Das denkmalgeschützte Haus Marktstraße 42 in Backnang soll saniert werden

Ein altes Juwel darf auf Auferstehen hoffen: Der Architekt Stavros Karaisaridis hat das denkmalgeschützte Haus Marktstraße 42 in Backnang gekauft und will es energetisch und baulich sanieren. Der Gemeinderat hat das Sanierungsgebiet „Innenstadt III“ um das Gebäude erweitert und fördert so die Initiative des Bauherrn.

Mit der Sanierung wird die Optik des Hauses Marktstraße 42 verändert. Der Krüppelwalm verschwindet, Sprossenfenster kommen.Foto: privat

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Mit der Sanierung wird die Optik des Hauses Marktstraße 42 verändert. Der Krüppelwalm verschwindet, Sprossenfenster kommen.Foto: privat

Von Matthias Nothstein

Backnang. Das Gebäude Marktstraße 42 steht seit Jahren leer und ist mittlerweile in einem sehr sanierungsbedürftigen Zustand. Doch jetzt zeichnet sich eine Lösung ab, wonach das Juwel im Dornröschenschlaf demnächst wieder in altem Glanz erstrahlen könnte. Der Marbacher Architekt Stavros Karaisaridis und seine Frau Dimitra Kiakou haben das denkmalgeschützte Eckhaus aus dem 19. Jahrhundert gekauft und bereits einen Bauantrag gestellt. Karaisaridis hofft, dass dieser Antrag noch Ende September genehmigt wird und er mit den Arbeiten loslegen kann. Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann würde sich ebenso darüber freuen, handelt es sich bei dem Objekt seinen Angaben zufolge „um ein strategisch wichtiges Gebäude an der Achse Bahnhof/Engelkreuzung/Stiftshof“.

Und er verweist darauf, dass es in der Vergangenheit schon viele gescheiterte Bemühungen gab, das Gebäude auf Vordermann zu bringen und dass er sich jetzt über die ambitionierten und klugen Pläne des Investors freue. An der Stadt werde die Sanierung laut Großmann zumindest nicht scheitern. Als Indiz für dieses Versprechen listet er auf, dass der Gemeinderat dieser Tage das Gebäude einstimmig in das Sanierungsgebiet „Innenstadt III“ aufgenommen habe. Großmann geht ferner davon aus, dass der Bauherr mit einer zügigen Baugenehmigung rechnen könne, nicht zuletzt deshalb, weil die Gespräche mit dem Investor sehr gut verlaufen und die Arbeiten einer städtebaulichen Aufwertung dienlich seien. Vor allem gefiel Großmann die Absicht, im Erdgeschoss eine „die Innenstadt belebende gewerbliche Nutzung“ zu ermöglichen. Das Engagement des Bauherrn werde sehr eng und intensiv begleitet.

Investition beläuft sich am Ende wohl auf eineinhalb bis zwei Millionen Euro

Aufgrund der Aufnahme des Gebäudes ins Sanierungsgebiet darf der Bauherr mit einem Zuschuss durch die Städtebauförderung in Höhe von 50000 Euro rechnen, zudem mit weiteren 5000 bis 7000 Euro vonseiten der Stadtbildförderung für Fensterläden und die Sanierung der Laibungen. Darüber freut sich auch Karaisaridis, der davon ausgeht, dass seine Investition am Ende zwischen eineinhalb und zwei Millionen Euro betragen wird. Er möchte neben den Geschäftsräumen im Erdgeschoss zwei Wohnungen im Obergeschoss und je eine Wohnung in den beiden Dachgeschossen realisieren. Der freie Marbacher Architekt arbeitet sehr eng mit dem Denkmalamt zusammen und kann auf Erfahrungen mit dem Umbau von denkmalgeschützten Häusern verweisen, wie etwa zuletzt auf ein Projekt in Altensteig.

Ein historisches Foto zeigt einen Einblick in den Verkaufsraum des Textilhändlers Wilhelm Kraus um 1914. Repro: Peter Wolf

© Peter Wolf

Ein historisches Foto zeigt einen Einblick in den Verkaufsraum des Textilhändlers Wilhelm Kraus um 1914. Repro: Peter Wolf

Ein historisches Foto zeigt einen Einblick in den Verkaufsraum des Textilhändlers Wilhelm Kraus um 1914. Repro: Peter Wolf

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Ein historisches Foto zeigt einen Einblick in den Verkaufsraum des Textilhändlers Wilhelm Kraus um 1914. Repro: Peter Wolf

Das Haus Marktstraße 42 fordert Karaisaridis enorm. Das Gebäude weist erhebliche bautechnische und energetische Mängel auf, auch die Bausubstanz muss grundlegend instand gehalten beziehungsweise repariert und konserviert werden. Ungenügende Dach- und Wanddämmung, die nicht zeitgemäßen Sanitäranlagen und ein veraltetes Heizungssystem zeigen hier dringenden Handlungsbedarf. Der 49-Jährige setzt bei der neuen Heizung auf eine Luft-/Luft-Wärmepumpe und beabsichtigt eine bautechnische sowie energetisch aufwendige Sanierung, sodass zeitgemäßer, hochwertiger Wohn- und Geschäftsraum entsteht. Von städtischer Seite her ist es das Ziel, die historische Substanz des denkmalgeschützten Gebäudes zu erhalten. Geplant sind folgende Arbeiten: Einbau von Sprossenfenstern, die Sanierung der Werksteinelemente, eine Biberschwanzdacheindeckung, der Rückbau des Krüppelwalms zu einem Spitzgiebel auf der Straßenseite und raumhohe Sprossenfenster im Erdgeschoss. Die Denkmalfähigkeit des Gebäudes erklärt sich aus seiner heimatgeschichtlichen und wissenschaftlichen Bedeutung.

Die Stadt hatte Interesse am Gebäude, kam aber nicht zum Zuge

Zu der Erweiterung des Sanierungsgebiets gab es im Gemeinderat keine große Debatte. Die Verwaltung erklärte lediglich, dass geringfügige Gebietserweiterungen sinnvoll und notwendig seien, um den Entwicklungen der städtebaulichen Erneuerung gerecht zu werden. So wurde die Erweiterung des festgelegten städtebaulichen Sanierungsgebietes einstimmig beschlossen. Zudem wurde in der Sitzungsunterlage nochmals daran erinnert, dass die Sanierungsmaßnahme „Innenstadt III“ im Jahr 2018 in das Landessanierungsprogramm (LSP) aufgenommen wurde und zwei Jahre später bereits eine erste Gebietserweiterung erfolgte. Bislang wurden etliche Maßnahmen umgesetzt.

So wurde etwa der Güterschuppen abgerissen und ein Interimsparkplatz gebaut. Auch der Umbau des neuen Verwaltungsgebäudes Postgasse 5 wurde als Beispiel für den positiven Einsatz von Städtebaufördermitteln aufgeführt. Und es wurde betont, dass solche Arbeiten eine Initialwirkung für eine wirtschaftliche und kulturelle Stärkung der Innenstadt von Backnang haben können. Die Stadt war auch schon früher an dem städtebaulich wichtigen Haus interessiert, für das es auch ein „öffentliches Interesse“ gebe, kam aber 2018 bei der Zwangsversteigerung nicht zum Zuge.

Das Wohn- und Geschäftshaus wurde vor 1832 errichtet

Bedeutung Das Wohn- und Geschäftshaus Marktstraße 42 hat eine große städtebauliche, heimatgeschichtliche und denkmalpflegerische Bedeutung. Das stadtbildprägende Haus liegt als Eckgebäude an der Marktstraße, an einem der ältesten Straßenzüge Backnangs in unmittelbarer Nähe zum Stiftshofensemble, der Urzelle Backnangs aus dem 12. Jahrhundert.

Historie Es handelt sich bei dem Bau um ein vor 1832 errichtetes Haus, das für den Oberamtsarzt Johann Christoph Weiß erbaut wurde. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Textilhändler Wilhelm Kraus darin seine Verkaufsräume. 1938 wurde es von der Stadt Backnang erworben und verschiedenen Umbauten unterzogen. So wurde der Spitzgiebel an der Hauptfassade zu einem Krüppelwalm umgebaut. Und auf der Rückseite entstand ein Zwerchhaus mit Fachwerk und Krüppelwalm. Ab 1945 war der Sitz der amerikanischen Militärregierung in dem Haus untergebracht, 1951 zog die Stadtbücherei in das Gebäude, ab 1975 wurde es mehrfach verkauft und unterschiedlich genutzt.

Zwangsversteigerung 2018 kam es zur Zwangsversteigerung, bei der die Stadt nicht zum Zuge kam. Das Haus steht leer und wurde von Stavros Karaisaridis und Dimitra Kiakou aus Marbach am Neckar erworben. Karaisaridis ist Architekt und hat ein Baugesuch eingereicht.

Sanierung „Innenstadt III“ Das Sanierungsgebiet „Innenstadt III“ wurde im Jahr 2018 in das Landessanierungsprogramm (LSP) aufgenommen . Im Jahr 2020 erfolgte eine erste Gebietserweiterung. Bislang wurden folgende Maßnahmen, die Beispiele des positiven Einsatzes von Städtebaufördermitteln und damit Initialwirkung einer wirtschaftlichen und kulturellen Stärkung der Innenstadt von Backnang sind, umgesetzt:

Abbruch des Güterschuppens am Bahnhof

Herstellung des Interimsparkplatzes

Beginn der Umsetzung Mobilitätsdrehscheibe mit Stadtbrücke

Neubau Kronenhöfe (Quartier Am Obstmarkt/Dillenius- /Eduard-Breuninger-Straße)

Straßengestaltung Eduard-Breuninger-Straße

Freilegung Eugen-Adolff-Straße 26 bis 28

Beginn Umbau Verwaltungsgebäude Postgasse 5

Neugestaltung Freithof

Sanierung Haus Ölberg 16

Sanierung Wohngebäude Hämmerle mit Neubau

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Erstellt:
10. August 2022, 06:00 Uhr

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