Carsten Höfler wird Landespolizeidirektor
Wechsel im Polizeipräsidium Stuttgart: Der Vizepräsident geht ins Innenministerium. Dort wird er der ranghöchste Schutzpolizist.
© Andreas Rosar
Die große Corona-Demo am Karsamstag 2021 war eine der herausfordernden Lagen für Carsten Höfler.
Von Christine Bilger
Stuttgart - Das Stuttgarter Polizeipräsidium braucht einen neuen Vizechef. Dafür schließt sich im Innenministerium (IM) eine Lücke ganz oben. Der Stuttgarter Polizeivizepräsident Carsten Höfler wird Landespolizeidirektor. Ein noch junges Amt, das der Innenminister Thomas Strobl (CDU) erst vor gut zwei Jahren geschaffen hat.
Höfler war seit 2022 der zweite Mann an der Spitze des Polizeipräsidiums Stuttgart mit dem Präsidenten Markus Eisenbraun. Im Präsidium war er aber zehn Jahre lang. Eine Zeit, in die sehr viele ungewöhnliche und herausfordernde Lagen fielen. 2020 führte er die großen Einsätze nach der sogenannten Stuttgarter Krawallnacht zu Beginn der Coronazeit. Der Auftrag an die Polizei damals: die öffentliche Sicherheit und Ordnung in der aufgeregten Zeit gewährleisten. Die Erwartungshaltung war damals: „Es darf nichts mehr passieren in Stuttgart“, das mit Ausschreitungen bundesweit in die Schlagzeilen gekommen war.
In der Coronazeit hatte er auch die Leitung zahlreicher Einsätze zu großen Demos, wie der am Karfreitag 2021. Die Polizei wurde damals viel kritisiert, weil Tausende „Querdenker“ von der Stadt auf den Wasen zogen, ohne sich an alle Schutzmaßnahmen zu halten. Höfler verteidigte das Vorgehen im Spannungsfeld zwischen Versammlungsfreiheit und Infektionsschutz.
Mit dem Schritt ins Innenministerium wird der 49-Jährige der ranghöchste Schutzpolizist im Land. Die oberste Chefin der Polizei ist die Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz. Neben Höfler – der den Job vom 1. Januar 2026 an innehaben wird – steht die Landeskriminaldirektorin Sandra Zarges – als höchste Kriminalbeamtin im Land. Zudem gibt es einen Führungsstab, der laut Innenministerium zuständig ist für „die Sicherung des Führungs- und Qualitätsmanagements und der Steuerung der Digitalisierung“. Diese neue Struktur wurde 2023 eingeführt.
Der Innenminister Thomas Strobl reagierte damit auf zwei Entwicklungen. Zum einen wurde die Führungsmannschaft an der Landesspitze an die Struktur der regionalen Polizeipräsidien angepasst. Zum anderen sollte so die „teamorientierte Führung“ stärker verankert werden und die „Personalverantwortung für die Führungskräfte auf mehrere Schultern“ verteilt werden. Strobl reagierte damit auf die Affäre um den Inspekteur der Polizei. Dessen Berufung und Vorwürfe gegen ihn wegen sexueller Belästigung – von denen er vor Gericht freigesprochen wurde – hatten Zweifel an der Besetzungspraxis für das oberste Polizeiamt im Land aufkommen lassen. Ein Untersuchungsausschuss des Landtags befasste sich über mehrere Jahre damit. Die neuen Posten übernehmen die Aufgaben, die bis dahin beim Inspekteur alleine lagen. In Höflers Aufgabenbereich fällt etwa die Weiterentwicklung der Schutzpolizei und der strategischen und technischen Ausrichtung. Höfler selbst sagt: „Zehn Jahre Einsatzerfahrung sowie meine Zeit als Leiter der Schutzpolizei bilden ein breites Fundament für meine neue Aufgabe.“ In der vergangenen Woche hat Carsten Höfler nochmal einen großen Einsatz geleitet – einen der größten, den die Stuttgarter Polizei je hatte. Höfler verglich das Ausmaß mit dem der Absicherung von Hochrisikospielen während der Europameisterschaft, etwa als Ungarn in Stuttgart spielte. Der VfB traf in der Europa League am vergangenen Donnerstag auf den israelischen Verein Maccabi Tel Aviv. Aufgrund der geopolitischen Lage sah die Polizei eine hohe Gefahr für Anschläge und Angriffe – zudem gelten einige der Maccabi-Fans als problematisch. Bis zu 3000 Beamtinnen und Beamte waren an diesem Tag in Stuttgart im Einsatz. Am Montag danach sagt Höfler: „Australien hat uns auf traurige Weise bestätigt, dass die Planung richtig war.“ In Sidney war am Wochenende eine jüdische Feier am Strand angegriffen worden. Operative Verantwortung – die Führung großer Einsätze wie der beim Maccabi-Spiel – habe er „immer gerne übernommen“, so Höfler.
Mit Carsten Höflers Weggang tut sich im Stuttgarter Präsidium eine Lücke auf. Die Suche nach einem Vizepräsidenten beginnt bald. Vor drei Jahren ging das recht zügig. Der aktuelle Polizeipräsident Markus Eisenbraun war von der Position des Vizepräsidenten aufgerückt, er wurde Anfang August 2022 Präsident Nachfolger von Franz Lutz. Höfler war bereits als Leiter der Schutzpolizeidirektion im Präsidium, Anfang Oktober wurde er Vize.
Das Innenministerium als Arbeitsort ist Carsten Höfler ebenfalls vertraut. Er war dort erstmals 2005 bis 2008 als Sachbearbeiter, nach seinem Masterstudiengang an der Deutschen Polizeihochschule in Münster arbeitet er dann zwei Jahre als Leiter des Polizeireviers Lauffen am Neckar (Landkreis Heilbronn), bevor er 2012 wieder ins IM wechselte.
Zunächst in den Projektstab der Polizeireform, dann von 2013 bis 2016 in die Zentralstelle des Ministeriums als Referent. Den Polizeidienst hatte Höfler 1998 in Schleswig-Holstein begonnen, 2002 wechselte er nach Baden-Württemberg.
