„Polizeiruf 110“-Kritik
„Sie sind unter uns“ – Wie war der Polizeiruf aus Magdeburg?
Düster war’s am Sonntagabend bei „Sie sind unter uns“ aus Magdeburg. Die Kritik zum „Polizeiruf 110“.

© MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard
Schüler Jeremy (Mikke Rasch) sieht in „Sie sind unter uns“ die Polizisten, die sich vor dem Haupteingang formieren.
Von Tilman P. Gangloff
Der „Polizeiruf“ aus Magdeburg über einen Amoklauf war ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie man einen fesselnden Krimi dreht, ohne die üblichen Spannungsverstärker zu verwenden.
Nicht mal die Musik setzte entsprechende Akzente, als Schüler Jeremy fünf Menschen erschoss und zwei weitere schwer verletzte. Diese Zurückhaltung gab Regisseurin Esther Bialas allerdings auf, als sie die Ereignisse aus der Perspektive der Opfer schilderte: Nun trieb die Musik die Spannung in die Höhe. Die Tonspur spielte mit ihrer Hervorhebung bestimmter Geräusche ohnehin eine wichtige Rolle.
Heimlicher Star – die Kamera
Erheblichen Anteil an der Wirkung des Films hatte vor allem die vorzügliche die Bildgestaltung (Martin Neumeyer): Die Kamera war viel in Bewegung und blieb auf diese Weise stets ganz nah an den Figuren; wenn Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) durch die Flure rannte, rannte sie mit. Die insgesamt denkbar düstere Anmutung passte zudem perfekt zur Handlung.
Ein bisschen Grimme-Preis
Die Vorlage zu „Sie sind unter uns“ stammte von Jan Braren, dessen Debütdrehbuch zu dem Mobbing-Drama „Homevideo“ 2011 gleich mit dem Grimme-Preis gewürdigt worden ist.
Unser Fazit
Den eigentlichen Knüller seiner Geschichte hat sich Braren für den grimmigen Epilog nach dem tragischen Ende aufgehoben. Er entschuldigt die Taten nicht, erklärt sie jedoch. Schon vorher hatten verschiedene Aussagen und Aufnahmen eine gewisse Empathie für den Jungen geweckt.
Das gilt auch für die am Schluss aus dem Off eingespielte Ansprache einer Mitschülerin, die die Überlebenden und somit auch das Publikum dazu aufruft, gegen den Hass aufzustehen und aufeinander aufzupassen.

© MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard
Regisseurin Esther Bialas und Rolle Roberta (Smilla Maryluz Liebermann) bei den Dreharbeiten im Bus (v.l.)

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Brasch (Claudia Michelsen) am Einsatzort.

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Alle sehen über die Monitore wie Jeremy die Waffe auf eine Geisel richtet (v.l.): Petra Giese (Anja Herden), Einsatzleiter SEK (Frank Schilcher), Lemp (Felix Vörtler), Karsten Nötzing (Ulrich Brandhoff) und Brasch (Claudia Michelsen)

© MDR/filmpool fiction/Britta Kreh
Brasch (Claudia Michelsen) stattet Rebecca Schratt (Maja Beckmann) einen Besuch ab.

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Brasch (Claudia Michelsen, re.) bringt Roberta (Smilla Maryluz Liebermann) raus, die die verletzte Vanessa (Greta Krämer) entdeckt.

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Lemp (Felix Vörtler) erfährt von Rebecca (Maja Beckmann), dass Jeremys Komplize Braschs Diensthandy hat.