Schifffahrt

Technik gegen Personalmangel: Schiff fährt ferngesteuert

Kameras an allen Seiten und eine gute Mobilfunk-Verbindung - viel mehr ist nicht nötig, um ein großes Frachtschiff fernzusteuern. Die Technik soll der Branche gegen ihre großen Personalsorgen helfen.

Mit 2.500 Tonnen Kohle an Bord fährt die "Niedersachsen 2" ferngesteuert durch den Elbe-Seitenkanal. Der Kapitän sitzt 400 Kilometer entfernt.

© Philipp Schulze/dpa

Mit 2.500 Tonnen Kohle an Bord fährt die "Niedersachsen 2" ferngesteuert durch den Elbe-Seitenkanal. Der Kapitän sitzt 400 Kilometer entfernt.

Von dpa

Duisburg/Scharnebeck - Der Kapitän sitzt in Duisburg, sein Schiff fährt 400 Kilometer entfernt durch einen Kanal bei Lüneburg: Ein sechsmonatiger Test soll zeigen, ob die Technik zur Fernsteuerung von Binnenschiffen ausgereift ist. Die Kölner Reederei HGK Shipping hat erstmals für sechs Monate die Genehmigung erhalten, ein Schiff ferngesteuert über den Elbe-Seitenkanal fahren zu lassen: die "Niedersachsen 2".

Die Technik gilt in der Branche als vielversprechender Ansatz gegen den akuten Personalmangel. Während Binnenschiffer bislang in der Regel mindestens 14 Tage am Stück unterwegs sind, hätten Schiffsführer in der Fernsteuerzentrale einen geregelten Bürojob - und nach Feierabend wäre ein normales Privatleben möglich.

"Beim Werben um qualifizierte Arbeitskräfte ist dies ein wirkungsvoller Hebel, um die Attraktivität des Berufsbildes zu erhöhen", sagt Steffen Bauer, Chef der HGK Shipping.

Konkurrent Rhenus will eigenes System entwickeln

Auch andere Unternehmen verfolgen einen solchen Ansatz. Die Reederei Rhenus will bis 2030 einen eigenen Fahrstand für die Fernsteuerung der Flotte aufbauen, gleichzeitig sollen immer mehr Schiffe mit der nötigen Technik ausgerüstet werden. "Wir denken, dass wir damit in der Zukunft für unsere Schiffsführer weitere attraktive Arbeitsplätze schaffen", sagt Herbert Berger, Geschäftsführer von Rhenus Schiffsmanagement.

Die Politik hat großes Interesse daran, dass das Projekt gelingt. "Fakt ist, dass die Binnenwasserstraße der einzige Verkehrsträger mit freien Kapazitäten ist, den wir in Deutschland haben", sagt Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Der Fachkräftemangel dürfe dieses Potenzial nicht ausbremsen.

Radar, Funk, Steuerknüppel - aber alles in einem Büro mitten in Duisburg. Von hier aus werden Schiffe ferngesteuert.

© Christoph Reichwein/dpa

Radar, Funk, Steuerknüppel - aber alles in einem Büro mitten in Duisburg. Von hier aus werden Schiffe ferngesteuert.

Nur eine unscheinbare graue Kamera am Bug: Von außen sieht man erst auf den zweiten Blick, dass das Schiff ferngesteuert wird.

© Philipp Schulze/dpa

Nur eine unscheinbare graue Kamera am Bug: Von außen sieht man erst auf den zweiten Blick, dass das Schiff ferngesteuert wird.

Auf den Kanälen ist nicht viel Platz für die langen Schiffe. Bei Gegenverkehr muss der Kapitän aus der Ferne präzise steuern.

© Philipp Schulze/dpa

Auf den Kanälen ist nicht viel Platz für die langen Schiffe. Bei Gegenverkehr muss der Kapitän aus der Ferne präzise steuern.

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Erstellt:
30. Mai 2025, 05:14 Uhr

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