Wenn Schwaben überlenken

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

Barbara Kocka aus Heidenheim eröffnet die heutige Spalte: „In den letzten Wochen ist in ,Auf gut Schwäbisch‘ verschiedentlich das Wort ,überlengt‘ aufgetaucht. Mir ist das ganz geläufig; eine Freundin hat das in ihrem aktiven Wortschatz. Wenn sie zu viel um die Ohren hat, sagt sie: ,I be heit ganz iberlenkt.‘ Oder: ,Bisch du heit iberlenkt‘, wenn ich auf die Schnelle etwas nicht verstehe.

Wenn man den Begriff mit ,g‘ schreibt, führt das meines Erachtens in die Irre. Man denkt dann an ,lang‘. Wenn man ,überlenkt‘, wie ich es auch in einem Buch gefunden habe, mit ,k‘ schreibt, wird die Bedeutung klarer: Wenn ich ein Auto überlenke, gerät es aus der Spur, fährt möglicherweise in den Graben … Und so ist es manchmal auch im Kopf eines Schwaben: Er muss zu viel schaffen, ­bedenken, organisieren, nix vergessen – und schon gerät er aus der Spur und ist ­,überlenkt‘. Heute bin ich nicht ,iberlengt‘ und habe die Zeit gefunden, dies ­aufzuschreiben.“

Erich Schweizer teilt uns folgende Beobachtung mit: „Vor einigen Tagen auf der Alb traf ich auf einige Schneereste. Beim Betreten dieser fiel mir auf, dass der Altschnee im Gegensatz zu neu gefallenem nicht weich, sondern – wie mir spontan einfiel – ,molzig‘ war. So sagt man, wenn etwas nicht luftig und weich, sondern fester ist – in der Regel aufgrund von Feuchtigkeit. Interessieren würde mich, wovon sich dieser Ausdruck ableitet.“

Siegfried Bubeck aus Waiblingen meldet sich mit einem ganzen Fragenkatalog:

„Früher hörte man den Ausdruck: ,Der oder dui laufd hemmadich oder hemdsermalig uff dor Fass rom.‘ Woher kommt das?

Früher sagte man auch zu einem Kind, wenn er eine besondere Leistung vollbracht hatte: ,Du bisch aber a Hauptkerle. Die ka mor braucha!‘

Wer kennt noch einen ,Hobbock‘? Diese Bezeichnung für ein großes Gefäß mit zwei Tragegriffen und einem Deckel habe ich seit den 50er Jahren nicht mehr gehört.

Wenn etwas verkanntet oder verklemmt war, hieß es: ,Du muasch feschde ziaga, no griagsch en laaanga Räddich zum ­Veschbor!‘ Wo ist dieser Ausspruch noch geläufig?“

„Neilich isch mir wieder en alda Begriff iber da Weg gloffa“, schreibt Günter Vesenmaier aus Echterdenga: „En Bachl isch oiner, der äbbas falsch oder ned ganz rechd gmachd hot. Ebbes, des aber ned arg schlemm isch, eher vielleicht a bissle dubbalich. D’Steigerung isch: ,Allmachts-‘ oder ,Granada-Bachl‘. En Bachl gibt’s ­übrigens bloß em Maskulinum!“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Iris Hanstein aus Stuttgart: „Bei Halsweh empfahl mein Vater: No gurgelsch halt mit rohe Kardoffl!‘“ (jan)

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Erstellt:
1. März 2019, 03:04 Uhr

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