Der Rathausumbau in Weissach rückt ein Stück näher

Wegen Einwänden der Denkmalschutzbehörde konnten der Umbau und die Sanierung des Weissacher Rathauses lange Jahre nicht angegangen werden. Jetzt wurde ein Konsens zwischen der Behörde und der Gemeinde erreicht. Die Planungen können nun konkretisiert werden.

Die beiden Gebäudeteile des Rathauses sollen durch einen Zwischenbau miteinander verbunden werden. Archivfoto: Edgar Layher

© Edgar Layher

Die beiden Gebäudeteile des Rathauses sollen durch einen Zwischenbau miteinander verbunden werden. Archivfoto: Edgar Layher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Endlich: Der Sanierung und dem Umbau des Weissacher Rathauses steht kaum mehr etwas im Wege. Die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte haben in ihrer jüngsten Sitzung die Verwaltung dazu ermächtigt, ein Baugesuch auf den Weg zu bringen, weitere Detailplanungen auszuarbeiten und die nötigen finanziellen Mittel für die Haushaltsjahre 2023 und 2024 einzustellen.

Der barrierefreie und brandschutzgerechte Umbau des Rathauses beschäftigt die Gemeinde schon seit Langem. Er war bereits unter Rainer Deuschle ein Thema, dem Amtsvorgänger des ehemaligen Bürgermeisters Ian Schölzel. Letzterer griff die Pläne erneut auf. Er schlug vor, zwischen den zwei Gebäudeteilen – der alten Vogtei und dem ehemaligen Lamm – einen verglasten Baukörper mit Aufzug und neuem Treppenhaus zu errichten. Damit hätten beide Gebäude barrierefrei erschlossen und ein zweiter Rettungsweg für den Brandfall geschaffen werden können. Doch im Jahr 2018 erteilte die Denkmalschutzbehörde der Idee eine Absage. Die Verantwortlichen bestanden darauf, dass die alte Vogtei aus dem Jahr 1612 als Solitärgebäude erhalten bleiben soll. Sie gelte als die Visitenkarte der Gemeinde.

Gute Aussichten auf eine Bewilligung

Bei vielen Rätinnen und Räten hatte die Vision eines gläsernen Mittelbaus durchaus Anklang gefunden. Vor einem Jahr, Anfang November 2021, hatten sie die Verwaltung deshalb damit beauftragt, noch einmal nachzuhaken, ob die angedachte Lösung – zumal unter einer neuen Landesregierung – nicht doch möglich sei. In der jüngsten Gemeinderatssitzung konnte Bürgermeister Daniel Bogner nun verkünden: Die Aussichten auf eine Bewilligung stünden gut, sollte die Gemeinde nochmals einen Bauantrag für einen Zwischenbau bei der Denkmalbehörde einreichen. Zusammen mit dem Landesamt für Denkmalschutz sei eine Version der Pläne ausgearbeitet worden, die auch für die Denkmalschutzbehörde denkbar sei, berichtete Bogner. „Was lange währt, wird endlich gut“, schloss er und plädierte dafür, das Projekt nun zügig anzugehen. Denn von den geschätzten rund 2,6 Millionen Euro Gesamtkosten könnten dank einer Förderung des Landes 60 Prozent wegfallen. „So etwas kann man nur machen, wenn man die entsprechende Förderkulisse hat“, betonte Bogner. „Wenn man es jetzt nicht umsetzen würde, könnten wir das Ganze wahrscheinlich erst wieder in 15 Jahren angehen.“

Die Detailplanungen werden noch ausgearbeitet

Die konkreten Pläne stellte Bauamtsleiter Markus Stadelmann dem Gremium sodann vor. Die Verwaltung hatte die Kosten in vier Blöcke aufgegliedert: Geschätzte 715000 Euro betragen die notwendigen Kosten, zu denen etwa der Mittelbau mit neuem Treppenhaus und Aufzug oder der Einbau von barrierefreien Toiletten gehören. Ungefähr 208000 Euro sind für ohnehin anstehende Sanierungsmaßnahmen wie einen Fachwerkanstrich eingeplant. Zu den „zukunftsorientierten Kosten“ (rund 787000 Euro) gehören beispielsweise eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach, eine teilweise Klimatisierung und eine Notstromversorgung. Zur Sanierung beziehungsweise zur Neugestaltung der Außenanlagen, die mit rund 351000 Euro beziffert ist, zählen unter anderem ein Behindertenparkplatz und die Verbreiterung der Fahrgassen. Die Detailplanungen sollen noch ausgearbeitet und dem Gemeinderat vorgestellt werden.

Begeisterte Reaktionen im Gremium

Bei den Rätinnen und Räten stießen die Pläne auf Zustimmung, wenn nicht gar auf Begeisterung. „Dass ich das noch erleben darf, dass sich das Denkmalamt da bewegt“, wunderte sich etwa Irmgard Hestler (SPD). Sie sehe die vorgestellten Pläne als die einzige Chance, um die beiden Gebäude zu verbinden. „Ich bin ganz fassungslos und begeistert, dass die das irgendwann auch eingesehen haben“, fügte sie hinzu. Auch Luciano Longobucco (LWB) freute sich darüber, dass die Planung Gestalt annehme. Das Denkmalamt habe die Gemeinde mit seiner Weigerung 2018 wohl eine gute Stange Geld gekostet, mutmaßte Carl Höfer (CDU/FWV): „Wir hätten wahrscheinlich schon jahrelang Aufzug fahren können.“

Thomas Heller (UBL) erkundigte sich angesichts weiterer großer Investitionen wie etwa dem Bau des Feuerwehrgerätehauses, der mit mehr als vier Millionen Euro veranschlagt ist, danach, ob sich die Gemeinde den Umbau überhaupt leisten könne. Die Kosten würden nicht in den laufenden Haushalt fallen, erwiderte Kämmerer Alexander Holz. Die Finanzierung setze sich aus Fördermitteln, Grundstückserlösen der Gemeinde und Fremdinvestitionen zusammen. Bürgermeister Bogner sprach sich nochmals dafür aus, das Projekt anzugehen. „Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist“, betonte er. Für beide Großprojekte seien jetzt Fördermöglichkeiten da. „Wir werden dadurch gebunden sein, klar. Aber wir reden hier nicht von Freizeitprojekten, sondern von Basisinfrastruktur“, sagte er. Die Rätinnen und Räte stimmten geschlossen für die Umsetzung der Pläne.

Der geplante Rathausumbau

Hintergrund Öffentliche Räume sollen für alle erreichbar sein, das verlangt schon die Uno in der Behindertenrechtskonvention. Bei Neubauten ist das mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden, ein allgemeiner Standard, der im Prinzip auch für Altbauten gilt. Im Unterweissacher Rathaus aber haben Behinderte und Ältere, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, schlechte Karten: Es geht über Treppen drei Stockwerke hoch zum Saal. Die Gemeinde will das Problem aus der Welt schaffen.

Kosten Wie viel der Umbau und die Sanierung des Rathauses die Gemeinde letztlich kosten wird, steht noch nicht fest. Aufgrund des erhöhten Abstimmungsbedarfs mit der Denkmalschutzbehörde liegt bisher nur
eine grobe Schätzung vor. Sobald der Umfang der Maßnahmen konkretisiert ist, sollen die Kosten im Detail dargelegt werden. Aktuell rechnet die Verwaltung mit Gesamtkosten von rund 2,6 Millionen Euro. 60 Prozent könnten durch eine Förderung vom Land wegfallen. Um diese zu erhalten, müssten die Maßnahmen allerdings bis zum 30. April 2024 abgeschlossen sein. Eine Verlängerung bis Herbst 2024 ist laut Bürgermeister Bogner jedoch denkbar.

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Erstellt:
30. November 2022, 06:00 Uhr

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