CO2-Bepreisung

Tanken und Heizen wird teurer: Was tun, wenn der CO2-Preis kommt?

Der CO2-Preis gilt als wichtiges Instrument für den Klimaschutz. Für Verbraucher bedeutet dies ab 2027 zunächst vor allem eines: steigende Preise.

Wenn der CO2-Preis steigt, werden viele Menschen mehr fürs Tanken und Heizen bezahlen.

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Wenn der CO2-Preis steigt, werden viele Menschen mehr fürs Tanken und Heizen bezahlen.

Von Tobias Heimbach

Es gibt in der Klimapolitik wenig, worauf sich Konservative, Grüne und Sozialdemokraten einigen können. Eines dieser Dinge ist der CO2-Preis. Es ist ein marktwirtschaftliches Instrument, das klimaschädliche Prozesse teurer machen und den Umstieg auf klimaschonende Technologien anreizen soll. Doch ab 2027 kommt damit eine umfassende Veränderung auf Verbraucher zu, die Tanken und Heizen deutlich teurer machen wird. Was genau geplant ist, wie sich Verbraucher vorbereiten können und warum das Thema politisch heikel ist – ein Überblick.

Wie funktioniert der CO2-Preis?

Deutschland hat sich vorgenommen 2045 klimaneutral zu sein, die Europäische Union hat sich das Ziel 2050 gesetzt. Die CO2-Bepreisung soll helfen, das zu erreichen. Vereinfacht gesagt, muss jeder, der CO2 ausstößt, dafür eine Berechtigung kaufen, ein sogenanntes Zertifikat. Deren Zahl soll mit den Jahren sinken, was ihren Preis nach oben treibt. Die Idee dahinter: Klimaschädliches Verhalten soll auf diese Weise unattraktiv gemacht werden. Klimaschonende Technologien wie E-Auto und Wärmepumpe werden im Vergleich günstiger. Der CO2-Preis ist kein neues Instrument. In Deutschland gilt er seit 2021. Bislang ist der Preis allerdings festgesetzt und nicht dem Emissionshandel unterworfen. Aktuell liegt er bei 55 Euro pro Tonne. Bei einem Liter E10-Benzin macht er etwas über 15,7 Cent aus, bei einem Liter Heizöl etwa 17,5 Cent. Auf europäischer Ebene gilt der Emissionshandel bereits seit 2005 für Kraftwerke, Industrieanlagen und den Luftverkehr.

Was passiert ab 2027?

Ab 1. Januar 2027 wird der europäische Emissionshandel auch auf die Sektoren Verkehr und Gebäude ausgeweitet. Das bedeutet, dass der CO2-Preis also nicht mehr festgelegt ist, sondern sich am Markt frei bildet. Eine Sache ist dabei nach Meinung der meisten Experten klar: Langfristig wird der CO2-Preis mit großer Wahrscheinlichkeit höher liegen als heute. Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen wird teurer.

Wie hoch wird der Preis sein?

Die Prognosen dafür gehen weit auseinander. Für das Jahr 2030 rangieren die Werte zwischen 60 und 380 Euro pro Tonne CO2. Eine neue Studie des Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln (EWI) geht von 120 Euro pro Tonne Kohlendioxid für das Jahr 2027 aus. Der Preis würde sich im Vergleich zum derzeitigen Niveau also mehr als verdoppeln. Bis 2035 soll der Preis dann auf 206 Euro pro Tonne CO2 steigen. Die Wissenschaftler prognostizieren, dass sich Heizöl um rund 50 Prozent verteuern würde, Erdgas um etwa 32 Prozent und Kraftstoffe um ungefähr 27 Prozent.

Wie verläuft die politische Debattezu dem Thema?

Viele Politiker sehen ein enormes Verhetzungspotenzial bei dem Thema. Man braucht sich nur an die Schärfe der Debatte um das „Heizungsgesetz“ zu erinnern oder an die Gelbwesten-Bewegung ab 2018 in Frankreich. Diese mobilisierte zeitweise Hunderttausende Demonstranten, die entschieden gegen eine Erhöhung der Treibstoffpreise protestierten. Auch die AfD äußert sich regelmäßig kritisch zu dem Thema. Erst im Mai hatte sie im Bundestag einen Antrag eingebracht, in dem sie forderte, die CO2-Bepreisung vollständig abzuschaffen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) fordert dasselbe. In der Koalition ist man bei diesem Thema wachsam: „Wir haben die politische Aufgabe, die schrittweise Bepreisung des CO2-Ausstoßes gut zu erklären und die Systematik glaubwürdig und sozial verträglich auszugestalten“, sagte unserer Zeitung Andreas Jung (CDU), stellvertretender Fraktionschef der Union im Bundestag. Er betont: „Es wird nicht Energie generell verteuert. CO2 wird bepreist, aber Strom wird billiger.“ Gleichzeitig gebe es Unterstützung bei Umstieg und Umbau. „So stellt das die soziale Akzeptanz sicher“, sagte Jung. Damit es 2027 zu keinen Preissprüngen kommt, gibt es derzeit Überlegungen, einen allzu starken Anstieg des CO2-Preises zu verhindern. Denkbar wäre etwa ein Preiskorridor, der eine Obergrenze für den CO2-Preis setzt. Deutschland hat sich hierbei einer Initiative mehrerer europäischer Länder angeschlossen.

Warum kann auch ein zu niedriger Preis ein Problem sein?

Klimaschützer sorgen sich genau um solche Pläne, den Preiseffekt für Unternehmen und Verbraucher abzufedern. Denn das würde den Marktmechanismus konterkarieren: Wenn die Zertifikate günstig sind, gibt es auch keinen Anreiz, auf klimafreundliche Technologien umzusteigen. Die eigentlich gewünschte Lenkungswirkung verpufft.

Was können Verbraucher tun, um sich vor steigenden Preisen zu schützen?

Es sind lediglich noch eineinhalb Jahre, bis die neuen Regeln bei der CO2-Bepreisung gelten. Verbraucherschützer raten dazu, in klimaschonende Technologien investieren. Im Gebäudebereich bedeutet das etwa ein Austausch von Öl- und Gasheizungen. Aber auch das Sanieren der Fenster oder einer Gebäudehülle kann zu einem niedrigeren Energieverbrauch beitragen. Beim Thema Mobilität kann der Umstieg auf ein Elektroauto sinnvoll sein. Auch wenn diese in der Anschaffung oft teurer sind, sind sie häufig schon heute im Betrieb günstiger. Das wird sich mit steigendem CO2-Preis eher noch verstärken.

Was sagen Verbraucherschützer?

Angesichts der steigenden Kosten braucht es weitere staatliche Unterstützung, fordert Jutta Gurkmann, Geschäftsbereichsleiterin beim Verbraucherzentrale Bundesverband. „Klar ist schon jetzt, dass insbesondere Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen entlastet werden müssen“, sagte sie unserer Zeitung. Die Bundesregierung müsse dringend langfristige Investitionen anschieben. „Verbraucher wollen bei der Energiewende mitgenommen werden“, sagte Gurkmann. Nur so könne es Privathaushalten gelingen, den fossilen Verbrauch zu reduzieren und von steigenden CO2-Kosten unabhängiger zu werden.

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Erstellt:
4. Juli 2025, 18:26 Uhr

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