Vielen Menschen ein Zuhause gegeben

Bau-Geno Backnang feiert ihr 100-jähriges Bestehen – Seit ihrer Gründung hat die Genossenschaft mehr als 2000 Wohnungen gebaut

Gegründet wurde die Baugenossenschaft Backnang aus der Not heraus, weil nach dem Ersten Weltkrieg Wohnungen fehlten. 100 Jahre später herrscht zwar Wohlstand, doch bezahlbarer Wohnraum ist auch heute wieder knapp. „Die Gründungsidee von damals ist aktueller denn je“, stellte Oberbürgermeister Frank Nopper bei der Jubiläumsfeier im Bürgerhaus fest.

Roland Irschik (links) und Raphael Althaus leiten gemeinsam die Bau-Geno Backnang. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Roland Irschik (links) und Raphael Althaus leiten gemeinsam die Bau-Geno Backnang. Foto: J. Fiedler

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. „Gesunde und zweckmäßige Wohnungen zu billigen Preisen“ wollte die Genossenschaft ihren Mitgliedern verschaffen. So steht es in der Satzung, die bei der Gründungsversammlung am 26. März 1919 im Backnanger Gasthaus Schwanen beschlossen wurde. Diesen Auftrag erfüllt die Bau-Geno Backnang nun schon seit 100 Jahren. Heute leben rund 6000 Menschen in mehr als 2000 Wohnungen, die die Genossenschaft in dieser Zeit gebaut hat. „Wir geben ganz vielen Menschen in Backnang ein Zuhause und darauf sind wir ordentlich stolz“, erklärte Vorstand Roland Irschik bei dem Festakt, zu dem mehrere Hundert Mitglieder, Kunden und Partner ins Bürgerhaus gekommen waren.

Aktuell baut die Bau-Geno auf dem ehemaligen Krankenhausareal in Backnang 31 seniorengerechte Mietwohnungen sowie 63 Eigentumswohnungen zusammen mit der Kreisbaugesellschaft. Weitere 17 Mietwohnungen entstehen Im Heimgarten. Bauträgerprojekte laufen außerdem in Schwaikheim und in Winnenden-Schelmenholz.

„Die Bau-Geno Backnang ist nicht nur die älteste Baugenossenschaft im gesamten Rems-Murr-Kreis, sondern sie hat sich auch zu einer respektablen Größe in der regionalen Bau- und Wohnungswirtschaft entwickelt“, stellte OB Frank Nopper fest und erinnerte daran, dass die Initiative zur Gründung einst von der Stadt ausging: Die Einladung zur Gründungsversammlung war vom Stadtschultheiß Hermann Eckstein unterzeichnet.

Die Entwicklung ging seit dieser Zeit aber nicht immer nur bergauf, wie Irschiks Vorstandskollege Raphael Althaus in einem kurzem historischen Abriss darstellte. Zu Beginn der 1930er-Jahre drohte die Genossenschaft sogar auseinanderzufallen. In jüngerer Vergangenheit ist sie dann aber stark gewachsen. Seit er vor 27 Jahren ins Unternehmen gekommen ist, habe sich die Bilanzsumme von 18 Millionen Mark auf heute 42,5 Millionen Euro erhöht, berichtete Irschik. „Und ich denke, dieses Jahr werden wir die 45 Millionen Euro knacken.“

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist für den Aufsichtsratsvorsitzenden, Volksbank-Chef Jürgen Beerkircher, die genossenschaftliche Idee. „Genossenschaften wollen ihre Mitglieder fördern und erheben keinen Anspruch auf Gewinnmaximierung“, sagte Beerkircher. Dieser Fördergedanke zeige sich auch darin, dass die Bau-Geno allen Mietern ein lebenslanges Wohnrecht einräume.

Roland Irschik sieht das ähnlich. Bundesweit lebten mehr als fünf Millionen Menschen in Genossenschaftswohnungen, rund 22,5 Millionen seien Mitglieder einer Genossenschaft. „Da kann der genossenschaftliche Gedanke so schlecht nicht sein“, stellte Irschik fest. Dieser sei aber auch eine Verpflichtung für die Zukunft, betonte Raphael Althaus. Auch weiterhin wolle die Bau-Geno ihren satzungsgemäßen Auftrag erfüllen und den Mitgliedern bezahlbare Wohnungen zur Verfügung stellen, auch wenn das immer schwieriger werde. Geeignete Grundstücke seien kaum noch zu finden, steigende Baukosten und gesetzliche Auflagen machten es immer schwieriger, wirtschaftlich zu bauen. Trotzdem will die Bau-Geno an ihrem Geschäftsmodell nichts ändern, denn Althaus ist davon überzeugt: „Die genossenschaftlichen Ideale sind zeitlos aktuell.“

Hintergrund
100 Jahre im Zeitraffer

1919: Um die akute Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern, gründen 86 Personen im Gasthaus Schwanen die Baugenossenschaft Backnang. Ein Genossenschaftsanteil kostet 400 Mark.

1920: In den Etzwiesen werden die ersten beiden Wohnhäuser mit jeweils sechs Dreizimmerwohnungen gebaut.

1939: Die Genossenschaft hat bereits mehr als 200 Wohnungen gebaut. In den Kriegsjahren beschränkt sie sich auf die Verwaltung ihres Bestandes.

1947: Durch den Zuzug der Vertriebenen herrscht in Backnang erneut große Wohnungsnot. Wegen des Mangels an Baustoffen werden die beiden ersten Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg in Sachsenweiler aus Lehm gebaut.

1949: Mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land startet ein umfangreiches Bauprogramm. Bis 1955 entstehen insgesamt 170 Wohneinheiten.

1965: Die Bau-Geno schließt zwei Großprojekte auf der Schöntaler Höhe und in Großaspach ab.

1975: Neben Wohnungen baut die Bau-Geno in den 70er-Jahren auch zwei Altenwohnheime und einen Kindergarten.

1990: Die Bau-Geno fährt ihr Bauprogramm zurück und konzentriert sich auf Nachverdichtungen und die Sanierung ihres Bestands.

2006: Neben dem Mietwohnungsbau verstärkt die Genossenschaft das Bauträgergeschäft. Bis 2010 errichtet sie mehr als 50 Eigentumswohnungen.

2018: Die Bau-Geno bezieht ihre neuen Geschäftsräume in der Röntgenstraße.

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Erstellt:
28. März 2019, 06:00 Uhr

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