Dank BKZ-Leser helfen: Schnelle Hilfe ohne Bürokratie
BKZ-Leser helfen Ob kranke Kinder, überlastete Familien oder Menschen in akuter Not: Die Spendenaktion der BKZ hilft schnell und ohne komplizierte Anträge. Das Geld kommt dort an, wo es im Alltag wirklich fehlt.
© Alexander Becher
Der symbolische Spendenscheck wird an die Empfänger übergeben (von links): Cedric Caspari, Vanessa Binder, Wolfgang Sartorius, Steffen Reitz, Heinz Franke, Natascha Bobleter, Beate Ruoff, Regina Wüllenweber, Daniela Hirling, Kornelius Fritz, Jochen Schneider, Jana Reichert, Olesia Niemova, Lydia und Helena Meltzer. Foto: Alexander Becher
Backnang. Von Kindern am Beginn ihres Lebens bis zu Menschen im Hospiz kurz vor ihrem Lebensende werden in diesem Jahr Menschen durch die Spendenaktion der Backnanger Kreiszeitung unterstützt. Mehr als 120000 Euro sind schon auf dem Spendenkonto eingegangen, sowohl von vielen Privatpersonen als auch von Unternehmen. Wenn man die Spender fragt, warum sie sich ausgerechnet für BKZ-Leser helfen entscheiden, so kommen meist zwei Argumente, berichtet Redaktionsleiter Kornelius Fritz bei der offiziellen Spendenübergabe. „Sie wollen, dass das Geld in der Region bleibt. Und vielen gefällt die breite Streuung der Projekte.“ Beides ist auch in diesem Jahr wieder der Fall – an sechs Schwerpunktprojekte und sieben Fördertöpfe gehen die Spendengelder.
Familie Meltzer Schon 18 Operationen unter Vollnarkose hat die erst dreijährige Helena Meltzer aus Weissach im Tal hinter sich bringen müssen. „Wie viele noch kommen, wissen wir nicht“, sagt ihre Mutter Lydia. Denn das Mädchen ist mit einer Blasenekstrophie – einer Harnblase außerhalb des Körpers – sowie einer Fehlbildung des Hüftgelenks geboren worden. In weiteren Operationen soll die Harnröhre geschient werden, in der Hoffnung, dass Helena irgendwann trocken wird. Doch ihre Erkrankung ist selten. In Stuttgart, wo sie bisher behandelt wurde, gab es einen solchen Fall zuletzt vor 15 Jahren, berichtet die Mutter. Sie hofft nun, in einer Spezialklinik in Regensburg Hilfe zu finden. Doch die Fahrten und der Aufenthalt in der rund 260 Kilometer entfernten Stadt schlagen finanziell zu Buche. Die Spenden der BKZ-Leser sollen nun diese finanzielle Bürde erleichtern.
Hospizstiftung Rems-Murr Vor Kurzem ist in Backnang das erste kindertageshospizliche Angebot eröffnet worden: An einem Tag pro Woche sollen Kinder mit lebensverkürzender Erkrankung hier betreut werden, sodass die Eltern kurz Entlastung erfahren. „So kann neue Kraft geschöpft werden. Ein Angebot, das unverzichtbar ist“, sagt Heinz Franke, Vorsitzender der Hospizstiftung Rems-Murr. Das Problem: Weil es das Angebot in dieser Form bisher nicht gibt, ist die Finanzierung über die Krankenkassen nicht abgedeckt. Der Verein stemmt die Ausgaben für die Räume und die Fachkräfte deshalb nur durch Spenden.
Zukunftswerkstatt Rückenwind Ein neues Projekt der Zukunftswerkstatt Rückenwind (ZWR) soll speziell Familien in Notlagen unterstützen. „Wenn die Familie zum Beispiel vor Krieg geflüchtet ist und dann plötzlich der Vater stirbt. Oder Familien, in denen ein Kind eine Behinderung hat“, nennt ZWR-Mitarbeiterin Olesia Niemova Beispiele. Bei dem Projekt Sharecare sollen solche Familien ohne Termine Hilfe bei allerlei Problemen des Alltags erhalten. Außerdem sind Treffen für Eltern und Kinder, Hausaufgabenhilfe, Beratung und Schulungen geplant, ebenso wie Ausflüge und Workshops, ergänzt Jana Reichert. Das kostet Geld, zum Beispiel für Miete, Material, Fachkräfte und Sprachmittler. Ziel sei es, jedes Jahr rund 100 Familien zu entlasten.
DRK Backnang Die Backnanger Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes ist vielfältig engagiert, bei großen und kleinen Blaulichteinsätzen unterstützen die ehrenamtlichen Helfer, dazu kommt ein großes Angebot an Erste-Hilfe-Kursen, Sanitätsdiensten und mehr. „Das Problem: Unser Fuhrpark komm im Vergleich zum Angebot an seine Grenzen“, sagt Cedric Caspari. Zu manchen Terminen müssen die Ehrenamtlichen schon mit ihren Privatfahrzeugen fahren, bei anderen Einsätzen konnte man gar nicht so viele Helfer mit zu Einsatzort nehmen wie bereitstanden – denn es gab nicht genug Fahrzeuge. Deswegen möchte sich das DRK ein Fahrzeug anschaffen, mit dem sowohl Personal als auch Ressourcen transportiert werden können.
Weitere Themen
Pyramidea Ein ähnliches Problem hat der Murrhardter Verein Pyramidea. Der Verein unter dem Motto „Von Geflüchteten für Geflüchtete“ ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, rund 80 bis 90 Ehrenamtliche sind im Einsatz, berichtet Jochen Schneider. Verschiedenste Projekte, die sich auch um die Themen Inklusion, Integration, Altersarmut und Einsamkeit drehen, werden organisiert. Weil sie aber nicht nur in Murrhardt aktiv sind, sondern auch in Oppenweiler oder Althütte, reicht das bisher einzige Fahrzeug nicht mehr aus. „Die Ehrenamtlichen nehmen häufig ihr eigenes Fahrzeug, aber das ist auf die Dauer nicht tragbar“, so Schneider. Schneider bedankt sich für mehr als die finanzielle Hilfe. Denn der Verein, in dem zu 90 Prozent Ehrenamtliche mit Fluchthintergrund aktiv sind, wurde in diesem Jahr zum ersten Mal bei BKZ-Leser helfen bedacht. „In einer Zeit, in der unsere Ehrenamtlichen immer wieder Anfeindungen erfahren, ist es einfach schön, dass ihre Arbeit gesehen wird.“
Erlacher Höhe Die Sozialeinrichtung Erlacher Höhe ist in diesem Jahr wieder mit einem Schwerpunktprojekt dabei: In der Backnanger Eichendorffstraße entstehen gerade Wohnungen für Menschen, die zuvor in der Sozialtherapie waren, also eine Suchttherapie hinter sich haben. So sollen 18 Plätze in Wohngemeinschaft geschaffen werden, um Betroffenen nach der Therapie eine stabile Lebensphase ermöglichen zu können, erklärt Wolfgang Sartorius, Vorstand der Erlacher Höhe. „Die Menschen können bleiben, solange Hilfe notwendig ist, bis sie eine eigene Wohnung und ein stabiles Sozialgefüge haben“, so Sartorius. Zusätzlich zu den 18 Plätzen in der therapeutischen Wohngemeinschaft sollen noch zehn Mietwohnungen für Menschen mit wenig Einkommen entstehen. „Aber so große Investitionen können wir selbst neben dem laufenden Geschäft einfach nicht leisten“, sagt Caspari.
Einzelfallhilfen Ein Fördertopf geht an die Stiftung Lebenswert, die bei der Erlacher Höhe angesiedelt ist. Ziel der Stiftung ist es, Menschen in kürzester Zeit und ohne bürokratische Hürden zu unterstützen. Hier geht es um Kosten für Brillen und Zahnersatz, um eine kaputte Waschmaschine oder darum, den leeren Kühlschrank mal wieder zu füllen. Von solchen Situationen berichtet auch Steffen Reitz vom Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang. „Es kam zum Beispiel vor, dass der Vater abgehauen ist, der Familie die Konten gesperrt hat und es war nichts mehr zu essen daheim“, berichtet er. Hier helfen die Spendengelder aus dem Fördertopf dann, um schnell zu überbrücken. Auch die Kinder- und Jugendhilfe beim Kreisjugendamt nutzt den Fördertopf für solche Notsituationen. „Die Familien sind sehr dankbar über die Hilfe, die unbürokratisch und schnell ist“, sagt Daniela Hirling. Das könne mal die Fußballausstattung sein, um einem Kind die Teilnahme am Sport zu ermöglichen, oder auch die Einrichtung eines Kinderzimmers. „Die Gelder sind ein Segen“, sagt Beate Ruoff vom Kreisdiakonieverband. Ebenso wie die Evangelische Diakoniestation und die Diakoniestation Mittleres Murrtal verwenden sie die Fördertöpfe zum einen für medizinische Hilfsmittel, die von der Kasse nicht übernommen werden. „Oft sind es keine großen Beträge, die Erleichterung für die Patienten bedeuten“, sagt Natascha Bobleter. Die Mitarbeiter der Diakoniestation verwenden zum anderen viel Zeit für Beratungen, die ebenfalls nicht vergütet wird. Zum Beispiel für das Beantragen des Pflegegrads einer Frau ohne Angehörige. Wie hilfreich kleine Summen sind, die unbürokratisch verwendet werden können, berichtet auch Regine Wüllenweber vom Backnanger Amt für Familie, Jugend und Bildung.
Weiterspenden Die Spendenaktion unserer Zeitung läuft noch bis Mitte Januar. Jede Spenderin und jeder Spender wird samt Wohnort namentlich in der BKZ abgedruckt. Weitere Namen folgen.