Kunstkritiker Rainer Vogt ist tot

Was bleibt von dem Stuttgarter Kunstkritiker Rainer Vogt?

Mehr als 50 Jahre beobachtete Rainer Vogt das Kunstgeschehen, von 1969 bis 2016 vor allem als Kritiker der „Stuttgarter Nachrichten“. Was bleibt von ihm?

Rainer Vogt 2024 inmitten einer Ausstellung  eigener Porträts zum Thema „Mächtige“ in der Zehntscheuer in Abtsgmünd

© Schwäbische Post/Jan Sigel

Rainer Vogt 2024 inmitten einer Ausstellung eigener Porträts zum Thema „Mächtige“ in der Zehntscheuer in Abtsgmünd

Von Nikolai B. Forstbauer

Manche und Mancher beansprucht einen Dialog, einen Raum – und scheitert doch, bleibt allein im gespielten Beifall der anderen. Rainer Vogt begegnete Menschen und Räumen mit dem Dank, diesen Menschen und Räumen begegnen zu können. Auch und gerade wenn es um Künstlerinnen und Künstler, um Ateliers, Ausstellungsräume und Galerien ging.

Rainer Vogt, 1944 in Stuttgart-Bad Cannstatt geboren, wusste ja um die Verzweiflung wie um die Höhenflüge, hatte er doch selbst von 1963 bis 1969 an der Stuttgarter Kunstakademie studiert. Viele Jahre indes hielt der Kunsterzieher (bis 2007) an Gymnasien in Stuttgart, Öhringen und Backnang den Maler Rainer Vogt eher im Hintergrund. Zu gefragt war der Beobachter Rainer Vogt – von 1969 bis 2016 als Kunstkritiker der Stuttgarter Nachrichten. Seiner Höflichkeit Menschen wie Dingen gegenüber verdankte sich ein eigener Blick, ein eigener Ton, dem man gerne gefolgt ist und der auf seine Art Räume öffnen konnte – und das Fazit, dass hier oder dort etwas zu kurz gedacht oder gemacht sein könnte, gültig werden ließ.

Kunstkritiker Rainer Vogt mit 81 Jahren gestorben

Diese Haltung prägte auch den direkten Dialog. Eine feine Ironie provozierte nicht weniger als das Überprüfen der eigenen Position. Wer mit Rainer Vogt zu tun hatte, verstand das Wort der erfüllten Begegnung, des erfüllten Gesprächs. „Das interessiert mich.“ Rainer Vogt sagte dies fast schwingend. Es bedeutete etwas – aufrichtige Neugier. Diese führte ihn, 1987 Mitbegründer der Backnanger Künstlergruppe, in der eigenen Malerei immer wieder hinein in das Menschenbild, in die Frage an das Gegenüber. Am vergangenen Freitag ist Rainer Vogt nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren in Stuttgart gestorben. Die Kunst hat eine immer differenzierte und immer differenzierende Stimme verloren.

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Erstellt:
14. September 2025, 07:16 Uhr
Aktualisiert:
14. September 2025, 07:59 Uhr

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