Aktuelle IW-Studie

Was ist ein normales Vermögen?

Wie viel Vermögen ist eigentlich „normal“? Eine Antwort darauf liefert der neue IW-Kurzbericht auf Basis der Vermögensbefragung der Deutschen Bundesbank.

Wie viel Vermögen ist in Deutschland normal? Neue Zahlen zeigen: 2023 lag der Median bei 103.100 Euro. Doch je nach Alter bedeutet das etwas völlig anderes.

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Wie viel Vermögen ist in Deutschland normal? Neue Zahlen zeigen: 2023 lag der Median bei 103.100 Euro. Doch je nach Alter bedeutet das etwas völlig anderes.

Von Matthias Kemter

Im Jahr 2023 lag das Medianvermögen privater Haushalte in Deutschland bei 103.100 Euro. Das zeigt die aktuelle IW-Studie, für die rund 4000 Haushalte zwischen Mai 2023 und Februar 2024 von der Deutschen Bundesbank befragt wurden. Das Medianvermögen von 103.100 Euro sagt aus, dass die eine Hälfte mehr besitzt und die andere weniger. Was hier als viel oder wenig gilt, hängt allerdings stark vom Alter ab.

Unter 35-Jährige haben mit 17.300 Euro bereits viel

Besonders deutlich wird die Altersabhängigkeit bei einem Blick auf die Vergleichsgruppen:

  • Bei den unter 35-Jährigen reichten bereits 17.300 Euro, um zur vermögensreicheren Hälfte zu gehören.
  • Im Gegensatz dazu lag das Medianvermögen bei 55- bis 64-Jährigen bei 241.100 Euro, also mehr als das Doppelte des gesamtdeutschen Werts.

Ein gemeinsames Vermögen von 100.000 Euro bedeutet also etwas völlig anderes, je nachdem, wie alt die betreffenden Personen sind. Für Jüngere wäre das bereits außergewöhnlich viel. Für Menschen in der zweiten Lebenshälfte liegt es wiederum im Mittelfeld. Für die reichsten 10 % der 55- bis 64-Jährigen wäre es nicht einmal ein Zehntel ihres Vermögens – diese Schwelle liegt dort bei rund 1,06 Millionen Euro.

Vermögen folgt einem Lebenszyklus

Dass Vermögen mit dem Alter zunimmt, ist nicht überraschend. Die meisten Menschen bauen über Jahrzehnte Rücklagen auf, oft durch Immobilienkauf, Erbschaften oder langjährige Sparprozesse. Im Ruhestand beginnt dann häufig der langsame Vermögensabbau, etwa durch Konsum oder Pflegekosten. Dieses Muster erklärt auch, warum jüngere Haushalte tendenziell weniger besitzen, obwohl sie nicht automatisch ärmer im Sinne von Konsummöglichkeiten sind.

Gini-Koeffizient zeigt: Ungleichheit besonders bei Jüngeren hoch

Auch bei der Vermögensverteilung innerhalb der Altersgruppen zeigen sich Unterschiede. Der sogenannte Gini-Koeffizient misst die Ungleichverteilung des Vermögens. Dabei steht 0 für eine absolute Gleichverteilung und 1 für eine maximale Ungleichverteilung. Dieser lag 2023:

  • bei unter 35-Jährigen bei 0,83,
  • während er in der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre nur noch 0,63 betrug.

Der Grund: Während im mittleren Alter viele bereits Vermögen aufgebaut haben, haben in jungen Jahren wenige viel und viele fast nichts. Das sorgt für hohe Ungleichheit.

Warum ist der Median aussagekräftiger als der Durchschnitt?

Beim Thema Vermögen wird oft der Durchschnitt genannt. Doch dieser wird durch sehr hohe Werte einzelner Haushalte stark verzerrt. Wenige Superreiche treiben ihn nach oben. Der Median dagegen zeigt, was ein „mittlerer Haushalt“ besitzt: Alle Haushalte werden nach Vermögen sortiert, und der Wert genau in der Mitte wird als Median genommen. 50 % besitzen mehr, 50 % weniger. Deshalb eignet sich der Median besser, um die Vermögensverteilung realistisch einzuschätzen.

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Erstellt:
10. Juli 2025, 12:06 Uhr

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