Kommentar: Eine Frage des Gewissens
Kommentar: Eine Frage des Gewissens
Von Ulrich Becker
Wie mögen sich Menschen jüdischen Glaubens in diesen Zeiten fühlen, eine Woche nach den Anschlägen vom Bondi Beach in Sydney? Egal, wohin sie sich wenden, wohin sie gehen, sie geraten ins Visier, weltweit. Bombenleger, Scharfschützen machen Jagd auf ein Volk, das immer nur einen Platz gesucht hat, um in Frieden zu leben.
Deutschland, das Land des Holocausts, sollte angesichts seiner Historie ein sicherer Hafen für Jüdinnen und Juden sein. Doch das war es nie, stattdessen greift der Antisemitismus immer weiter um sich. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, fordert deshalb zu Recht einen „Aufstand der Anständigen“.
Es geht dabei nicht um Attentate wie in Sydney – es geht darum, dass wir den alltäglichen Antisemitismus inzwischen achselzuckend hinnehmen. Was soll’s, Israels Politik ist halt schuld an dem Unmut vieler, da kann man doch nicht verhindern, dass es zu offenem Hass oder gar Übergriffen kommt.
Wer solche billigen Argumente gutheißt oder gar verbreitet, hält zwar kein Gewehr in der Hand. Aber er liefert den weltweiten Attentätern die Munition für ihre Taten. Dagegen gilt es aufzustehen und mitzuhelfen, dass jüdisches Leben in Deutschland nicht nur sicher, sondern endlich wieder normaler Teil unseres Alltags wird – ohne dass Jüdinnen und Juden darum kämpfen müssen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit für alle, die Anstand und ein Gewissen haben.
