Erster Backnanger Kultursommer geplant

Das Kultur- und Sportamt und das Bandhaus-Theater kündigen rund 50 Open-Air-Veranstaltungen an verschiedenen Orten in der Stadt zwischen Ende Juni und August an. Auch die Gastronomie soll mit eingebunden werden.

Sie arbeiten an einem Kultursommer in Backnang (von links): Juliane Putzmann, Jasmin Meindl, Siegfried Janocha und Johannes Ellrott. Auf dem Stiftshof sollen zwei Bühnen stehen. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Sie arbeiten an einem Kultursommer in Backnang (von links): Juliane Putzmann, Jasmin Meindl, Siegfried Janocha und Johannes Ellrott. Auf dem Stiftshof sollen zwei Bühnen stehen. Foto: J. Fiedler

Von Ingrid Knack

BACKNANG. „Wir sind noch da.“ Das ist eines der Signale, die die Bandhaus-Theater-Chefinnen Jasmin Meindl und Juliane Putzmann mit ihrer Idee eines Kultursommers 2021 aussenden wollen. Aus der Idee sind mittlerweile konkrete Pläne für die Zeit zwischen 7. Juli und 1. August geworden. 37 Veranstaltungen an Orten wie dem Stiftshof, dem Markgrafenhof, dem Hofgut Hagenbach und dem Biolandhof Adrion stellen sie sich vor.

„Wir möchten uns solidarisch zeigen mit den Kollegen hier. Wir halten zusammen“, ist eine weitere Botschaft. Und so erarbeiteten die Theaterleiterinnen ein spartenübergreifendes Konzept: Neben Theaterleuten kommen auch bildende Künstler und Musiker zum Zug. Das dritte Ziel formuliert Meindl so: „Wir wollen den Backnangern eine gute Zeit ermöglichen.“ Kultur soll endlich wieder in Gesellschaft erlebt werden können.

Parallel dazu wurde bei der Stadt Backnang überlegt, was für die Bürger anstatt des zum zweiten Mal gecancelten Straßenfests und des traditionsreichen classic-ope(r)n-airs sowie des Neujahrskonzerts unter Leitung von Rainer Roos, die auch dieses Jahr wegen Corona gestrichen wurden, angeboten werden könnte. Eins fügte sich zum anderen und die Kooperation zwischen dem Bandhaus-Theater und der Stadt Backnang nahm ihren Lauf. Johannes Ellrott, der neue Leiter des Kultur- und Sportamts der Stadt Backnang, bringt dies so auf den Punkt: „Wir als Kulturstadt tun uns zusammen und machen eine große Sache draus.“ Die Stadt Backnang ist mit zwölf Veranstaltungen an den beiden letzten Juniwochenenden auf der Marktplatzbühne dabei.

Summa summarum ergibt dies innerhalb von sechs Wochen sage und schreibe rund 50 Veranstaltungen – nicht nur an den Wochenenden, sondern die ganze Woche über. Es gibt nur wenige veranstaltungsfreie Tage, an denen Ausweichtermine möglich wären, falls ein Event wegen schlechten Wetters abgesagt werden muss. Die Aufführungen sollen zum Teil parallel ablaufen oder zweimal hintereinander auf die Bühne gebracht werden, um möglichst viele Menschen erreichen zu können. Denn eines ist absehbar: Auch im Sommer 2021 dürfen die Publikumszahlen wegen Corona nicht zu hoch sein. Johannes Ellrott: „Wir versuchen, so flexibel wie möglich zu agieren.“

Nun bemühen sich die Veranstalter um Förderungen. Die Stadt Backnang gibt nach den Worten von Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha 100000 Euro dazu. Der Gemeinderat hat dem Projekt in einer nicht öffentlichen Sitzung einmütig zugestimmt. Unter dem Stichwort „Bandhaus außer Haus“ kann das Projekt auch über die Plattform remsmurr.betterplace.me unterstützt werden.

Dirigent Rainer Roos ist mit zwei Programmen mit von der Partie.

Über die einzelnen Programmpunkte wollen die Organisatoren noch nicht allzu viel verraten. Klar ist aber: „Das Programm ist voll“, versichert Jasmin Meindl. Dass Rainer Roos wieder mit dabei ist, das bestätigt Kulturamtsleiter Ellrott. Der Dirigent des Backnanger Neujahrskonzerts und des classic-ope(r)n-airs bietet ein Musical- und ein Operettenprogramm auf dem Marktplatz. Schon 2020 hatte Roos mit „A Night in the Opera“ im Autokino auf dem Etzwiesen-Parkplatz für magische Momente gesorgt. Des Weiteren sind vonseiten des Backnanger Bürgerhauses die Genres Jazz, a cappella, Musikkabarett und Popularmusik vertreten. Die Marktplatzkonzerte sollen über YouTube live übertragen werden. Überdies ist ein Gottesdienst auf der Marktplatzbühne eingeplant.

Eine der Hauptintentionen der Kultursommer-Macher ist, die in Backnang arbeitenden Kulturakteure einzubinden. Jasmin Meindl: „Es gibt ein Riesenpotenzial im Kulturbereich.“ Dies ermögliche erst ein solch großes Gesamtprogramm, das das Bandhaus-Theater organisiert, „damit es aus einem Guss ist“. Mit im Boot sind auf jeden Fall Professor Pröpstls Puppentheater, die Jugendmusik- und Kunstschule, das Universum-Kino, das Helferhaus, die Theatergruppe d’Mauldäschla, die Backnanger Bürgerbühne und das Galli-Theater. Als Einzelkünstler wurden die bildenden Künstler Peter Haußmann und Fabian Bauer genannt, die in der Alten Spinnerei in Backnang ein Atelier betreiben, und der Schauspieler und Kabarettist Sebastian Scheuthle. Obendrein führen die Organisatoren beispielsweise Lesungen, Lyrikwanderungen und Workshops im Kunstbereich (Graffiti, druckgrafische Experimente, Haiku to go) auf. Juliane Putzmann: „Mit den verschieden großen Bühnen können wir Veranstaltungen für 20 bis maximal 120 Zuschauer anbieten. Auf dem Stiftshof werden eine große Bühne für die Ensemblestücke und eine kleine Bühne für intimere Formate wie beispielsweise das Puppentheater stehen.“ In Bezug auf den Marktplatz spricht Johannes Ellrott von rund 250 möglichen Plätzen.

Siegfried Janocha hebt zudem die Belebung der Innenstadt inklusive Einbindung der Gastronomie hervor, auch dies ist eines der Ziele, die mit dem Kultursommer erreicht werden.

Freilich weiß keiner der Organisatoren, wie sich die Coronalage im Sommer darstellen und was dann erlaubt sein wird. Eine Garantie, dass alles verwirklicht wird wie vorgesehen, gibt es nicht. „Falls es wegen Corona nicht geht, könnten wir den Kultursommer auf Ende August, Anfang September verschieben“, meint Juliane Putzmann. Näheres können alle Interessierten beizeiten auf einer Homepage erfahren, die jetzt eingerichtet werden soll. Auch ein Programmheft wird es geben. Eine Werbekampagne etwa mit Plakaten und Flyern ist ebenso angedacht. Noch jede Menge Energie muss in das Projekt gesteckt werden, bis es komplett steht. Aber egal, was die unsicheren Coronazeiten bringen werden: Die Kultursommer-Verantwortlichen haben schon ein stückweit erreicht, was sich Johannes Ellrott von dem Großereignis erhofft: Eine öffentlichkeitswirksame Strahlkraft der Stadt Backnang.

Kommentar
Sie können Krise

Von Ingrid Knack

Ein groß angelegter Kultursommer in Backnang? Und das sogar in Coronazeiten? Da lacht das Herz eines jeden Kulturinteressierten. Und auch die Künstler, die momentan meist auf die nächsten Jahre vertröstet werden, dürfen Hoffnung schöpfen. Die Kulturschaffenden in Backnang können Krise, allen voran die Bandhaus-Theater-Leiterinnen. Schon im Oktober 2020 veranstalteten sie das Theaterfestival „Vereinigt Euch!“ unter erschwerten Bedingungen. Mit dem Virus angesteckt hat sich offensichtlich niemand. Die Kooperation mit der Stadtverwaltung, die sich beim Kultursommer ihrerseits programmgestalterisch ins Zeug legt, und die Haltung des Gemeinderats, der nicht auf die Sparbremse drückt, sind besonders jetzt aller Ehren wert. Anderswo werden Kulturetats gekürzt. Schon lange sorgt Backnang immer wieder für positive Kulturschlagzeilen, sei es nun beim Bürgerhaus-Programm oder beim Zusammenspiel hochkarätiger Kultureinrichtungen rund um den Stadtturm. Stets ist dabei ein Engagement der Akteure über das übliche Maß hinaus ausschlaggebend. Wie auch immer die Realisierung mit Blick auf die Inzidenzzahlen ausfällt, wird das Zeichen bleiben: Corona kann dem guten Kulturklima in Backnang nichts anhaben.

i.knack@bkz.de

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Erstellt:
1. April 2021, 06:00 Uhr

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