Eine neue Scheibe vom Großerlacher Liedermacher

Christoph Jäger, auch bekannt als Liedermacher Chris, veröffentlicht mit „Herzschlag“ ein neues Album. Beim Release-Konzert im Theater Kabirinett in Großhöchberg präsentiert er gemeinsam mit Sepp Steinkogler seine neuen sowie altbewährte Songs.

Der „singende Bürgermeister“ Christoph Jäger sieht sich in der Tradition der Liedermacher. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Der „singende Bürgermeister“ Christoph Jäger sieht sich in der Tradition der Liedermacher. Foto: Alexander Becher

Von Kai Wieland

Großerlach/Spiegelberg. „Wo immer ich gerade bin, ich denke doch an dich, diesen Landstrich, wo die Waldfee wohnt und wo man Schwäbisch spricht“, singt Christoph Jäger – oder Liedermacher Chris, wie er auf der Bühne heißt – im Titel „Weil du mir Heimat bist“. Es ist der Opener seines neuen Albums „Herzschlag“, welches am morgigen Samstag mit einem Release-Konzert im Theater Kabirinett im Spiegelberger Ortsteil Großhöchberg veröffentlicht wird.

Nach „Ich singe meine Lieder“ (2018) ist es die zweite CD von Jäger, der im Hauptberuf Bürgermeister der Gemeinde Großerlach ist. Der Großteil der Songs sei zwischen 2018 und 2020 entstanden, erklärt der musikalische Schultes. 2020, da war doch was? „Natürlich, Corona hat einen großen Einfluss gehabt“, bestätigt Jäger. Zum einen seien während des ersten Lockdowns viele Termine entfallen, er habe schlicht mehr Zeit und damit auch ein Stück weit Ruhe gefunden. „Das war für mich eine sehr kreative Phase. Ich habe so viel geschrieben, dass ich ohne Weiteres gleich das nächste Album aufnehmen könnte.“ Das hören die Fans des Liedermachers und Singer-Songwriters zweifellos gerne.

Einflüsse der Pandemie

Auch inhaltlich hat die Pandemie Eingang in das Album gefunden, etwa im Song „Das fünfte Rad“, welches die tragende Rolle von Menschen hervorhebt, die während der Pandemie die Gesellschaft am Laufen hielten: Mütter, Pflegekräfte, Müllmänner. „Es war die Zeit, in der alle den Pflegekräften applaudiert haben, die in dem Lied ja auch vorkommen. Aber für Müllmänner klatscht eben keiner“, sagt Jäger.

Den Titel „2020“ schrieb der Musiker in der Frühphase der Pandemie unter dem Eindruck der düsteren Bilder aus Bergamo und New York. „Ich hatte damals noch das Gefühl, dass die Menschen durch diese Herausforderung etwas zusammenrücken. Das Lied verleiht meiner damaligen Hoffnung Ausdruck, dass so zumindest etwas Positives aus dieser Zeit mitgenommen werden kann.“ Dass am Ende alles anders gekommen ist und stattdessen große Gräben in der Gesellschaft aufgerissen wurden, bekümmert ihn. „Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, das Lied umzuschreiben“, räumt er ein. „Dann habe ich mich aber dafür entschieden, es stattdessen gerade deshalb genau so zu lassen.“

Ein eingespieltes Duo

Geschrieben hat Liedermacher Chris sämtliche Songs selbst, aufgenommen und auch auf der Bühne zum Besten gegeben werden sie aber immer gemeinsam mit seinem langjährigen Duopartner und Freund Sepp Steinkogler. „Manchmal habe ich Songs im Kopf, die ganz eindeutig Gitarrenlieder sind und die ich dann auch für die Gitarre schreibe“, erklärt Jäger. Das Problem dabei: Er selbst spielt das Instrument nicht, sondern ist vor allem am Klavier und am Akkordeon zu Hause. „Da ist es eben genial, wenn man jemanden wie ihn hat.“ Steinkogler spiele nicht nur jede denkbare Form der Gitarre, von sechs- bis zwölfsaitig, sondern auch Banjo und Bass. Beim Release-Konzert im Kabirinett werden sie selbstverständlich ebenfalls zu zweit ihr Publikum unterhalten.

Sanfte Balladen, packende Akkordeon- und Gitarrenrhythmen, andächtige Klavierklänge – Christoph Jäger, der privat Heavy Metal hört und auch dieses Jahr wieder zum Wacken Open Air fährt, verpackt seine berührenden Geschichten und feinen Beobachtungen in ein vielfältiges musikalisches Gewand, irgendwo zwischen klassischer Liedermachertradition und deutschsprachigem Chanson. Thematisch handeln seine Lieder auf erfrischend konkrete Weise von Ereignissen, Gefühlen und Begegnungen, die jedem vertraut sind. Oftmals bedient er sich dabei an eigenen Eindrücken und Erlebnissen, so etwa beim eingangs erwähnten „Weil du mir Heimat bist“, das nicht weniger als eine Liebeserklärung an die hiesige Region ist. „Das Lied ist im Grunde auf einer Berlinreise entstanden, als wir auf dem Dach des Reichstagsgebäudes standen“, erklärt der Musiker. Gemeinsam mit einem Freund habe er dort auf die Großstadt hinuntergesehen und geflachst: „Das ist schon eine große Stadt, aber für uns Landeier einfach zu klein.“

Heitere und nachdenkliche Motive

Allerdings handelten die Songs nicht immer von ihm selbst, „ich bin ja zum Beispiel kein Zirkuskind“, betont er und verweist damit auf den Titel „Sägespäne im Blut“. Dieser thematisiere vielmehr eine junge Frau, die sich dafür entschieden habe, allen Widrigkeiten zum Trotz den elterlichen Zirkus weiterzuführen. Der Liedermacher hatte davon in einer Zeitung gelesen und war beeindruckt. „Es ist eine Parabel dafür, dass man immer wieder aufsteht und auf das Trapez steigt und sich dann auch fallen lässt“, sagt Jäger, der mit Songs wie diesem Hoffnung machen und die Menschen berühren möchte. „Wenn ich E-Mails bekomme, in denen jemand seine Seele ausschüttet und sagt, dass meine Songs mehr für ihn bewegen als eine Therapie, packt mich das schon.“

Allerdings legt Liedermacher Chris Wert darauf, in seiner Musik auch die helle und heitere Seite der Welt abzubilden. „Nirgendwo besser“ ist ein richtiger Kneipensong, auch „Langhaardackel“ und „Der erste Stein“ haben ein Augenzwinkern zu bieten. Mit „Sag doch einfach ja“ findet sich außerdem ein waschechtes Liebeslied auf der Platte, das Jäger anlässlich der Hochzeit seiner Tochter schrieb und auf dieser auch zum Besten gab – „ein einmaliger Augenblick“, wie der Musiker versichert.

Neben einer weiteren CD sind längerfristig auch noch mehr Konzerte geplant, unter anderem im Rentamtskeller in Oppenweiler und in der Glockenkelter in Kernen. Wie sich das mit seinem Job als Bürgermeister verträgt? Der gehe natürlich vor, betont Jäger. „Aber andere spielen nebenbei Golf. Ich mache eben Musik.“

Konzert und CD Das Release-Konzert zum Album „Herzschlag“ mit Liedermacher Chris und Sepp Steinkogler findet morgen Abend im Theater Kabirinett in Spiegelberg-Großhöchberg statt (Kleinhöchberger Weg 1). Los geht es um 20 Uhr (Einlass 19.45 Uhr). Die Veranstaltung ist inzwischen ausverkauft. Die CD kostet 18 Euro und kann unter liedermacherchris@gmx.de bestellt werden. Die Songs sind ab morgen auch auf den gängigen Streamingportalen zu hören.
Eine neue Scheibe vom Großerlacher Liedermacher

© Liedermacher Chris

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Erstellt:
9. Juni 2023, 06:00 Uhr

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