Sydney könnte überall sein

Der Terrorangriff am australischen Bondi Beach lenkt den Blick auf ein weltweites Übel: Antisemitismus.

Von Eidos Import

Bis zu diesem Sonntag war der Bondi Beach ein Schauplatz der Lebensfreude. Nun wurde er zum Schauplatz von Hass, Terror und menschenverachtender Gewalt. Das antisemitische Massaker von Sydney ist ein Menetekel – ein Zeichen, das von Unheil kündet und vor weiterem Unheil warnt. Sydney ist uns nur geografisch fern. Was dort geschehen ist, berührt uns jedoch unmittelbar. Und es könnte allerorten passieren, auch in Deutschland. Jüdisches Leben ist überall bedroht. Die Freveltat von Sydney mahnt den Rest der Welt.

Der Antisemitismus ist ein globales Phänomen. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist er rund um den Erdball geradezu explodiert – auch wenn dies widersinnig erscheint. Just die Landsleute und Glaubensgenossen der Opfer von damals erfahren vielfach Hass statt Mitgefühl. Gewiss, auch nach dem 7. Oktober 2023 ist im Nahen Osten Schreckliches passiert. Kritik daran ist selbstverständlich legitim. Alle Empörung, so verständlich und berechtigt sie auch sein mag, legitimiert aber weder Hetze noch neuerliche Gewalt.

Wer mit dem Verweis auf die Zustände in Gaza gegen Juden aufwiegelt, sie ausgrenzt oder gegen sie handgreiflich wird, sie gar vernichten will, nur weil es Juden sind – der ist ein Rassist, egal welche Vorwände zur Rechtfertigung er ins Feld führt. Auch in Deutschland grassiert der Antisemitismus. Übergriffe gegen Menschen jüdischen Glaubens und deren Institutionen haben sich vervielfacht.

Die Echokammern in den angeblich sozialen Medien bieten große Resonanzräume für solche Niedertracht – aber auch viel zu viele Hohlköpfe, die heutzutage unsere Hochschulen bevölkern. Der Umstand, dass gerade die Universitäten zu einem Biotop für judenfeindliche Propaganda verkommen sind, zeugt von Ungeist und beschämt jede Stadt und jedes Land, in dem das vorkommt.

Antisemitismus ist nicht nur nein globales Phänomen, sondern auch ein ideologisch nahezu universelles. Er hat viele Wurzeln und viele Deckmäntelchen. Antisemitismus dient als Scharnier für alle Denkmuster, welche die Welt mithilfe grober Schablonen sortieren: nach gut und böse, Gleichgesinnten und Feinden, Unterdrückten und angeblichen Frontkämpfern einer systematischen Unterdrückung.

Das linke Gefasel, wonach die Juden in Israel so etwas wie Agenten des Postkolonialismus seien, zeugt von historischem Analphabetentum. Es ist so irre wie die Nachgeburten rechten Rassenwahns. Antisemitismus bietet Extremisten jeglicher Couleur ein gemeinsames Thema – eine Projektionsfläche für ihren Hass.

Wer Juden per se verdächtigt, widerspricht damit der Menschlichkeit aller Menschen. Und wer ausgerechnet jetzt, wo im Nahen Osten eine Waffenruhe vereinbart ist, Gewalt gegen Juden schürt, sie gar selbst verübt oder auch nur klammheimlich damit sympathisiert, der verhöhnt das Streben nach Frieden.

Der Blick nach Sydney darf uns nicht übersehen lassen, dass es auch in Deutschland riskant geworden ist, sich öffentlich zum Judentum zu bekennen. Ausgerechnet im Land des Holocaust erleben Juden, dass sie sich eigentlich nur dann sicher fühlen können, wenn sie unsichtbar sind.

Zuletzt wurde viel darüber gestritten, ob es zur deutschen Staatsräson gehört, Israels Politik zu verteidigen. Es ist aber allemal deutsche Staatsräson, dass Menschen jeglicher Herkunft, Ethnie und Religion Respekt verdienen. Und dieser Räson sollten sich sämtliche Staaten verpflichtet fühlen, in denen Freiheit und Menschenwürde nicht bloß hohle Phrasen sind.

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Erstellt:
15. Dezember 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
16. Dezember 2025, 21:43 Uhr

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