Tierschutz

Warum wurden im Tiergarten Nürnberg Paviane getötet?

Eklat im Nürnberger Zoo - Tierschützer protestieren und kündigen rechtliche Schritte an.

Paviane im Nürnberger Zoo.

© Daniel Karmann/dpa

Paviane im Nürnberger Zoo.

Von Michael Maier

Im Tiergarten Nürnberg sind zwölf Guinea-Paviane entfernt worden, um die Gruppengröße zu reduzieren. Es wurden drei erwachsene Männchen und neun erwachsene Weibchen getötet, sodass die Gruppe nun auf 26 erwachsene Tiere und fünf Jungtiere verkleinert wurde. Die Tiere wurden laut Zoo „tierschutzkonform per Kugelschuss“ in Transportkisten erschossen, während zwei weitere während der vorbereitenden Inhalationsnarkose aus bisher ungeklärter Ursache starben.

Hintergrund der umstrittenen Maßnahme ist, dass die Pavian-Gruppe mit 43 Tieren zu groß für das vorhandene Gehege geworden war, das nur für 25 erwachsene Tiere plus Jungtiere ausgelegt ist. Der Zoo begründete die Entscheidung damit, dass es durch den Platzmangel verstärkt zu Konflikten unter den Tieren kam, bei denen sich diese verletzten. Zudem sei die soziale Struktur innerhalb der Gruppe ungünstig gewesen.

Paviane getötet – Gruppe zu groß

Tiergartendirektor Dag Encke erklärte, dass der Zoo über Jahre versucht habe, Alternativen zu finden. Es seien seit 2011 insgesamt 16 Tiere an andere Zoos abgegeben worden, doch mittlerweile hätten alle Zoos ihre Kapazitäten erreicht. Auch Verhütungsmittel wurden eingesetzt, jedoch mit problematischen Folgen: Sie führten zu dauerhafter Unfruchtbarkeit bei den meisten Weibchen, was wiederum die soziale Struktur der Gruppe störte.

Wenn es in einer Pavian-Gruppe zu wenig Nachwuchs gibt, kommt es nämlich verstärkt zu Aggressionen, da die Jungtiere das friedensstiftende Element sind. Auch die Mänchen beteiligen sich liebevoll an der Aufzucht.

Am Tag der Tötung war der Tiergarten geschlossen. Einzelne Aktivisten drangen in den Zoo ein, eine Person klebte sich am Boden fest. Die Eindringlinge wurden von der Polizei festgenommen.

Tierschutzorganisationen wie Peta, Pro Wildlife und der Deutsche Tierschutzbund kündigten Strafanzeigen gegen die Tiergartenleitung an. Sie kritisieren, dass gesunde Tiere getötet wurden, während der Zoo gleichzeitig sein Giraffenhaus für viel Geld saniere. Laura Zodrow von Pro Wildlife warf dem Zoo eine „verfehlte Zucht- und Haltungspolitik“ vor.

Paviane an Löwen verfüttert

Die getöteten Tiere werden für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Der Zoo hat verschiedenen Forschungseinrichtungen Proben zur Verfügung gestellt, während das Muskelfleisch an die Raubtiere im Tiergarten verfüttert wird.

Der Tiergarten betont, dass er Teil des europäischen Erhaltungszuchtprogramms sei und seine Entscheidungen im Rahmen internationaler Bemühungen gegen das Artensterben treffe. Laut dem Deutschen Tierschutzbund ist die Tötung von Zootieren jedoch „gängige Praxis“, wenngleich sie immer wieder für Kontroversen sorgt.

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Erstellt:
30. Juli 2025, 10:22 Uhr

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