Eine neue Heimat für Backnangs Skater
Steter Tropfen höhlt den Stein: Nachdem Jugendvertreter und Skater sich über Jahre für einen neuen Skatepark eingesetzt haben, wird dieser neben dem Eugen-Adolff-Sportgelände endlich feierlich eröffnet.

Bei der Eröffnung des Skateparks neben dem Eugen-Adolff-Sportgelände zeigten die Skater, was sie draufhaben. Fotos: Alexander Becher
Von Kai Wieland
Backnang. Wenn der erste Vorsitzende ein paar Worte ins Mikrofon spricht, sich dann sein Skateboard schnappt und einen Frontside 180 hinlegt, gefolgt von einem Heelflip und einem 50-50 Grind, dann ist man wahrscheinlich nicht beim Kleintierzüchterverein. Wobei das Skaten, wie Stefan Pfizenmaier vom ersten Backnanger Skateboardverein SK8 bei der Einweihung des neuen Skateparks neben dem Eugen-Adolff-Sportgelände betonte, gerade davon lebe, dass niemand wegen seines Alters oder sonstiger Gründe ausgeschlossen werde. „Beim Skaten sind alle gleich, es ist eine große Familie. Der Sport hat sich ja aus dem Surfen entwickelt, und dieser Spirit ist geblieben.“
Diese große Familie hat nun also endlich ein neues Zuhause gefunden, nachdem es seit der Entfernung der ohnehin eher bescheidenen Rampen neben dem Backnanger Feuerwehrgerätehaus zugunsten des Annonaygartens im Jahr 2016 lange gar keine Angebote für die Skaterszene der Stadt gegeben hatte.
Es war eine schwere Geburt und ein Anliegen, dass die jeweiligen Jugendvertreter der Stadt über die Jahre immer wieder in die Gremien trugen. Auch die Initiative der Rollbrettfreunde, ein Zusammenschluss lokaler Skater, aus dem sich schließlich im vergangenen Jahr der Verein SK8 entwickelte, bemühte sich unter anderem mit einer Online-Petition, die über 400 Menschen unterzeichneten, um einen neuen Skatepark. Die Hartnäckigkeit machte sich bezahlt: 2021 wurde der Bau eines neuen Parks im Gemeinderat beschlossen, verzögerte sich aber zunächst aufgrund fehlender Bauelemente und wurde dann witterungsbedingt auf dieses Frühjahr verschoben.
Eröffnungsfeier bei bestem Wetter
Am 21. April war es aber endlich soweit: Rap- und Punkmusik dröhnte aus den Boxen rund um den Skatepark, Stehtische säumten die Asphaltfläche und die Skaterinnen und Skater nahmen die Rampen und Podeste, im Fachjargon als Obstacles bezeichnet, in Beschlag. Die Mitglieder des benachbarten Großen Alexander Backnang brutzelten Spieße und Würste auf dem Grill, die Sonne tat ihr Übriges: beste Voraussetzung für eine feierliche Eröffnung und mit anschließendem Schauskaten durch die Mitglieder von SK8.
Janosch Renner ist Schriftführer des Vereins, der bislang 30 dann doch zumeist jugendliche Mitglieder zählt. „Wir werden jetzt bestimmt noch weiter wachsen“, zeigt der Backnanger sich zuversichtlich. Die vorangegangenen Jahre ohne Skateangebote hatten spürbar für eine Delle in der Szene gesorgt. Auch Janosch Renner und Stefan Pfizenmaier gaben das Skaten in dieser Phase vorübergehend auf. „Wenn der nächste Skatepark nur mit dem Auto zu erreichen ist und die Eltern einen nicht ständig fahren können, ist das ein großes Problem“, sagt Pfizenmaier – eines, das mit dem neuen Skatepark aber endlich der Vergangenheit angehören dürfte.
Mit dem neuen Gelände sind die Skater glücklich: „Es ist gut geworden“, sagt Janosch Renner. „Wir wären vor allem gegen Ende gerne noch etwas mehr in die Planungen eingebunden gewesen und hatten dafür auch Ansprechpartner genannt, aber vor allem freuen wir uns.“ Es gäbe in der Umgebung von Backnang nämlich durchaus auch Skateparks, bei denen man sich frage, was sich die zuständigen Personen dabei gedacht hätten. „Hier waren die Planer aber vom Fach, das merkt man.“

Stefan Pfizenmaier macht sich startklar.
Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten allerdings noch nicht: Es werden noch Sitzgelegenheiten angebracht, außerdem soll ein Container als eine Art Mini-Vereinsheim und Lager für Werkzeug, Besen und anderes Zubehör dienen. Die Pflege der Anlage wird der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt nämlich selbst in die Hand nehmen.
Für die Nutzung des Parks über das individuelle Skaten hinaus haben Janosch Renner und Stefan Pfizenmaier, die im vergangenen Jahr angesichts fehlender Skatemöglichkeiten zusammen eine Indoor-Miniramp für das Juze gebaut haben, eine Menge Ideen: „Wir haben mit mit der Miniramp schon Skate-Contests veranstaltet, das können wir uns auch hier gut vorstellen“, erzählt Renner. „Außerdem soll es offene Treffen geben und Kurse für Anfänger.“ Stefan Pfizenmaier ging bei der Eröffnungsfeier im Gespräch mit Oberbürgermeister Maximilian Friedrich noch einen Schritt weiter: „Wir wollen eventuell auch einen Seniorenkurs anbieten“, woraufhin Friedrich sich augenzwinkernd erkundigte, ab welchem Alter man beim Skaten denn als Senior gelte. Anschließend zeigten mehrere Mitglieder des Vereins, was sie auf dem Board zu bieten haben.
Hoffnung auf das IBA-Gelände
Für die Zukunft sieht der Verein weiteres Wachstumspotenzial. „Der neue Park ist sinnvoll geplant und hat gute Obstacles, aber trotzdem ist er eher einfach gehalten. Langfristig würden wir uns natürlich eine größere Anlage wünschen. Das war ja beim IBA-Gelände auch schon angedacht, was klasse wäre“, sagt Renner.
Dieser Hoffnung gibt auch Maximilian Friedrich noch einmal Futter: „Im Rahmen der IBA soll im Quartier Backnang-West ja der Auenpark entstehen, wo unter Umständen mittelfristig auch noch einmal ein Angebot geschaffen werden kann.“