Als Wolfgang Dauner auf dem Backnanger Straßenfest ein Klavier zertrümmerte
Straßenfestgeschichte(n) National und international gefragte Musiker traten schon von Anfang an in Backnang auf. Supercharge, Pur, Anne Haigis, Klaus Lage und Bill Ramsey gehören neben Wolfgang Dauner zu den Straßenfest-Stars.

Anne Haigis gab sich mit ihrer Acoustic Band 2002 auf der Obstmarktbühne die Ehre. Fotos: Hans Kumpf (4), Rainer Lachenmaier (1)
Von Ingrid Knack
Backnang. Das Backnanger Straßenfest lebt nicht nur vom Rummel, den vielen Ständen mit Ess- und Trinkbarem, dem Nachwuchsfestival, sondern auch ganz wesentlich von den Bands, die dort auf den verschiedenen Bühnen auftreten. Das Musikprogramm allerdings war insbesondere in den ersten Straßenfest-Jahrzehnten etwas ganz Besonderes. Kaum war der unverwechselbare Straßenfest-Flyer im Flower-Power-Design mit Anlehnungen an Pop Art und Jugendstil heraus, sprach sich schnell herum, welche Headliner Straßenfest-Erfinder Klaus Erlekamm diesmal wieder aus dem Hut gezaubert hatte. Viele Backnanger Straßenfest-Besucher machten sich anhand der Programmflyer schon im Vorfeld einen richtigen Plan, um ja kein Konzert der Headliner zu verpassen.
Eigentlich war es eher unwahrscheinlich, dass Hochkaräter in der Musikbranche wie Supercharge aus Liverpool um den Saxofonisten und Sänger Albie Donnelly den Weg ins kleine Backnang finden würden. Doch Erlekamm, der 25 Jahre lang das Fest organisierte und auch das Musikprogramm zusammenstellte, bevor er diese Aufgaben Jürgen M. Häfner übergab, gelang es tatsächlich, Europas führende und prägende Band in Sachen Rhythm’n’Blues, Swing und Good-Time-Rock’n’Roll gleich dreimal zu verpflichten: 1984, 1991 und 1995.

Albie Donnelly von Supercharge war mit seiner Band gleich dreimal in Backnang.
Schnell sprach sich bei den Agenturen herum, dass es sich in Sachen Promotion richtig lohnt, wenn ihre Musiker beim Straßenfest spielen: Tausende von Festgängern konnten zu Fans der Künstler werden, sofern sie es nicht schon waren. So kam es, dass Erlekamm auch Post von Agenturen erhielt, die international angesagte Künstler vertraten. Wenn diese Ende Juni in der Nähe von Backnang ein Engagement hatten, bemühten sich die Agenturen darum, einen Zusatzgig beim Straßenfest in den Tourplan aufzunehmen. Erlekamm erinnert sich: „Die Agenturen haben mir immer die Bude eingerannt. Das Programm konnten wir relativ spät fertig machen, das war mein Glück. Denn manchmal habe ich dann Schnäppchenpreise für ganz berühmte Leute bekommen. Wir hätten das sonst gar nicht bezahlen können. Wenn die Künstler gerade getourt sind wie zum Beispiel die Engländer, und das hat dann reingepasst, konnte man sie auf die Schnelle noch reinnehmen.“ Überdies gab es eine Kooperation mit dem SDR. „Dieser hat uns Bands nach Backnang gebracht, die wir alleine nicht hätten bezahlen können. Die Konzerte wurden zum Teil im Rundfunk übertragen.“

Ulrich Tukur am Akkordeon und Ulrich Mayer am Banjo Anfang der 1980er-Jahre.

Der Stuttgarter Jazzpianist Wolfgang Dauner spielte nicht nur begnadet Klavier, sondern zerlegte ein solches auch bei einem Happening im Jahr 1972.

Pastorin und Sängerin Maxine Howard begeisterte 1988 mit Gospels.