Plagegeister sind wieder hochaktiv

Zecken-Mythen und was wirklich bei Zeckenstichen hilft

Zecken sind inzwischen ganzjährig aktive, lästige Plagegeister. Ein Experte klärt auf, wie man sich am besten schützt. Und was eher schadet als nützt.

Zecken können nur einige Zentimeter überbrücken.  Sie lassen sich auch nicht von Bäumen fallen, sondern sitzen im Gras oder in Sträuchern und werden aus einer Höhe von nicht mehr als einem Meter abgestreift.

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Zecken können nur einige Zentimeter überbrücken. Sie lassen sich auch nicht von Bäumen fallen, sondern sitzen im Gras oder in Sträuchern und werden aus einer Höhe von nicht mehr als einem Meter abgestreift.

Von Markus Brauer/KNA

Einer der weltweit führenden Zeckenforscher hat mit Mythen um die fiesen kleinen Schmarotzer aufgeräumt. Holzböcke und ihre Verwandten würden nicht aktiv auf Menschen springen, sagt der Facharzt Gerhard Dobler.

„Der Körper stößt es von selbst ab“

Die Parasiten könnten nur einige Zentimeter überbrücken. Sie ließen sich auch nicht von Bäumen fallen, sondern säßen im Gras oder in Sträuchern und würden aus einer Höhe von nicht mehr als einem Meter abgestreift. Dobler lehrt am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München und berät das Robert-Koch-Institut.

Zecken haben nach Auskunft des Infektionsspezialisten auch keinen Kopf, der nach dem Entfernen in der Haut steckenbleiben könnte. Die kleinen Tiere verfügten nur über ein Stechwerkzeug. Der Mediziner rät, dieses in der Haut zu belassen. „Der Körper stößt es von selbst ab.“

„Mit Öl ersticken? Schlechte Idee“

Den Einsatz von Öl oder Kleber zum Ersticken von Zecken bewertete der Fachmann als schlechte Idee. Holzböcke atmeten nur wenige Male am Tag, unter Wasser könnten sie bis zu zwei Wochen überleben. „Substanzen wie Öl oder Kleber irritieren die Zecke. Dadurch kann sie vermehrt Erreger in die Wunde abgeben.“

Als wichtigsten Schutz vor Komplikationen empfiehlt Dobler eine Tetanusimpfung. Beim Aufenthalt im Freien sollte man lange, helle Hosen tragen und die Hosenbeine in die Socken stecken. Von großflächig aufgetragenen Abwehrsprays rät der Arzt dagegen ab.

Einstichstelle vier Wochen beobachten

Zecken sollten möglichst bald entfernt und die Einstichstelle sollte danach rund vier Wochen beobachtet werden, so der Experte. Eine sofortige Rötung sei meist eine harmlose allergische Reaktion. Kritisch werde es, wenn sich nach sieben Tagen oder länger eine sogenannte Wanderröte ausbreite. Das sei ein Hinweis auf eine Borreliose, die aber in der Regel gut mit Antibiotika behandelt werden könne.

Etwa 90 Prozent der Infektionen mit diesen Bakterien heilten spontan aus. Anders als das FSME-Virus könnten Borrelien aus dem Darm der Zecke erst nach 15 bis 20 Stunden übertragen werden. „Deshalb ist die schnelle Entfernung besonders wichtig.“ Eine Impfung gegen Borreliose werde es frühestens 2026 geben.

Info: Wenn man von einer Zecke gestochen wird . . .

Was macht man, wenn man eine Zecke hat?

• Entfernen Sie Zecken so schnell wie möglich. Zecken lassen sich, unmittelbar nachdem sie gestochen haben, leichter herausnehmen, da sie sich noch nicht vollständig festgehakt haben.

• Gehen Sie dabei behutsam vor. Tragen Sie auf keinen Fall Flüssigkeiten wie Nagellack, Klebstoff oder Öl auf, das fördert eher, dass Zecken ihren Speichel und damit potenzielle Keime auf die Wunde übertragen.

• Quetschen Sie den Blutsauger nicht heraus, greifen Sie ihn knapp über der Haut mit einer speziellen Zeckenzange oder Zeckenkarte.

• Nach dem Entfernen der Zecke müssen Sie die Wunde gründlich desinfizieren.

• In den meisten Fällen geht ein Zeckenstich glimpflich aus. Nicht jede Zeckenart ist mit Krankheitserregern infiziert. Wird sie schnell entfernt, bleibt oft nur eine juckende und gerötete kleine Stelle übrig, die nach einigen Tagen wieder verschwindet

Wann muss man zum Arzt gehen?

• Wenn Teile der Zecke feststecken und die Stelle hat sich entzündet.

• Die Zecke befindet sich an einer Körperstelle, die Sie nicht erreichen können, beispielsweise am Hinterkopf.

• Die Einstichstelle entzündet sich oder heilt schlecht ab.

• Es tritt eine Wanderröte auf. Dieser kreisförmige Ausschlag taucht einige Tage nach dem Zeckenstich auf und dehnt sich immer weiter aus. Er deutet auf eine Borreliose hin.

• Beobachten Sie die die Einstichstelle über 14 Tage genau. Bekommen Sie 5 bis 14 Tage nach dem Entfernen der Zecke Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen und fühlen sich matt und abgeschlagen. Diese Symptome sind sowohl für FSME als auch für Borreliose typisch.

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Erstellt:
16. Mai 2025, 14:42 Uhr
Aktualisiert:
16. Mai 2025, 17:57 Uhr

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