Landesmuseum: Rückgabe
Stuttgarter Museum erhält mysteriöses Päckchen
Das Landesmuseum Württemberg erhält ein Päckchen mit Museumsstücke, die ein US-Soldat einst entwendete. Aber wem gehören sie?

© Landesmuseum Württemberg/Jonathan Leliveldt
Das Bildnis eines Soldaten stammt aus dem 19.Jahrhundert.
Von Adrienne Braun
An sich waren es deutsche Museen, die sich während des Zweiten Weltkriegs unter lauteren Bedingungen Kunstwerke unter den Nagel rissen und an jüdischem Eigentum unschön bereicherten. In diesem Fall wurde dagegen in einem deutschen Museum gestohlen. Ende Juli erhielt das Landesmuseum Württemberg eine Mitteilung vom Stuttgarter Hauptzollamt, dass eine Sendung aus den USA auf das Museum warte. Der Absender des mysteriösen Päckchens war dem Landesmuseum unbekannt. Der Inhalt überraschte umso mehr: In dem Päckchen befanden sich 33 Objekte: Miniaturgemälde und Medaillen, Uniformteile oder auch ein Reservisten-Pfeifenkopf. Die meisten Stücke stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Ein Brief schaffte etwas Klarheit: Der Absender hat die Objekte „in einem schönen Bilderrahmen im Hause eines guten Freundes“ gefunden, schreibt er. Der Freund sei 1945 in der Nähe von Stuttgart in seinem Flugzeug abgeschossen und als Kriegsgefangener inhaftiert worden. Nach Kriegsende besuchte er offenbar mit anderen aus der Gefangenschaft entlassenen amerikanischen Soldaten ein Museum, in dem sich die Männer „alle Sovenirs in die Tasche stopften“, wie der Absender schreibt. Nun, achtzig Jahre später, wolle er diese „Sovenirs“ dem Landesmuseum Württemberg zurückgeben, in der Hoffnung, dass man ihren Wert kenne und in dem Museum Verwendung für die Stücke habe.
Inzwischen hat das Museumsteam die heimgekehrten Objekte genauer untersucht und festgestellt, dass sie wohl eher aus bayerischem Museumsbesitz stammen, denn auf einer der Medaillen ist das Bildnis des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph zu sehen, ein weiteres Doppelbildnis von Joseph Lösch zeigt den bayerischen Kronprinzen Ludwig und seine Frau Therese. Auf Darstellungen von Soldaten in Uniformen befinden sich auf der Rückseite sogar noch die Inventarnummern. Mit Unterstützung der Museumsagentur Bayern und anderer bayerischer Institutionen wurde die Anfrage des Stuttgarter Museums weitergeleitet an das Provenienznetzwerk Bayern. Schon bald meldete sich das Bayerische Armeemuseum Ingolstadt, in dem man vermutete, dass ein Zusammenhang zwischen den gestohlenen Objekten und den eigenen Beständen bestehen könnte. Nach Recherchen hat das Armeemuseum nun bestätigt, dass sechs der 33 Objekte mit großer Sicherheit aus dessen Besitz stammen. Nun geht die Recherche weiter, wer die Eigentümer der übrigen Stücke aus dem Päckchen aus Amerika sind. Die Museumsteams gehen inzwischen davon aus, dass der Dieb als amerikanischer Soldat mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Stuttgart in Kriegsgefangenschaft geriet, sondern rund 200 Kilometer weiter östlich in Oberbayern.