen hatte die Grünen-Fraktion im Gemeinderat deshalb beantragt, die Förderung auf Fotovoltaikanlagen auf Dächern auszuweiten. Die Verwaltung versprach, ein Konzept für ein solches Programm zu erarbeiten. Simone Lebherz präsentierte dieses nun in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Von dem Strom, der in Backnang insgesamt verbraucht wird, werden nach Angaben der Klimamanagerin nur 7,4 Prozent vor Ort erzeugt. Mit Blick auf Preisstabilität und Versorgungssicherheit sei es wichtig, diesen Wert zu steigern. Die Fotovoltaik biete dabei das größte Potenzial.

Statt große Freiflächenanlagen zu bauen, würde Lebherz allerdings lieber bereits vorhandene Dachflächen nutzen. Eine städtische Förderung für private Investitionen könnte diese Entwicklung aus ihrer Sicht beschleunigen. Allerdings kann und will die Stadt das Geld auch nicht mit der Gießkanne verteilen. Sogenannte „Mitnahmeeffekte“ sollen möglichst vermieden werden, also dass Leute Fördergeld für eine Solaranlage kassieren, die sie ohnehin installiert hätten.

Aus diesem Grund ist nicht nur die Förderung von Anlagen ausgeschlossen, die der Gesetzgeber im Rahmen der Solarpflicht vorschreibt, auch für größere Anlagen mit einer Leistung von mehr als fünf Kilowatt gibt es kein Geld. Stattdessen wolle man gezielt kleinere Anlagen fördern, erklärte Lebherz. Diese seien nämlich weniger wirtschaftlich als große, weil die Fixkosten, etwa für das Aufstellen eines Gerüsts oder die Montage, ähnlich hoch seien, der Stromertrag aber deutlich geringer ausfalle. Dadurch dauert es länger, bis sich die Investition amortisiert. Aus diesem Grund sind Hausbesitzer mit kleinen Dachflächen bei der Fotovoltaik bislang auch eher zögerlich. Gerade mal 17 Prozent der Anlagen auf Backnanger Dächern haben weniger als fünf Kilowatt Leistung.

Insgesamt gibt es maximal 1500 Euro

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Ein städtischer Zuschuss könnte hier den nötigen Anreiz bieten. Ab 1. März sollen Hausbesitzer, die eine Fotovoltaikanlage mit einer Nettonennleistung zwischen 2,5 und fünf Kilowatt auf ihrem Dach installieren, deshalb einen Zuschuss von 300 Euro pro Kilowatt erhalten, insgesamt also maximal 1500 Euro. Die Investitionskosten für eine solche Anlage beziffert die Klimamanagerin auf rund 10000 Euro.

Das Programm ist zunächst bis Jahresende befristet und der Fördertopf mit 100000 Euro gefüllt. Wird er voll ausgeschöpft, könnten dadurch in Backnang mehr als
80 kleinere Fotovoltaikanlagen neu entstehen, rechnet Simone Lebherz vor. Das wären fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr (45). Der bürokratische Aufwand, um die Förderung zu erhalten, soll laut Lebherz so gering wie möglich sein.

Im Gemeinderat, wo der Grünen-Antrag im Dezember noch auf Kritik gestoßen war, gab es nun breite Zustimmung. Lediglich AfD-Stadtrat Michael Malcher stimmte gegen das Förderprogramm: Aus seiner Sicht ist es nicht Aufgabe der Stadt, Hausbesitzer mit Steuergeldern zu unterstützen. Vertreter von SPD und Grünen betonten hingegen die Chancen, die ein solches Programm für den Klimaschutz biete. Auch die CDU-Fraktion stimmte dafür, allerdings machte die Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert deutlich, dass es sich um eine Anschubfinanzierung handle: „Wir können dafür nicht jedes Jahr mehr Geld ausloben.“ Lutz-Dietrich Schweizer (Christliche Initiative Backnang) befürchtet, dass die Beschränkung auf kleinere Anlagen dazu führen könnte, dass Hauseigentümer eine Fotovoltaikanlage bis fünf Kilowatt installieren, obwohl sie auch Platz für eine größere Anlage hätten. Diese Sorge teilt Simone Lebherz allerdings nicht. Da größere Anlagen mehr Strom produzieren und sich dadurch schneller amortisieren, seien diese auch ohne einen städtischen Zuschuss attraktiv.

Foto: privat

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Kommentar
Die Bürgerschaft muss mitziehen

Von Kornelius Fritz

Ist es die Aufgabe einer Stadt, mit Steuergeldern die Anschaffung von privaten Solaranlagen zu subventionieren? Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn die Empfänger der Förderung sind keine Bedürftigen. Die meisten Hausbesitzer, die davon profitieren, könnten sich eine solche Anlage vermutlich auch ohne Zuschuss leisten, zumal sie mit Fotovoltaik auf dem Dach ja auch ihre Stromrechnung reduzieren.

Trotzdem ist es sinnvoll, dass die Stadt Backnang ein solches Förderprogramm startet. Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, den Weg zur klimaneutralen Stadt einzuschlagen. Doch alleine kann die Verwaltung dieses Ziel gar nicht erreichen, weil sie nur etwa zwei Prozent der CO2-Emissionen in Backnang selbst beeinflussen kann. Erfolgreich wird das Klimaschutzkonzept daher nur sein können, wenn die Bürgerschaft mitzieht. Mahnende Worte werden dafür nicht genügen. Ein mit 100000 Euro gefüllter Fördertopf ist ein deutlich besseres Argument.

k.fritz@bkz.de

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Erstellt:
7. Februar 2024, 11:30 Uhr

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