Was die Parteien von den Ergebnissen der Bundestagswahl halten

CDU und Linke sind enttäuscht übers Bundesergebnis, auch die Grünen haben mehr erwartet. Die SPD sieht Olaf Scholz als nächsten Kanzler.

Mit den Ergebnissen der Bundestagswahl sind manche Parteien zufriedener als andere. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Mit den Ergebnissen der Bundestagswahl sind manche Parteien zufriedener als andere. Foto: J. Fiedler

Norbert Barthle, CDU-Bundestagsabgeordneter: Es freut mich riesig, dass ich in meinem Wahlkreis den Stab an Inge Gräßle übergeben kann. Sie wird in Berlin wohl auch Mitglied des Haushaltsausschusses werden, so kann sie ihre Erfahrungen und Kompetenzen dort einbringen. Bundesweit ist das Ergebnis der CDU/CSU ein Debakel. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen daraus Konsequenzen ziehen werden. Es hat in den letzten Jahren viele Fehlentscheidungen gegeben. Ich bin mir sicher, dass wir mit einem Kandidaten Söder zehn Prozent mehr Stimmen erhalten hätten.

Norbert Barthle

© staufer.press

Norbert Barthle

Siegfried Lorek, CDU-Kreisvorsitzender: Für den Rems-Murr-Kreis freut es mich besonders, dass wir in beiden Wahlkreisen das Direktmandat holen konnten. Das ist ein Beweis für die Verwurzelung der Partei mit der Region und dafür, dass wir die richtigen Personen ausgewählt haben. Das Ergebnis im Bund ist enttäuschend. Dennoch kommt es jetzt darauf an, eine stabile Regierung zu bilden, die Deutschland nach vorne bringt. Begrüßenswert wäre es, wenn die CDU daran beteiligt wäre.

Siegfried Lorek

© privat

Siegfried Lorek

Christian Lange, SPD-Bundestagsabgeordneter: Die Stimmung hier im Willy-Brand-Haus in Berlin ist sehr gut – wer hätte das gedacht, dass die SPD dieses Ergebnis erreichen würde? Olaf Scholz hat unsere Partei wieder nach vorne gebracht. Ich leite daraus einen klaren Regierungsauftrag für Olaf Scholz ab. Dass wir dieses Ergebnis erreicht haben, dazu hat auch der Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd beigetragen. Alle hier haben sehr gut gekämpft.

Christian Lange

© Alexander Becher

Christian Lange

Robert Antretter, ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter: Seit Olaf Scholz zum Spitzenkandidaten nominiert wurde, war klar, dass es einen Aufschwung für die SPD geben würde. Für uns ist das ein tolles Ergebnis. Olaf Scholz hat den Regierungsauftrag, das steht für mich außer Frage. Für mich ist er der Einzige der drei Kandidaten, der das Format Staatsmann hat. Natürlich hätte ich mir eine rot-grüne Koalition gewünscht. Jetzt bleibt für mich nur die Ampel übrig. Hier im Wahlkreis hat Tim-Luka Schwab einen reifen Wahlkampf gemacht.

Robert Antretter

© Pressefotografie Alexander Becher

Robert Antretter

Ralf Nentwich, Grünen-Landtagsabgeordneter: Ich hab mir etwas mehr Prozente erhofft, aber freue mich, dass wir mit Ricarda Lang eine kompetente Bundespolitikerin als Abgeordnete für den Wahlkreis bekommen. Auch bei ihr hätte ich mir prozentmäßig ein etwas deutlicheres Ergebnis gewünscht. Vielleicht lag es daran, dass ihr Mandat als sicher galt und einige dann ihre Erststimme anders vergeben haben. Auf Bundesebene ist jetzt die Frage, welche Koalition möglich ist. Der allerschlechteste Fall wäre, dass der Klimaschutz keine Rolle spielt.

Ralf Nentwich

Ralf Nentwich

Georg Blum, Vorsitzender der Grünen im Rems-Murr-Kreis: Enttäuscht bin ich nicht, auch wenn es Mitglieder gab, die mehr erwartet haben. Aber als Kreisvorstand habe ich da eher einen nüchternen Blick. Jetzt heißt es, die Krone richten und weitermachen. Ich setzte da beispielsweise auch auf unseren Mitgliederzuwachs. Er hat uns im Moment noch nicht das Wasser auf die Mühlen gespült, ich denke aber auch, das ist ein langer Marsch. Wenn Anne Kowatsch den Einzug nicht schafft, hoffe ich auf eine Möglichkeit für sie, später nachzurücken.

Georg Blum

Georg Blum

Jürgen Braun, AfD-Kreisvorsitzender: Wir haben uns als feste Kraft im Bundestag etabliert, das ist erfreulich, trotzdem können wir nicht ganz zufrieden sein. Wir haben einen künstlichen Wahlkampf erlebt, der von den Medien geprägt wurde und weit weg war von den Problemen der Menschen. Der Klimawandel ist bestimmt nicht das größte Problem, das unser Land hat. Unser Spitzenduo hat einen Großteil unseres Potenzials in den großen westlichen Bundesländern nicht erreicht und sollte dafür die Verantwortung übernehmen.

Jürgen Braun

Jürgen Braun

Jochen Haußmann, FDP-Kreisvorsitzender: Bundesweit sind wir hochzufrieden mit dem Ergebnis. Noch mehr freut es mich, dass wir in Baden-Württemberg für die Partei wieder das stärkste Ergebnis gemacht haben. Dass wir im Rems-Murr-Kreis die drittstärkste Kraft sind und vor den Grünen liegen ist ein tolles Ergebnis, dadurch wird die liberale Tradition im Kreis fortgesetzt.

Jochen Haußmann

© FDP-DVP-Landtagsfraktion

Jochen Haußmann

Armin Fischer, Pressesprecher für den Kreisverband Die Linke: Wir sind alle enttäuscht, die Stimmung hier in Waiblingen ist schlecht. Die Wahl war ein Debakel, aber ich habe damit gerechnet und wir sind auch selbst schuld daran. Öffentliche Streitereien der prominenten Mitglieder haben uns geschadet und der Wahlkampf war auf Bundesebene nicht sehr gut organisiert. Dass es für Rot-Rot-Grün nicht reicht, ist eine Enttäuschung, so wird es wohl eine Ampelkoalition werden. Das sind die Parteien, die uns im Bundestag am nächsten stehen und immerhin ist dann die CDU in der Opposition.

Armin Fischer

© Gabriel Habermann

Armin Fischer

Richard Sigel, Landrat: Wir haben die kuriose Situation, dass noch nicht absehbar ist, wer am Ende mit wem regieren wird. Die große Überraschung des Abends ist für mich, dass die Linke so abgestürzt ist. Das hätte ich nicht erwartet. Aus Sicht des Landkreises ist positiv, dass unsere Wahlkreise weiterhin mit mindestens vier Abgeordneten in Berlin vertreten sein werden. Was uns künftig allerdings fehlen wird, ist eine starke Stimme in der SPD. Ich hoffe, dass wir trotz des schwierigen Wahlergebnisses schnell eine handlungsfähige Regierung bekommen, denn es gibt viele Fragen, auf die wir rasch Antworten brauchen.

Richard Sigel

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Richard Sigel

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Erstellt:
27. September 2021, 06:00 Uhr

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